top of page

Frauenpower Camp der Flugschule Adventure Sports, 12.05.-16.05.2025

Eigentlich sollte der Kurs entweder in Greifenburg oder in Bassano stattfinden. Je nachdem, wo die Flugbedingungen besser wären. Tagelang beobachten wir die Wettervorhersagen und gingen fast schon davon aus, dass der Kurs komplett abgesagt werden würde. Denn das Wetter war weder am einen noch am anderen Ort fliegbar prognostiziert. Freitags kommt dann die erlösende Email von der Flugschule: der Kurs findet statt. Im selben Moment ist uns beiden jedoch regelrecht die Kinnlade runtergefallen. Der Kursort wird wetterbedingt ins Tannheimer Tal verlegt. Also direkt vor unsere Haustür an unsere Hausberge Neunerköpfle, Tegelberg, Buchenberg und Breitenberg. Na priml. So hatten wir uns das irgendwie nicht vorgestellt. Wir haben ja ein großes Faible dafür, neue Fluggebiete kennen zu lernen und hatten uns darauf gefreut, Greifenburg kennen zu lernen. Enttäuschung macht sich breit. Doch im Laufe des Tages sprechen wir viel drüber und merken: es wird für irgendwas gut sein, dass wir unseren B-Schein Flug an heimischen Bergen versuchen dürfen und dass wir die Chance haben, an den heimischen Bergen durch Fluglehrerinnen unterstützt, in der Thermik auf zu drehen. Vorfreude verdrängt die Enttäuschung und Astrid will unbedingt gerne schon am nächsten Tag in den Urlaub starten, auch wenn der Kurs erst montags beginnt.
Also rollen wir bereits samstags mit unserer neuen mobilen FeWo in die Urlaubswoche, die wir mit einem kleinen Hike&Fly an unserem Hausberg, dem Buchenberg, eröffneten. Nach Ankunft auf dem Parkplatz der Bahn machen wir als Erstes Mittag, unser Freund Klaus kommt vorbei und schaut sich unseren roten Blitz mit der Wohnkabine an und ist völlig von den Socken, was das für ein cooles Teil ist. Ein Getränk später muss er aber los, denn er hat einen Testschirm, den er heute ausgiebig fliegen möchte und wir sehen uns ja dann eh entweder in der Luft oder irgendwo zwischen Landeplatz und Startplatz wieder. Am Startplatz treffen wir nach dem Aufstieg zu Fuß ganz überraschend Andrea und Frank, die bereits einen Flug gemacht hatten und von einigermaßen bockigen Verhältnissen sprachen und dass sie überlegen ob’s noch ein Flug werden soll, denn auf rumpelige Flüge haben beide keine große Lust. Weil wir uns bereits einige Zeit nicht gesehen hatten, das letzte Mal war’s wohl ein Hike&Fly im Januar am Spiesser, gab’s erstmal reichlich zu erzählen und so vergingen die Minuten, die ich nicht gezählt hatte, denn wir beide haben es nicht eilig, wollen eh nur einen Flug machen. Es ist schön, ein paar Freunde zu treffen, die genauso entspannt sind. Irgendwann später, es ist bereits Kaffee&Kuchen Zeit, packen wir unsere Schirmis aus, machen uns fertig und starten in den Nachmittagshimmel, in dem sich auch irgendwo unser Freund Klaus mit seinem Testschirm rumtreibt, doch wir haben ihn aus den Augen verloren, unter anderem weil die Kombi aus neuem Schirm und Klaus nicht im Gehirn präsent ist. Mein Start gelingt gut, ich beginne zu suchen, wo es mich hinaufträgt, doch so richtig gut geht’s nirgendwo, obwohl der Bayerische Wind, verstärkt durch eine Nordostlage, was die bockigen Verhältnisse auslöst, eigentlich ganz gut unterwegs ist. Mit meinem Pi3 wäre ich wohl nach 4 Minuten am Landeplatz gestanden, mit dem Theta werden’s fast 20 Minuten. Immerhin. Und ja, es war schon etwas bockig, aber noch gut zu meistern. Andrea und Frank hatten sich dazu entschlossen, ebenfalls noch einen Flug zu machen, starteten kurz hinter uns und so trafen wir mehr oder weniger Zeitgleich am Landeplatz ein, wo wir uns auf Kaffee&Kuchen an der Wohnkabine verabredeten, denn die beiden haben sich gerade einen leeren Ford Bus eingekauft und waren sehr interessiert, mit was wir da jetzt unterwegs sind. Später gesellt sich auch Klaus zu der kleinen Gruppe hinzu und es wird eine nette kleine Kaffeerunde mit guten Gesprächen.

