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Frühe Jahre, Ausbildung, Beziehung

Frühe Jahre, Ausbildung, Beziehung: CV

Frühe Jahre

1973 - 1992

Bereits im Grundschulalter merke ich, dass ich anders bin. Passe in keine Gruppierung wirklich rein. Weder bei den Jungs noch bei den Mädchen. Zu letzteren hätte ich gerne gehört. Das wusste ich schon. Dieser Wunsch setzte sich in der Realschulzeit fort. Wurde jedoch auch dort nie erfüllt. Ebenso nicht während meiner Mitgliedschaft im DLRG. Und in meiner ersten Phase des Wildwasserpaddelns mangels weiblicher Teilnehmer auch nicht.
Während meiner Pubertät schämte ich mich sehr für meine Vorlieben für weibliche Kleidung und trat in der Öffentlichkeit übertrieben männlich auf. Zumindest versuchte ich, diese Botschaft nach außen zu tragen. Ließ mir schon mit 15 einen ungepflegten Vollbart wachsen. Generell war es mir mehr oder weniger gleichgültig, wie ich rumlief, denn ich konnte sowieso nicht so erscheinen, wie ich es mir aus tiefster Seele wünschte. Sprechen konnte ich mit niemandem darüber. Auch nicht mit meinen Eltern. Ein Junge in den 80iger Jahren tut so etwas nicht. Ich fühlte mich als schlechter Mensch und blieb, wo es ging, immer im Hintergrund. Bis zum Ende dieser Zeit ging ich fest davon aus, dass ich irgendwie pervers sein müsse. Glücklicherweise, so dachte ich, bezieht ES sich nur auf mich alleine und zieht keine anderen Menschen mit hinein. Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl: Absolute Fehlanzeige.
Nach der Realschule begann ich eine Ausbildung zum Dachdecker. Das Arbeiten am Bau in einem bis dahin typisch männlichen Beruf hatte Tradition in der Familie. Ich wollte eigentlich Zimmerer werden, ließ mir das jedoch von meinem Betrieb ausreden. Das sei zu anspruchsvoll. Ich solle mal die Dachdeckerlehre fertig machen und dann sähen wir weiter. Mangelndes Selbstbewusstsein ließ mich klein beigeben. Eine absolute Fehlentscheidung, wie ich sehr bald wusste. Doch was ich beginne...

Der Weg durch die Ausbildung, der Beginn meiner Beziehung zu einer Frau

1992 - 2000

...beende ich für gewöhnlich auch. Die Dachdeckerlehre schloß ich vorzeitig als "Bester" des Landes ab. Da sich die Bundeswehr in der Zwischenzeit gemeldet hat und ein Einzugsdatum schon fest stand, wurde aus der Zimmererlehre nichts mehr. Abgesehen davon, dass ich zwar in der Dachdeckerlehre bereits selbständig ganze Dächer zuschnitt und auch aufrichten konnte, merkte ich doch auch, dass die Kiste mit dem Handwerk nicht mein Ding ist. Ich dachte immer schon zu viel nach und brauchte selbst für einfache Tätigkeiten mehr Zeit als andere. Die Qualität war immer gut. Das genügt aber leider nicht.
Die Zeit bei der Truppe war ich sehr beschäftigt und von mir selbst abgelenkt. Wenngleich lange, einsame Abende in der Kaserne Zeit zum Nachdenken und In-sich-kehren boten, so hatte ich doch die Notwendigkeit, über die Gestaltung meines weiteren Lebens danach eine Entscheidung zu treffen. Zeitgleich mit Abschluss der Lehre und dem Beginn des Wehrdienstes begann ich meine erste und bis dahin einzige Beziehung zu einer Frau. Das hat mein Leben mit dem, was noch in mir wohnte, stark verändert. Ich war so glücklich darüber, endlich eine Beziehung zu einem weiblichen Wesen zu haben, dass ich alle Warnzeichen, die auf einen schlechten Weg deuteten, für sehr sehr lange Zeit ausblendete und mich in alles fügte, was nach meiner Wahrnehmung von mir verlangt wurde. Man wird ahnen, dass sich das rächte. Dazu später mehr.
Vom Wehrdienst ging es, nachdem ich entschieden hatte, nicht wieder an den Bau zurück zu kehren, nahtlos über in die Fachoberschule, um die Fachhochschulreife nachzuholen. Während dieser Zeit festigte sich meine Beziehung weiter und es wurde hin und wieder akzeptiert, dass ich in Maßen weibliche Kleidung trug. Dabei war jedoch streng darauf zu achten, dass es nicht sofort als solche identifiziert werden konnte. Das war für mich ein kleiner Landgewinn, doch es sorgte auch dafür, dass der Stein ins Rollen kam, der zu immer wagemutigeren Experimenten zwang. In der Beziehung war nicht zu verheimlichen, dass es da noch etwas anderes gab.
Ich begann ein Studium. Wirtschaftsingenieurwesen. Wieder eine Entscheidung, die ich nicht selbst getroffen hatte, sondern mich beeinflussen ließ. Nun, als Fehlentscheidung würde ich es dennoch nicht bezeichnen. Der Abschluss öffnete mir später die Tür in einen Job, mit dem ich halbwegs gut leben konnte. Während des Studiums hatte ich viel Zeit und Gelegenheit, meinen Vorlieben zu fröhnen. Es wurde immer mehr ein Thema in der Beziehung und das langsam aufkommende, frei verfügbare Internet ließ mich in winzigen Schritten erahnen, was mit mir los ist. Ende der Neunziger bin ich in meiner Erkenntnis über mich selbst soweit gekommen, meiner damaligen Freundin klar sagen zu können: "Ich bin eine Frau". Leider wurde das von ihr mehr als Perversität und Fetisch abgestempelt. Die musste unbedingt in den eigenen vier Wänden bleiben. Damals zu bequem, zu wenig selbstbewusst und obendrein in einer gefühlten Abhängigkeit, gab ich klein bei, fügte mich und machte im alten Trott weiter. Die Unzufriedenheit mit der Aussicht auf keine Veränderung ließ mich füllig werden.
Studium abgeschlossen.

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