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Friederspitz, 2049m, und Frieder, 2050m, 04.04.2021

Das Osterwochenende starteten wir mit einer bekannten Tour auf den Kofel in Oberammergau an Karfreitag. Wir packten mal alles fürs alpine Klettern ein. Doch Nebel und starker Nordwind ließen das ganze ziemlich ungemütlich erscheinen, als wir am Einstieg der Kletterei ankamen. Nun, die linke Achsel ist nicht die Klettertour, für die es sich lohnt, verfroren im Stand zu hängen. Also entschlossen wir uns dazu, einfach zügig über den Normalweg auf den Gipfel zu gehen und es damit gut sein zu lassen. Es werden bessere Tage kommen.
Samstags war das Wetter immer noch nicht viel besser. Um nicht nichts zu tun, klickerten wir uns im Radroutenplaner Bayern eine 50km-Runde zusammen und schwangen uns aufs Radl. An dem Tag blieb anschließend ein wenig Zeit, um unseren Radln einen Eimer Wasser und etwas Pflege zu spendieren. Nach einigen Wochen der Untätigkeit, klebte sogar noch das Salz vom Winter überall.
Endlich Ostersonntag. Es soll ein Sonnentag werden. Die letzten beiden Tage schliefen wir immer lange aus. Doch an dem Tag klingelte der Wecker um kurz vor 5 Uhr. Berge. Die ausgesuchte Tour auf den Friederspitz gilt zwar nicht als besonders prominent und überlaufen. Wir werden jedoch nicht die einzigen sein, die es an diesem Tag zum Wandern zieht.

Kurz vor 8 Uhr gehen wir am Parkplatz Ochsenhütte los. Noch sind nur wenige Menschen da. Ein paar Kajakfahrer haben hier offensichtlich übernachtet. Es ist kalt. Wir wollen einen Rundweg gehen. D.h. wir biegen nach wenigen hundert Metern auf den Weg 253 in Richtung Friedergries ab, statt der Forststraße weiter zu folgen. Auf der kommen wir später wieder runter. In anderen Berichten fand ich den Begriff "Prinzregentensteig". Ausgeschildert der jedoch nirgendwo. Nachdem wir im Friedergries auf einen kleinen Bach trafen, Friederlaine, biegt der Weg 90° nach Norden ab. Allerdings sollte frau dem Weg nur bis zum ersten Abzweig auf einen Pfad folgen, der wieder etwas nach unten abfällt und sich nach Osten wendet. Wir hatten uns hier ein paar Meter verlaufen, weil wir dem Weg nach oben folgten. Er endet jedoch nach etwa 30 Höhenmetern abrubt an einer Felskante. Es ist etwas verwirrend, da keine Markierungen oder Beschilderungen vorhanden sind. Früher muss es wohl irgendwo im Gebüsch gut versteckt ein altes Holzschild gegeben haben. Das fanden wir jedoch nicht. Nach kurzer Zeit biegt besagter, östlich weisender Weg wieder nach Norden und führt in Serpentinen auf einem gut erkennbaren Pfad bergauf. Hier half uns eine Karten-App, die uns zeigte, dass wir auf dem Weg sind, den wir auch nehmen wollen. Möglicherweise gibt es andere Pfade, die zum eigentlichen Anstieg führen. Wir fanden sie nicht. Macht aber nix.

Bei genauerem Hinsehen erkannten wir, dass auf manchen Bäumen am Pfadrand gelbe Punkte waren. Ungewöhnlich für einen Wanderweg. Könnte auch vom Forst sein. Doch die gelben Punkte gab es nur am Pfad entlang. Der ist zwar nur mäßig gut ausgetreten, aber stets gut erkennbar. Da der Schnee erst ab etwa 1600m begann, war die Wegfindung im Wald erstmal kein Problem.
Später, wie gesagt, begann unweigerlich ein Schneegestapfe. Allerdings fanden wir eine frische Spur von dem einzigen Menschen, der uns im Aufstieg begegnete und uns rasant überholte. Die Spuren deckten sich weitgehend mit dem Weg auf der Karte. Etwa 1000 Höhenmeter bis zum Lausbichel geht es in teilweise endlos erscheinenden Serpentinen bergan. Im vom Schnee platt gedrückten Gras ist der Pfad etwas versteckt. Zwischendurch auf etwa 1200m kommt überraschend ein Abzweig vorbei. Hier hielten wir uns rechts weiter halbwegs steil hinauf. Außer besagtem Menschen begegneten wir sonst niemandem. Mehrere Stunden nur wir alleine mit reichlich Vogelgezwitscher und Sonne. Einfach nur schön. Nachdem wir den Lausbichel rechts haben liegen lassen, kommt der Gipfel des Friederspitz in Sicht. Wir steigen durch eine kleine Senke den gegenüberliegenden Hang hinauf bis zum Grat, der uns zu unserem ersten Ziel leitet. Ein einziges Menschlein sitzt dort und genießt das Pausenbrot und die Aussicht. Der Schnee lässt sich bis dahin übrigens sehr gut mit Steigeisen gehen, da hart gefroren.
Wir blicken rüber zum Frieder. Bis jetzt legten wir knapp über 1200 Höhenmeter zurück. Um zum gegenüberliegenden Friedergipfel zu gelangen, muss frau nun fast 100m absteigen und drüben wieder 100m aufsteigen. Und das ganze dann auch wieder in umgekehrter Richtung zurück. Ich bin zwar nicht so motiviert, doch es ist noch früh. Obwohl wir uns wirklich nicht beeilten, war es kaum 11Uhr und wir sind nicht erschöpft. So oft werden wir wohl auch nicht hierher kommen und so entschlossen wir uns dazu, den Extraweg und die Extrahöhenmeter anzuhängen. 20 Minuten später stehen wir am Gipfel des Frieder. Ganz alleine. Kommt in diesen Zeiten nicht so häufig vor. Gipfelfoto, kurze Pause. Ein wenig gestärkt stapfen wir durch die Senke zurück zum Friederspitz. In beiden Richtungen ist der Ab- und Aufstieg recht steil. Mit Steigeisen ist frau hier gut beraten. Zack, zurück am Friederspitz haben sich 3-4 weitere Menschen eingefunden. Gipfelfoto auch hier. Eine weitere Pause brauchen wir nicht. Wir steigen gleich weiter ab.