Ein paar Regentropfen beenden die Session, während derer wir herausfanden, dass es am nächsten Tag mit der Nordostlage in Bolsterlang am Weiherkopf fliegbar sein könnte und dass es sich zeitlich problemlos ausginge, auch dort komplett zu Fuß zum Startplatz hochzugehen. Da Andrea und Frank in Sonthofen wohnen, wäre deren Anfahrt recht überschaubar und auch Klaus meldet Interesse an, würde jedoch die Bahn bevorzugen. Passt, die finale Entscheidung verschieben wir auf den Sonntagmorgen. Mit der mobilen FeWo wollen wir die Nacht auf dem kleinen Camper-Stellplatz in Bad Hindelang verbringen, denn wenn fliegen doch nicht ginge, könnten wir in der Gegend einfach eine kleine Bergtour machen und wären nicht so weit vom Tannheimer Tal entfernt, wo montags unser Frauenpower Camp startet. Bei mir macht sich das erste Mal die Erkenntnis breit, wie grandios es ist, sich einfach frei entscheiden zu können, wo es hingeht, wir keine feste Ferienwohnung brauchen und damit praktisch alle nennenswerten Einschränkungen los sind. Es ist nicht die ultimative Freiheit, die die Hersteller von Campern gerne mit ihren Marketingfolien suggerieren, doch es ist eine Art Unabhängigkeit, die in Kombination mit der wachsenden Infrastruktur für Reisende, wie uns, trotzdem einen gewissen Komfort bietet und in der Regel relativ günstig ist.
Der Platz in Bad Hindelang ist wirklich toll, insbesondere über die beheizten Sanitärräume freue ich mich, denn es ist ganz schön zapfig in der Nacht und auch tagsüber, wenn der kalte Nordost durch die Bäume pfeift. Am nächsten Morgen sieht es am Weiherkopf immer noch fliegbar aus, allerdings ist wegen der kalten Nacht mit feuchter Luft und der Sonneneinstrahlung morgens erneut mit nicht so ganz ruhigen Verhältnissen zu rechnen. Andrea und Frank sind vor uns dort und beginnen schonmal den Aufstieg, Klaus sagt später ab, denn er möchte sich die Fahrt sparen und lieber die Zeit für Flüge mit dem Testschirm am Tegel nutzen. Das verstehe ich. Astrid und ich parken unsere Rakete am Landeplatz und starten den Aufstieg von dort. Unterwegs holen wir die beiden anderen ein und gehen ab da gemeinsam hinauf. Wir beide wollen nicht ganz so früh starten, denn es könnte am frühen Nachmittag tatsächlich thermisch werden und für einen längeren Flug taugen. Am Ende des Tages starten wir jedoch mehr oder weniger unmittelbar nach Andrea und Frank, allerdings verkacke ich meinen Rückwärtsstart auf eine nahezu dramatische Art und Weise, was mir bis dahin in 170 Flügen nicht passiert ist. In dem Moment, wo mein Schirm über mich kommt und ich die C-Ebene freigebe, fährt eine Böe von der Seite in mein Segel, dass mich anschließend mitschleift, bevor ich kapiere, was das Problem ist, ich stolpere, drehe mich in die falsche Richtung, doch der Schirm fliegt bereits. Was für eine Scheiße. Im letzten Moment schaffe ich es, mich 180° umzudrehen, um nicht verdreht gegen die Flugrichtung hinaus zu fliegen, doch dabei verpasst mir der Boden am Startplatz ein paar ordentliche Schläge, es kostet Stoff und Tapete, und irgendwie habe ich kurz darauf als ich etwas aus dem Hang raus bin das Gefühl, heute besser nicht gestartet zu sein. Zu spät. Ich fliege. Spaß macht es nicht, es ist richtig bockig, ich scheine von vielen kleinen Thermik-Bubbles umzingelt und habe Mühe, den Schirm über mir zu halten, zum Aufdrehen taugen die Blasen für mich leider auch nicht. Mit ein wenig Geeiere kann ich ein