
Das neue Leben, ein Wort des Dankes
Das neue Leben
Januar 2017 - heute
Mein neues Leben beginnt. Als Frau. Noch vor wenigen Monaten erschien so ein Leben als völlig unerreichbar. Und dann ist es plötzlich da.
Eine berufliche Veränderung meiner Frau sorgt zu diesem Zeitpunkt dafür, dass ich relativ viel alleine zu Hause war. Das erwies sich hin und wieder als Herausforderung. Zum Einen musste ich lernen, mental mit dieser Veränderung umzugehen, denn bis dahin war ein Rollenwechsel wo nötig kein Problem. Das war ab diesem Zeitpunkt jedoch keine Option mehr für mich. Zum Anderen stellten sich ganz alltägliche Fragen: Was ziehe ich an? Wie und mit was schminke ich mich? Ich konnte nicht mehr die ganze Woche die gleiche Hose anziehen. Ebensowenig wollte ich angemalt, wie ein Clown, rumlaufen. Es war und ist mir sehr wichtig, nicht "tuntig" zu wirken, sondern als ganz normale Frau zu erscheinen. Ich glaube, das gelingt mir ganz gut. Der Rücklauf bestätigt das.
Der Kleiderschrank wurde vollständig umgestellt und ich lebte mit wachsender Begeisterung einige Monate meine neue Rolle. Die Änderung von Namen und Personenstand kippte ich beim Amtsgericht ein, ließ zwei Gutachten erstellen und bin seit Januar 2018 rechtskräftig Frau Milla Schütz. In dieser Zeit startete ich eine Hormontherapie und sehe auch dort erste Erfolge. Vor dem nächsten konsequenten Schritt habe ich ziemliche Angst und leider ist es auch so, dass meine geschiedene Frau angefangen hat, mir nach mittlerweile 7 Jahren das Leben wieder mal schwer zu machen. Habgier, Rache und Religion sind Geißeln der Menschheit. Solange diese Rechtsstreitigkeit und die laufende Pfändung meines Gehaltes, die sie auf Grund meiner gutgläubig unterschriebenen "Einigung" bei der Scheidung, erwirkt hat, nicht beendet sind, tue ich mich schwer damit, hinsichtlich meines weiteren Weges einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Bauch kennt die Antwort. Und dem zu folgen, hat sich bisher bewährt.
Inzwischen haben wir Mai 2019. Ich genieße nach wie vor jeden Tag und freue mich, wie ein Schnitzel, diese Entscheidung getroffen und umgesetzt zu haben. Leider gibt es nach wie vor blockierende Faktoren für weitere Maßnahmen. Lediglich die Haarentfernung, vor allem in Gesicht und am Hals, sind voran geschritten. Eine Beratung zum Thema GAOP in München nahm ich wahr. Meine generelle Angst davor hat sich allerdings dadurch nicht verändert. Offensichtlich ist der Leidensdruck (noch) nicht groß genug. Vorhanden ist er auf jeden Fall. Es kommen immer wieder Tage vorbei, an denen ich das Ding zwischen meinen Beinen verfluche. Aber was soll ich tun? Ich bin noch nicht bereit für eine Entscheidung. Ungeachtet dessen schaffte ich es, mich über Äußerlichkeiten hinwegzusetzen und ein Schwimmbad im Badeanzug zu betreten. Meine Erfahrungen dazu können unter Trans-Erfahrungen nachgelesen werden.
Inzwischen weiß ich, wie das Landgericht in Metz (F) von innen aussieht. Die Entscheidung des Gerichtes steht allerdings noch aus. Geht in Frankreich alles noch viel, viel, viel langsamer als in Deutschland. Wirklich irre. Demzufolge läuft die Pfändung noch und hindert mich daran, alle meine anstehenden Pläne vollumfänglich umzusetzen. Ich tröste mich damit, dass alles wieder zu IHR zurückkommen wird. Rache frisst einen auf. Ganz sicher.
Hinsichtlich meines Wechsels der Geschlechterrolle machte ich in den vergangenen 2,5 Jahren keine nennenswerten schlechten Erfahrungen. Ich erlebe, dass die Gesellschaft sich öffnet und nicht mehr pauschal verurteilt und hege die Hoffnung, dass dieser Fortschritt nicht durch die rechten und extrem konservativen Strömungen, die leider im Vormarsch sind, zerstört wird. Wir als Gesellschaft mit Rechten und Pflichten haben es in der Hand, ob der braune Pöbel weiter an Land gewinnt.
Thema Berghütte: Wie meine Berggeschichten berichten, bin ich mit meiner Frau sehr viel in unseren geliebten Bergen unterwegs. Die Schwierigkeiten, die sich dort ergeben, hatte ich bisher immer gut im Griff. Ich muss natürlich glotzende und irritierte Menschen aushalten, doch wie viel Raum sie in meinem Bewusstsein bekommen, liegt an mir. Natürlich gelingt es nicht immer, solche Dinge auszublenden und manchmal ist dann auch das Fass voll. Weglaufen ist jedoch keine Option. Dann gilt es, das Unbehagen einfach durchzustehen. In der Regel handelt es sich "nur" um einen Abend. Aber wie gesagt, meistens läuft es entspannt. Ich gebe mir Mühe, ein Bild zu transportieren, dass uns Trans-Menschen in das Licht der Normalität rückt.