Die Sonne hat den Schnee nun einigermaßen aufgeweicht. Ganz gut zum Bergabgehen. Auf dem Weg 257 folgen wir der ausgetretenen Spur nach Ost/Südost. Ehe wir uns versehen, sind wir die ersten fast 600 Höhenmeter runtergelaufen, haben die Latschenzone passiert und sind wieder im Wald angelangt. Auf dieser eher Ostseitig ausgerichteten Seite des Friederspitz liegt noch überraschend viel Schnee bis weit nach unten. Teilweise matschig, teilweise zu wenig für Steigeisen, teilweise in schattigen Bereichen noch gefroren. Also irgendwie blöd. Huift ois nix. Wir wurschteln uns durch. Das Vogelgezwitscher vom Aufstieg wird hier durch sehr lautes Rumgegröle abgelöst. Kurz bevor wir die Forststraße erreichen, begegnet uns eine Gruppe junger Menschen, die eine slawische Sprache sprechen. Einer kommt auf uns zu und möchte wissen, wie lange es wohl noch bis zum Gipfel sei. Kurz zuvor haben sie ein Schild passiert, auf dem zweieinviertel Stunden stand. Haben sie wohl nicht gesehen. Egal. Ich schaue sie mir an. Alle in leichten Wohlfühlfreizeit-Sneakers, Jeans/Jogginghose, nichts zu essen, nichts zu trinken dabei. Ohne die am letzten Abzweig angegebene Zeit zu kennen, erwidert Astrid, dass die mindestens noch zwei Stunden brauchen würden und dass der Schnee, in dem sie gerade stehen, weiter oben deutlich mehr und steiler wird. Ansonsten halten wir uns mit Ratschlägen gerne zurück. Meist fängt frau sich nur blöde Antworten ein. Wir gehen weiter, treffen auf den Forstweg mit einer reichen Beschilderung in alle Richtungen und stehen dort auf nicht mal mehr 1200m immer noch im Schnee. Derweil wird das Gegröle wieder lauter. Die Gruppe, die wir trafen, ist umgekehrt und kommt lautstark zurück. Nervige Idioten. Sorry, dass ich das so sagen muss. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Dummerweise schlittern sie in ihren Sneakern in unsere Richtung. Müssen wir das nun noch auf den letzten 3,5km ertragen? Schade. Wir machen langsam, lassen sie vorbei und hoffen, dass ihre Energie, die Straße runter zu laufen, nicht so schnell nachlässt. Über so viel Respektlosigkeit der Natur gegenüber kann ich nur den Kopf schütteln. Sie darauf anzusprechen hielt ich persönlich für keine Option. Menschen, wie jene, habe nicht nur vor der Natur keinen Respekt. Ich möchte nicht herausfinden, was sie mit transidenten Menschen anstellen.

Im weiteren Verlauf werden wir noch von zwei Skitourengehern überholt. Die Ski über der Schulter und einen riesengroßen Hund, wohl eine deutsche Dogge, an der Leine. Obwohl er noch sehr jung wirkte, also der Hund, reichte sein Kopf fast bis zu meiner Brust hoch. Nachdem sie an uns vorbei waren, hatte sich das Thema Leine schnell, da der Mensch, zu dem wohl das Viech gehörte, in der Rudelrangordnung unter dem Hund stand. Wie so oft. Ich schätze, dass der Hund auch während der Abfahrt frei gelaufen ist. Genau das richtige für die Winterruhe der restlichen Tiere im Wald. Zu guter Letzt überholen uns noch zwei Bergläuferinnen und dann sind wir auf magische Weise auf dem restlichen Stück bis zum Parkplatz alleine. Stille ist schön. Alles in allem eine feine Wanderung, auf der uns -abgesehen vom Schluß- wenige bis keine Menschen begegneten. Mit den Gegenanstiegen zum Frieder kommen etwas mehr als 1400 Höhenmeter zusammen und etwa 16km Strecke. Ohne uns zu beeilen brauchen wir mit allen Pausen etwa 7 Stunden. Wie das immer ist, gab es von oben gleich die nächsten Ziele zu sehen: Die Ammergauer Kreuzspitze, die über den weglosen Grat von der Kuchelbergspitze ganz fein sein soll, der oder die Kieneckspitz, der oder die Schellschlicht. Und nicht zu vergessen, der noch offene Jubi-Grat. A lot of things to do.

Das nächste Abenteuer wird jedoch nicht direkt in den Bergen stattfinden, sondern am Übungshang der Gleitschirmschule. I g'frei mi.

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