paar Meter Höhe machen, Bestand hat das jedoch nicht und netto geht’s nur runter, mit viel Gezappel und der permanenten Gefahr, sich Klapper einzufangen, was ich überraschender Weise auf dem gesamten Flug verhindern kann. Astrid eiert genauso durch die Gegend, sucht noch am letzten Hang vorm Startplatz Steigen, findet aber nix und so drehen wir beide praktisch gleichzeitig ab in Richtung Landeplatz. Erst jetzt bemerke ich den starken Talwind, denn ich muss seitlich driften und sehr darauf achten, im Luv zu bleiben, was ich dummerweise mit dem Gegenanflug in meiner Landevolte aufgebe und mich damit in ernste Schwierigkeiten manövriere, denn als ich aus dem Gegenanflug direkt in den Endanflug gehe, habe ich mich zu weit hinter den Landeplatz treiben lassen, mache keine Vorwärtsfahrt mehr mit meinem Theta, fliege sogar kurzzeitig rückwärts und der Wind schiebt mich ausgerechnet über den Spielplatz mit Bäumen, Klettergerüsten und Rutschen, der unmittelbar an den Landeplatz grenzt, und der auf keinen Fall überflogen werden soll. Ich versuche, einen Fuß in den Beschleuniger zu bekommen, um irgendwie Vorwärtsfahrt zu generieren, was mir bei dem labbrigen Schnürl am Leichtgurtzeug nicht auf Anhieb gelingt und sinke praktisch am Platz auf ein Klettergerüst zu. Der Landeplatz, zum Greifen nah, ist so nicht mehr erreichbar und bevor ich riskiere, auf dem Spielplatz einzuschlagen, ziehe ich meinen Schirm in zwei dynamischen Kurven auf die angrenzende Wiese und schlage dort ungebremst ein. Aua. Mein Popo wird mich die ganze nächste Woche daran erinnern, meinen Kopf zum Landen einzuschalten (es wird mir allerdings nicht immer gelingen, der Schmerz im Arsch ist für falsch verkabelte Synapsen nicht stark genug). So geht ein Flug zu Ende, den ich besser nicht gemacht hätte. Mit einer Erfahrung mehr im Gepäck und zum Glück auf meinen eigenen Füßen raffe ich mein Gelumpe zusammen und sehe zu, dass ich von der nicht abgemähten Wiese runter und zum eigentlichen Landeplatz komme. Astrid hat zwar die Landewiese auch nicht getroffen, doch sie hat es immerhin geschafft, ihr Flugzeug zu fliegen und von vornherein über der Wiese zu bleiben, wo sie aufsetzte. Ich bin deprimiert. Das Gefühl macht sich schon wieder breit, dass ich es einfach nicht kann und in der Luft im Prinzip nichts verloren habe. Adlerauge Astrid erkennt das sofort, wir sprechen über den Mist, den ich zusammengeflogen habe, doch sie sieht das anders. Die Bedingungen zum Landen waren für unsere Verhältnisse in dem Moment haarsträubend und kaum beherrschbar und Höhe ist endlich. Eigentlich habe ich die Situation ganz passabel gerettet, indem ich nicht auf dem Spielplatz einschlug und trotzdem keine nennenswerten Schäden an mir verursachte. Wäre ich passiv geblieben, was ich nicht getan habe, wäre es zu einer Katastrophe gekommen. Trotzdem bleibt bei mir ein G’schmäckle hängen, auch wenn ich in der Folge bei praktisch allen Pilot:innen solche Probleme und deren nicht bessere Lösungen beobachte, während wir uns am Landeplatz aufhalten und unsere Schirme zusammenpacken. Einer Pilotin muss ich regelrecht aus dem Weg springen, damit sie mich nicht „umlandet“.
Diesen etwas fragwürdigen Flug beschließen wir gemeinsam mit Andrea und Frank, die übrigens einige Minuten vor uns am Landeplatz diesen krassen Talwind nicht hatten, bei Kaffee&Kuchen. Nochmal rauffahren ist für mich keine Option und auch die anderen lehnen dankbar ab.
