Jede Tour ein kleines Abenteuer

Das merkwürdige Wetter hält an. Zum Pfingstwochenende 2023 hatte ich mir gewünscht, dass es mal wieder zum Fliegen geht, doch wie schon das ganze Jahr verteilt sich das mehr oder weniger schlechte Wetter auf die Wochenenden, an denen wir Zeit haben und nicht in anderweitigen Verpflichtungen feststecken. Für die herausfordernden Ziele, die wir in den nächsten Wochen haben, brauchen wir unbedingt noch ein paar Höhenmeter in den Beinen,
am liebsten, ohne durchgewaschen zu werden, was wir am letzten Tag des langen Wochenendes tatsächlich mit der Großen Arnspitze schaffen.

Diversen Social Media Beiträgen zu Folge herrschen gerade perfekte Bedingungen an der Alpspitze in Garmisch für eine Winterbegehung über die Ferrata. Wenig fester, gefrorener Schnee, mehr als die Hälfte der Klettersteigverbauung liegt frei und kann benutzt werden und durch die enorm starke Begehung aktuell sind alle Wege rauf und runter gespurt, egal für was frau sich entscheidet. Das lange Wochenende, das freitags mit „Heilige Drei Könige“ beginnt, steht vor der Tür und möchte mit Abenteuern gefüllt werden. Wir gewinnen unseren lieben Nachbarn Thomas als Dritten in der Seilschaft, legen die Tour auf den Sonntag und sitzen in der ersten Gondel auf den Osterfelderkopf, der Bergstation der Alpspitzbahn auf 2033m. Mein zweites Mal Alpspitze.

Diese Tour schlug unser Nachbar Thomas vor und wir unternahmen im März 2021 bereits einen Versuch, die Runde zu gehen. Pferdefuß damals: Es schneite über Nacht so viel, dass uns die steilen Hänge unterhalb der Rotspitze wegen der Lawinenlage nicht geheuer waren und wir uns dazu entschieden, nur den Breitenberg zu überschreiten. So blieb diese Tour weiter auf der Wunschliste und wollte unter günstigeren Bedingungen nachgeholt werden. Am 1. November war es dann soweit.

Nachdem wir zwei Wochen zuvor erfolgreich die Ammergauer Kreuzspitze über den Kuchelberggrat bestiegen hatten, waren wir recht zuversichtlich, dass wir diese benachbarte Tour auch hinbekommen können. Wegstrecke und Höhenmeter sind in etwa gleich auf den beiden Touren, allerdings ist der Grat zwischen dem Ost- und Mittelgipfel der Geierköpfe wesentlich anspruchsvoller. Die Herausforderung auf dieser Tour: Neue Kategorie B Wanderschuhe. Die haben wir uns zugelegt, um auf einfachen Wanderungen, gerade wenn es wärmer ist, nicht alles mit unseren bedingt steigeisenfesten Stiefeln gehen zu müssen. Und weil ich so ein kleines Problemfußmädchen bin, war ich sehr gespannt, ob ich mit den leichteren und vor allem weicheren Schuhen zurechtkomme. Gerade an den Kletterstellen.

Wir befinden uns in der Übergangszeit zwischen Skibergsteigen und Hochtouren. Zumindest für unsere Verhältnisse. Zeit, um sich in den heimischen Bergen was Neues zu suchen. Die interessanten Berge in der Gegend sind häufig mit vielen Höhenmetern und langen Wegen verbunden. Also früh aufstehen, auch wenn Feiertag oder Sonntag ist, und sich in gewisser Weise darauf einstellen, dass es irgendwann irgendwo mal zwicken wird. Doch das soll uns nicht abhalten. Neue Berge kennen zu lernen hat auf jeden Fall seinen Reiz und sie sind es meist wert, dass frau sich ein wenig anstrengen muss.

Das Wochenende naht. Keine Termine, keine Verpflichtungen, nicht arbeiten, nirgendwo lange hinfahren. Fein. Zeit für Berge. Die Wetteraussichten waren eher bescheiden. Die Kunst besteht darin, den Bedingungen angemessen was zu finden, was meine lädierte Sehne schafft. Nicht zu wenig soll es sein, aber auch nicht zu viel. Wobei das immer schwer zu schätzen ist. Ob's zu viel war, weiß frau leider erst hinterher oder wenn es zu spät ist. Doch die Auswahl ist ja nicht so klein. Auf ins Allgäu. Um der Aufforderung nachzukommen, möglichst wenige Kontakte bei den gerade explodierenden Inzidenzzahlen zu haben, verzichteten wir schweren Herzens darauf, liebe Freunde zu besuchen oder sie einzuladen, uns zu begleiten.

