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Allalinhorn, 4027m, 14.08.2018

Besteigung auf dem Normalweg

Das eigentliche Ziel an diesem langen Wochenende war, mit einer Freundin zusammen das Lagginhorn zu besteigen. Also auf ins Wallis. Auf dem Weg dorthin warfen wir in einem Café in Andermatt eine kleine Stärkung ein. Der Fehler. Erstmal satt tuckerten wir weiter nach Saas-Grund, meldeten uns dort am Campingplatz an, bauten das Zelt auf und begannen zu kochen. Im Verlauf dieser Tätigkeiten ging es meiner Frau immer schlechter. Die Dunkelheit und damit die Kälte auf rund 1600m nahm Einzug. Essen fertig. Meine Frau muss sich übergeben. Der Snack aus Andermatt musste raus. Magen verdorben. Schüttelfrost. Noch in der Nacht zogen wir in ein kurzfristig organisiertes Hotelzimmer ein. Unter diesen Umständen war an Zelten nicht zu denken. Die Nacht verbrachte sie mehr oder weniger durchgängig in den gekachtelten Nebenräumen.

Der nächste Tag. Was tun. Bergsteigen auf unbekannte 4000er schied für meine Frau für die restlichen Tage aus. Unsere Freundin und ich fuhren zunächst zurück zum Zeltplatz, räumten dort unser zurückgelassenes Zeug ein und rechneten mit dem Platzwart ab. Ein Alternativplan wurde erstellt, damit die Reise und der Aufwand nicht ganz umsonst waren. Diesen Plan schmiedeten wir während eines Ausflugs nach Saas-Fee. Ausgestattet mit dem Bürgerpass ist das eine nette Unternehmung. Ergebnis: Unsere Freundin und ich machen mit Alpin Express und Metro Alpin früh morgens am nächsten Tag für den Preis eines kleinen Bausparers hoch zur Station Mittelallalin auf 3500m. Von dort gelangt man auf einem gut gespurten Pfad in etwa 2h unschwierig zum Gipfel des Allalinhorns. Umzingelt von kommerziellen Seilschaften, in denen Bergführer die Touristen nach oben ziehen. Ein teilweise amüsantes Schauspiel. Eine große, hohe Spalte muss über eine von Bergführern installierte breite, aus Kanthölzern gezimmerte Holzleiter überwunden werden.

Es gibt ein Novum auf dieser Tour: Ich bin das erste Mal ohne meine Lieblingsbergsteigerin auf einem 4000er und trage die Verantwortung für unser Tun. Das Allalinhorn gilt zwar als leichter, wenn nicht gar der leichteste 4000er und ich war schonmal oben, doch mein Kopf lässt mich trotzdem nicht in Ruhe. Unterm Strich bin ich ein klein wenig stolz darauf, dass ich mich der Verantwortung stellte und uns beide heil hoch und wieder runter gebracht habe.


Die Auf- und Abfahrt mit der Bahn bleibt mir in Sachen Transidentität negativ im Gedächtnis. Auf Grund der Tatsache, dass die Bergstation Mittelallalin den Zugang zu einem Sommerskigebiet bildet, sind entsprechend viele Mannschaften aus aller Herren Länder zum Trainieren dort. Vorzugsweise Kinder und Jugendliche. Eingepfercht in der Gondel zwischen glotzenden, mit dem Finger zeigenden Kindern, scheinen die Fahrten endlos zu sein. Das werde ich mir hoffentlich nicht mehr antun müssen. Dann lieber ein paar Stunden mehr hoch- und runterlaufen.

Allalin_2017: Portfolio
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