Als wir die Runde beschließen, brechen wir mit unserer rollenden FeWo ins Tannheimer Tal auf, wo wir in Untergschwend, einem Ortsteil von Tannheim, auf dem kleinen aber feinen Camping Alpenwelt angemeldet sind und sehr herzlich empfangen werden, einen Stellplatz zugewiesen bekommen und uns so einrichten, dass wir im Zweifel die Kabine absetzen könnten, weil es sich abzeichnet, dass wir nicht die ganze Woche hier fliegen können. Abends sind wir dann schon mit ein paar Mädels aus dem Kurs zum Essen in Tannheim verabredet, was wir schnell und einfach mit dem Radl erreichen können. Auf dem Weg treffen wir Ines, die wir bei unserem kleinen Flugliebe Allgäu-Event im vergangenen Jahr kennenlernen durften. Ein bekanntes Gesicht zu treffen, ist irgendwie beruhigend und der erste Eindruck in der Runde ist total gut, ich glaube, dass wir Spaß haben werden.

Der Start des Frauenpower Camps ist um 9 Uhr montags morgens am Landeplatz in Tannheim und wie üblich beginnen wir mit der Vorstellungsrunde, in der ich von meinen aktuellen Ängsten nach dem Erlebnis am Kronplatz erzähle und davon, dass das Ziel für den Kurs der B-Schein-Überprüfungsflug ist. Unsere Fluglehrerin Jojo war da sehr zuversichtlich, dass wir das diese Woche hinbekommen. So geht’s die ganze Runde durch, wir erfahren, dass mehr oder weniger alle ein Thema mit bockiger Luft haben, dass ebenfalls so gut wie alle sich nur in der Nähe des Landeplatzes wohl fühlen und sich mehr oder weniger noch nie getraut haben, diesen safe space zu verlassen, wie Astrid und ich auch. Einige aus der Gruppe fliegen wenig oder sind zumindest in den letzten Monaten wenig bis gar nicht geflogen. So auch Ines, die einen funkelnagelneuen Schirm dabei hat, den sie aber bei ihrem letzten Flug vergangenes Jahr im September noch nicht hatte. Spannende Voraussetzungen. Nach der Landeplatzeinweisung machen wir uns auf zur Bahn, wo eine Menge Bürokratiegeschisse auf uns wartet, was mich teilweise auch ganz unerwartet traf. Man braucht neuerdings eine Art Flugberechtigungskarte, um fliegen zu dürfen. Nie gehört und wir waren schon oft am Neunerköpfle. Park- und Landeplatzgebühren und verwirrende Konzepte mit Punktekarten für die Bahn runden das unmögliche Bild ab. Was für eine Bürokratie und es sollte in den anderen Fluggebieten noch schlimmer werden. Warum überlegt sich niemand ein einheitliches Konzept, das für alle Gebiete in der Gegend passt? An jeder Bahn werden eigene Suppen gekocht. Mit einiger Verzögerung sitzen dann aber alle irgendwann in den Gondeln und es geht hinauf in Richtung Startplatz, der völlig überraschend leer ist. Niemand da. Das habe ich hier noch nicht erlebt, wo sich sonst bei allen möglichen Bedingungen die Pilot:innen auf den Füßen rumstehen.
Jojo hat uns zum Startplatz hinaufbegleitet, Zylle wird die Flüge vom Landeplatz aus unterstützen und so startet eine nach der anderen zu ihrem erstem Flug des Kurses, zu dem vorher ein paar Manöver besprochen wurden, die alle geflogen sein sollten, bevor wir über Thermik reden, wie z.B. das Ohren anlegen, die Leitlinien-Acht, Nicken und vielleicht auch Rollen.