Nicht wissend, wo die Pandemiekiste so hinfährt, buchten wir bereits im November letzten Jahres Übernachtungsplätze auf dem Prinz-Luitpold-Haus. Jenes durfte dann jetzt tatsächlich seine Pforten öffnen, ebenso war die Fahrt unserer Freunde Alex und Manuel über die Grenze kein Hindernis mehr und so stand der Bergfahrt zum Hochvogel nix mehr im Weg. Sogar das Wetter sollte einigermaßen passen, was ja in diesem Frühjahr/Frühling irgendwie auch ungewöhnlich ist. Die Menge der sonnigen Tage konnte frau bisher an einer Hand abzählen. Lustigerweise standen wir am Ende am Gipfel vollständig in den Wolken.

Seit wir vor fast 4 Wochen das letzte Mal in den Bergen unterwegs gewesen sind, Friederspitz und Frieder, hatten wir einige andere Dinge zu erledigen, die uns von Bergtouren seither abhielten. Nach Ostern stand eine Ferienwoche mit den Kindern auf dem Programm, Eine Woche später unternahmen wir unsere ersten Gehversuche in Sachen Gleitschirmfliegen. So, und nun ist schon Mai. Wird Zeit, wieder bergauf zu gehen. Wetter, Schneelage, Pandemie lassen für unseren Geschmack keine Abenteuer zu. Also nochmal was Neues vor der Haustür.

Leider hat sich in Sachen Pandemie seit dem letzten Jahr Ostern nix für das alltägliche Leben verändert. Unsere Bergfahrt mit Ski aufs Rimpfischhorn sagten wir ab und für Ostern hatten wir erst gar nichts geplant. Sofern frau nicht zum Problem sondern zur Lösung gehören möchte, sind Fahrten ins Ausland einfach nicht klug. Also werden es weiterhin die Berge in der Heimat. Wir finden immer noch genug, die wir noch nicht kennen.

Im vergangenen Herbst sollte die Tour über Rotspitze, Heubatspitze, Breitenberg per Hohe Gänge schonmal stattfinden. Das ging damals nicht und so verblieb sie einfach auf unserem Abenteuerzettel. An diesem Samstag hatten wir ursprünglich einen Schnupperkurs Gleitschirmfliegen in der Nähe von Salzburg geplant. Da wir Teil der Lösung und nicht des Problems sein wollen, entschieden wir uns gegen einen Grenzübertrittsregelverstoß, blieben in D und so kam die Runde vom Herbst wieder zum Vorschein.

Eine Skitour an diesem Sonntag im Februar wäre nochmal was gewesen. Die sozialen Medien sind gut gefüllt mit den Helden- und Heldinnentaten aus denen wir lernen, wo Skifahren noch geht. Es bleiben jedoch zum Einen nicht so wahnsinnig viele Touren übrig, wenn wir die bereits gemachten abziehen. Zum Anderen steckt uns die Radtour vom Vortag in den Knochen, die allzu herausfordernde Ziele als eher weniger gute Idee erscheinen lassen, wie z.B. die Alpspitze über die Ferrata. Ganz zu schweigen von den Massen an Menschen, die sich an den wenigen Stellen tummeln, an denen überhaupt noch lohnender Schnee erwartet werden darf. Es muss ein anderer Plan her.

Im gesamten Alpenraum herrschen gerade sensationell gute Bedingungen für Skitouren. Außer in Bayern. Priml. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen lassen jedoch nicht zu, dass wir uns auf den Weg in den Schnee machen. Also krabbeln wir weiter zu Hause die Muggel hoch. Einen davon versuchten wir kurz nach Weihnachten, brachen jedoch ab, weil witzigerweise die Schneeverhältnisse für ein nach unserem Ermessen zu hohen Absturzrisiko führten. Der Säuling von der deutschen Seite.