Lange Zeit gab es kein Update zur Lage hier, es ist November 2024, die Welt hat die Covid Pandemie überlebt, gleichzeitig wissen wieder mal alte weiße privilegierte Männer diesen Umstand nicht zu schätzen und haben Kriege begonnen, die inzwischen leicht zu einem neuen Flächenbrand werden können und es gibt leider noch eine unerfreuliche Entwicklung: Wir stehen kurz vor einer erneuten Machtübernahme durch die Nazis, wodurch Menschen, wie ich, sehr wahrscheinlich in kurzer Zeit alle Rechte verlieren werden. Eine Lösung für dieses Problem habe ich nicht.
Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht. Meine Ex hat im September 2022 eine neue Klage in Frankreich gegen mich gestartet und es ist wirklich erstaunlich, wie leichtfertig Gerichte Klagen akzeptieren, deren Inhalte vollständig an den Haaren herbeigezogen und mit Lügen gepflastert sind. Ebenso erstaunlich ist es erleben zu müssen, in welchen "alternativen" Realitäten meine Ex inzwischen lebt und dem Gericht zu der Sache weitere Lügen ungehemmt präsentierte, deren Unwahrheit ich leicht beweisen konnte. Lange Rede, kurzer Sinn, ich hatte weiter oben erwähnt, dass ihre Rachsucht und Habgier irgendwann zu ihr zurückkommen werden und genau das ist nach vielen, vielen Monaten der Verfahrensdauer und hohen Anwaltskosten passiert. Endlich hat mal ein Gericht über den Tellerrand der vermeintlichen Opferrolle meiner Ex geschaut und deutlich zu meinen Gunsten endgültig entschieden. Leider ignoriert meine Ex den Passus im Urteil, das im November 2023 gesprochen wurde, wonach sie mir einige Tausend Euro Ehegattenunterhalt zurückzahlen muss und leider hat das Gericht zum deutschen Kindergeld, das meine Ex bezieht, mangels fehlender Kompetenz in der Sache keine Regelung festgelegt, was natürlich erneut unterschiedliche Interpretationen zuließ, doch bis jetzt kam keine neue Klage und ich hege die Hoffnung, dass die Zeit und ihr neuer Lebensabschnittsverschönerer die Dinge regeln werden. Dem Geld, dass sie mir schuldet, laufe ich nicht hinterher, das ist mir egal, wenn ich dafür meine Ruhe vor diesem bösen Menschen habe. Tja, wie man sich in Menschen täuschen kann. Frau nennt es Lebenserfahrung. Jetzt bin ich alle Verpflichtungen gegenüber meiner Ex endgültig los, zahle den festgesetzten Kindesunterhalt, der vom Gericht im Vergleich zur in Deutschland verwendeten Richtlinie Düsseldorfer Tabelle ebenfalls etwas reduziert wurde und deutlich weniger stark steigt, da die Veränderungsrate nicht willkürlich, wie in der Düsseldorfer Tabelle, festgelegt wird, sondern sich an einem vom Gericht genannten französischen Verbraucherindex orientiert und jetzt brauche ich nur noch abzuwarten, bis meine Kinder alt genug sind und die Treuhandfunktion meiner Ex endet und dann ist auch die letzte Zwangsverbindung zu ihr Geschichte.
Und übrigens geht's Frau Milla in den letzten jetzt bald 8 Jahren, seit denen ich in meiner richtigen Geschlechterrolle lebe, hervorragend gut, wie in all den Geschichten hier zu lesen ist. Neben all den anderen Aktivitäten draußen, hat sich im August 2022 noch das Fliegen mit dem Gleitschirm hinzu gesellt, was mir nach einigen Startschwierigkeiten sehr große Freude bereitet und wodurch sehr viele neue Freundschaften zu offenen und liberalen Menschen entstanden sind. Bei allen Dingen, die meine Frau und ich unternehmen, spielt es praktisch nie eine Rolle, dass ich möglicherweise aus den Schubladenmustern der meisten Menschen herausfalle, weswegen es nach wie vor nur in sehr begrenztem Maß und meist nur von mir wahrgenommen zu Diskrepanzen kommt.
to be continued...
Danke
zeitlos - zeitlebens
Wenn mir nicht meine andere Hälfte über den Weg gelaufen wäre, glaube ich, wäre ich an Milla zerbrochen.
Mein Sonnenschein, meine Lieblingsbergsteigerin, mein Coach, meine Beraterin. Du hast so viele Rollen bedingungslos inne, dass ich sie nicht zählen kann. Ohne Dich wäre Nichts. Ich danke Dir aus tiefstem Herzen.
Ich liebe Dich.