Als erstes fällt mir auf, dass die Startkompetenz in der Gruppe relativ hoch ist, selbst bei jenen, deren letzter Flug teilweise schon Monate zurückliegt. Alle kommen gut raus, so auch wir beide, die kurz vor 12 Uhr als letztes aufziehen. Ich trete nach dem Abflug als erstes in den Beschleuniger, um herauszufinden, ob bei 100% meine Umlenkrollen aufeinander stehen, was sie definitiv nicht tun und was ich unbedingt korrigieren muss, denn sonst kann ich den gesamten Steuerweg des Beschleunigers nicht ausnutzen. Ein Thema, dass ich seit vielen Monaten vernachlässigte, weil wir überwiegend mit unserem Bergsteigegurtzeug geflogen sind, wo die Einstellungen passen. Anschließend ziehe ich kleine Ohren, die nicht von alleine öffnen, nachdem ich die äußeren beiden A-Leinen freigegeben hatte und es spielt keine Rolle, ob ich noch im Beschleuniger bin oder nicht. Das ist ein Unterschied zu den großen Ohren, bei denen ich jeweils zwei äußere A-Leinen verwende, denn die öffnen beschleunigt von allein, aber wahrscheinlich nur deswegen, weil bei dem Manöver der Druck in der Kappe deutlich größer ist. Zwischendurch setzt mein Funkgerät immer wieder aus, ich höre Zylle vom Landeplatz nur sehr abgehackt und verstehe das meiste nicht, doch das kann ich dann später klären. Meine anschließende Leitlinien-Acht ist dürftig und sieht eher nach zwei verkorksten Eiern aus. Da sollte ich dran arbeiten, denn es ist eine gute Übung, um das Prinzip des Thermikkreisens zu festigen, neben der Spirale natürlich.
Der erste Flug ist kurz und ich bin etwas überrascht als Zylle allen Anweisungen zur Landevolte gibt, was ich so nicht erwartet hatte, denn wir hatten über die möglichen Landeeinteilungen gesprochen und auch darüber, was bei mehr Wind zu tun ist und alle Teilnehmerinnen haben eine gültige Lizenz und sollten dazu in der Lage sein, mehr oder weniger das umzusetzen, was besprochen wurde. Nun gut. Mein Schmerz dabei ist, dass mich die Anweisungen völlig aus meinem eigenen, vorher überlegten Konzept bringen und ich fast auf Karabinerhöhe angebremst im Endanflug bin und kein Steuerweg mehr fürs Flairen zur Verfügung steht, was ich sonst niemals tun würde. So klatsche ich schon wieder ganz zu Beginn des Landefeldes in die Wiese. Fail.

Wir fahren nochmal rauf und auf halbem Weg in der Bahn informiert Zylle in der WhatsApp-Gruppe, dass diejenigen, die auf ruhige Flüge stehen, sich überlegen sollten, ob sie nochmal starten wollen, denn die Bedingungen würden zunehmend anspruchsvoll. Am Startplatz bei Jojo angekommen, beginnt zunächst das Parawaiting, denn der Wind ist unentschlossen und pendelt zwischen Nordwest, Nord und Nordost mit teilweise ganz ordentlichen Geschwindigkeiten. Gegen halb zwei nachmittags scheint es sich wieder etwas zu stabilisieren und wie zuvor vereinbart, werden Astrid und ich die Dummies sein und als erste starten, um zu testen, wie die Luft so ist. Astrid versemmelt ihren Start, weil ihr eine Böe aus Nord nach dem Aufziehen den Flügel grad wieder einklappt. Na dann, ich stehe als nächste in der Reihe, warte noch einen kurzen Moment, bis alle sichtbaren Windanzeiger wirklich Westnordwest anzeigen und ziehe vorwärts auf, denn auch die Windstärke hat nachgelassen. Mein Start ist fein, ich laufe nur ganz wenige Schritte, nachdem ich meinen Schirm über mir stabilisiert habe und hebe ab. Astrid kommt nach mir auch gut raus und so startet der Zirkusflug, wie ich sehr schnell feststelle. Es ist wirklich sehr unruhig, ich versuche bald nach dem Start eine erste Thermik zu nutzen, doch nach 3-4 Kreisen in äußerst bockiger Luft gebe ich mein Vorhaben auf, weil ich mich nicht wohl fühle dabei. Steph kommt wohl direkt nach Astrid raus, denn die beiden beginnen, richtig aufzudrehen. Während meines Fluges habe ich dafür allerdings kein Ohr. Abgesehen davon, dass meine Funke wieder nur bruchstückweise Laute von sich gibt und ich nichts verstehe, möchte mein Schirm meine exklusive Aufmerksamkeit, damit er keine blöden Sachen veranstaltet. Über weite Strecken in Richtung Landeplatz sinke ich nicht und als ich mitten im Tannheimer Tal bin, drehe ich die Nase in den Wind und fliege eine Leitlinien-Acht, so, wie es Zylle am Boden nochmal erklärt hat und siehe da, macht Frau den Schirm erstmal langsam, ist genügend Steuerweg da, um die beiden Kreise dynamisch komplett über die Außenbremse zu fliegen und am Übergang nicht zu pendeln. Merken.
Kurz darauf erreichen meine Schaukeleien in den thermischen Bedingungen in Landeplatznähe neue Dimensionen und ich beginne, mich wirklich nicht mehr wohl zu fühlen, doch egal, wo ich hinfliege, es steigt und steigt, ich entferne mich immer weiter vom Boden, auf dem ich jetzt mit meinen Füßen lieber stehen würde. Ich weiß, dass es für mein Problem eine Lösung gibt, doch ich zögere noch, sie anzuwenden, weil ich dann doch gar nicht mehr so viel Platz nach unten habe: die Spirale als Abstiegshilfe.
Ein großer Schritt, dieses Manöver, dass wir im Sicherheitstraining mehrmals geflogen sind, jetzt in freier Wildbahn genau dafür einzusetzen, wozu wir es gelernt haben, doch alles andere hilft jetzt nicht mehr. Ich spreche mit meinen Händen, damit für alle Anwesenden klar ist, wo innen und wo außen ist und außen hat die Macht, egal, wie schnell sich das Karussell dreht. Ich leite ein, halte mich aber sehr zurück, was die Schräglage und damit das Sinken angeht, denn es muss gar nicht so krass sein, um das moderate Steigen zu überwinden. Ich kreise so lieb, dass ich Zeit habe, währenddessen meine Höhe auf dem Vario zu beobachten, die mir eindeutig sagt, es geht jetzt nach unten und ich kann gleichzeitig den Landeplatz im Auge behalten, denn die Windrichtungen wechseln ständig und ich brauche ab einer gewissen Höhe eine klare Idee davon, wie ich in den Endanflug gehe. Eine ganze Volte spare ich mir, weil es in Bodennähe Ostwind hat und ich dadurch eh schon Lee-seitig bin und sowohl Höhe als auch Geschwindigkeit brauche, um sicher reinzukommen. Ich sehe Zylle in der Nähe des Peilpunktes, wie sie auf sich aufmerksam macht, denn meine Funke hat unterwegs ganz den Dienst eingestellt und so möchte sie mir signalisieren, wohin ich peilen soll. Passt gut. Das Sinken ist zwar kurz vor dem Aufsetzen gegen den Wind so groß, dass ich einigermaßen hart aufsetze, doch immerhin bleibe ich auf meinen Füßen. Alter, was für ein Ritt. Ich blicke in den Himmel und suche ihn nach Astrid ab, die leicht zu finden ist, da wir die einzigen Theta-Pilotinnen an dem Tag sind. Zylle nennt uns auch die Theta-Mädels, was ich sehr witzig finde. Im Sicherheitstraining wurden wir das Theta-Pärchen genannt. Sie ist jedenfalls auch auf dem Weg zum Landeplatz und wie ich später nach ihrer super Landung erfahre, hatten sie und Steph einen noch heißeren Ritt direkt unter den Wolken und auch ihr blieb nichts anderes mehr übrig, als die Spirale aus ihrem Fliegewerkzeugkoffer auszupacken und ordentlich nach unten zu kreisen. Mit dem A-Schirm, den Steph noch fliegt, ist es, glaube ich, nicht ganz so krass, weil er bauartbedingt eh schon stärker sinkt, aber soweit ich das in Erinnerung habe, musste auch sie zumindest die Ohren anlegen, um von der Wolke wegzukommen. Haben beide absolut fein und richtig gemacht. Tipptopp.
Für den Tag ist’s dann mit fliegen vorbei, denn besser wird’s nicht mehr und wir treffen uns zum Analysieren der Starts und Landungen im Gemeinschaftsraum des Campingplatzes, um danach nahtlos gemeinsam essen zu gehen.

Der nächste Tag. Wir hatten überlegt, die Kabine abzusetzen, um 5 Sitzplätze und reichlich Platz für alle Flugzeuge zu haben, doch unsere Bohrmaschine zum Kurbeln der Stützen hatte beim Hinstellen schon die Hufe hochgerissen und von Hand kurbeln geht zwar, ist aber eher was für Leute, die Mama und Papa erschlagen haben. Die Untersetzung ist so klein, dass Frau viele Minuten braucht, um eine einzige Stütze ganz rein oder ganz raus zu kurbeln. Und weil alles andere im Tannheimer Tal ganz entspannt mit dem Radl erledigt werden konnte, haben wir nicht abgeladen.
Als Fluggebiet für heute wurde der Breitenberg in Pfronten auserkoren, was mit etwas Anfahrt verbunden ist, doch das Neunerköpfle geht an diesem Tag definitiv nicht. Die liebe Maggie, die eine kleine Ferienwohnung auf dem Campinggelände für die Woche bezogen hatte, lässt uns bei sich einsteigen, zusammen mit Jojo und Zylle und es geht zeitig los zur Talstation in Steinach bei Pfronten.
Aufgabe Nummer 1: Die Landeplatzeinweisung, die etwas Zeit frisst, denn er wurde verlegt und man läuft nun 10 Minuten dorthin, doch er ist wegen der Talwindsysteme etwas speziell und sollte besprochen werden. Zurück an der Talstation gibt es erstmal neues Geschisse mit einer Flugberechtigungskarte, von der ich bis dahin noch nie gehört hatte, und natürlich wieder mit den Fahrkarten.
Eigentlich war der Plan, mit Jojo zusammen vom Breitenberg aus in Richtung Tegelberg zu fliegen, doch die Bedingungen waren nicht wirklich danach, wie sich relativ schnell herausstellte. Bockige Luft und in der Höhe zu viel Wind.
Zylle startet als erste, zeigt an, wie man hier aufdrehen kann und macht dann in Richtung Landeplatz, damit sie da ist, wenn die ersten landen gehen. Wir zogen als vorletzte Starterinnen beide Rückwärts auf, was auch erstmal funktionierte, doch bei mir sieht das jedes Mal sehr hektisch aus, wenn ich ans Ausdrehen komme. Ich muss das wieder öfter auf der Wiese üben. Gefällt mir so überhaupt nicht.
Direkt nach dem Start überfiel mich die bockige Luft und klappte mir links den Schirm ein, obwohl ich Steuerdruck auf beiden Seiten hatte. Später meinte Jojo dazu, die sich das Ganze von Startplatz aus angesehen hatte, beim Thermikfliegen kann man nie ausschließen, dass mal ein Flügel klappt, auch wenn Frau ansonsten viel richtig macht. Es gehört einfach dazu. Die Kunst ist so zu fliegen, dass die Wahrscheinlichkeit möglichst klein ist und etwaige Deformationen, die sich normalerweise ankündigen, so rechtzeitig zu erkennen, dass man sie verhindern kann.
Aber das war noch nicht das Ende. Nachdem ich den Taleinschnitt über der Bahn nach dem Starten verlassen hatte, wurde es zunächst ruhiger. Ich hielt Ausschau nach Astrid, fand sie, wie sie überm Landeplatz in der Thermik aufdreht und machte mich auf den Weg dorthin. Und tatsächlich ging’s unmittelbar überm Landeplatz nach oben. Für eine Weile wechselten Astrid und ich uns mit oben und unten ab, flogen sogar ein paar Kreise synchron am jeweils gegenüberliegenden Ende der Kreisbahn, doch dann zog Astrid wie von Geisterhand nach oben davon, während ich weiter um jeden Meter oder zumindest kein Sinken kämpfte. Es musste immer auch gegen den Wind vorgehalten werden, um nicht leeseits des Landeplatzes abgetrieben zu werden, und dabei ist mir dann in freier Wildbahn mit vielleicht 200m Höhe überm Landeplatz aus heiterem Himmel ein Frontklapper beim stationären Geradeausflug in den Weg gesprungen. Wie gut, dass wir nur wenige Wochen zuvor beim Sicherheitstraining gewesen sind und alle Arten von Deformationen mit dem Theta geflogen sind. Meine Hände schießen sofort nach oben, ich beobachte, wie die eingeklappte Front zügig wieder von alleine öffnet und höre Zylle im Funk, wie sie mir genau dazu Anweisung gibt und vorschlägt, nun zu landen. Mmmmhhhh…. Nachdem der Schirm so schnell wieder offen war, ich praktisch keine Höhe verlor, sondern sofort wieder Steigen hatte, entschied ich mich dazu, weiter in der Thermik zu kreisen, was ich ohne Sicherheitstraining zuvor niemals getan hätte. Ich glaube, damit ich habe ich manche in der Gruppe beeindruckt, doch meine Entscheidung, weiter zu fliegen, fiel sehr schnell nachdem die Störung überstanden war und ich für mich wusste, dass es mir keine Angst gemacht hatte.
Als Ursache für den Frontklapper auf geradem Flug kommt für mich die bekannte Konvergenz in dieser Gegend in Frage, die sich je nach Talwindverhältnissen genau über dem Landeplatz befinden kann, was eben diesen zu einem eher anspruchsvollen Landeplatz macht. Astrid erzählte später, dass sie weiter oben in der Thermik ebenfalls auf unerwartet bockige Verhältnisse stieß, was möglicherweise auch damit zu tun hatte.
Nochmal rauffahren ist für keine Pilotin eine Option, denn für uns passt irgendwie nichts mehr hier. Ein neuer Plan biegt um die Ecke, denn es könnte vielleicht sein, dass an dem etwas niedrigeren Buchenberg etwas später am Nachmittag startbare Bedingungen herrschen könnten.
Dort angekommen ist jedoch der Grundwind schon so stark, dass wir die Auffahrt zugunsten von Kaffee&Kuchen verschieben und uns so die Wartezeit versüßen. Der Wind hält allerdings weiter an und uns alle vom Fliegen ab, weswegen wir zunächst zum Landeplatz wackeln, machen dort eine Einweisung für alle, die hier noch nicht geflogen sind und Jojo zeigt uns eine sensationelle Starttechnik, die sie bei stärkerem Wind am Startplatz an Stelle des Kobrastarts anwendet, da sie dafür keine fremde Hilfe benötigt, die ihr die Flügelspitze vorbereitet und beim Hochziehen entsprechend unterstützt. Sehr beeindruckend.
Als wir alle den Eindruck gewannen, dass der Wind etwas nachgelassen hat, fuhr, glaube ich, die Bahn schon nicht mehr, doch fast alle packen nun ihre Schirme aus und üben am Boden alles Mögliche, denn es ist sonst niemand da bis auf einen Groundhandler und auch niemand in der Luft. Mich hebelt es bei einer Böe, die immer wieder ziemlich stark sind, einmal ordentlich aus und auf geht’s quer über die Wiese, auf der der Bauer gerade damit begonnen hat, sie zu mähen, was bei mir die Lust weiter zu üben sofort auf Null fährt. Ich packe ein. Die Mähaktion lässt nach und nach auch alle anderen zusammenpacken, wir beenden den Fliegetag und brechen wieder auf zurück nach Tannheim, wo wir abends zusammen beim Dorfwirt essen und wir die Gelegenheit nutzen, für den nächsten Tag, der von den Flugbedingungen her der beste Tag der Woche werden soll, bei allen das LiveTracking anzuschalten, sodass Jojo und Zylle immer sehen können, wo wir gerade sind und niemand verloren geht. Für Astrid und mich soll es der Tag werden, an dem unser B-Schein-Flug möglich sein könnte und wir besprechen mit Jojo, die mit uns fliegen und uns aus der Luft per Funk unterstützen wird, die Flugroute und die Alternativen, wenn Planänderungen nötig werden, was man vorher nie wissen kann und in der Luft entscheiden muss. Steph schließt sich dem Vorhaben an und möchte mit uns zusammen ebenfalls auf Strecke gehen. Ich bin aufgeregt, ob das alles so funktioniert und was alles auf mich wartet und ob ich überhaupt irgendetwas des Gesagten umsetzen kann.

Der große Tag. Wir sind früh dran, wollen zuerst einen ruhigen Gleitflug in der Morgenluft mit vielleicht dem einen oder anderen Manöver fliegen, bevor die Thermik einsetzt und wir auf unseren B-Schein-Überprüfungsflug mit der Unterstützung aus der Luft durch Jojo gehen. Wie beschrieben, hatten wir vorher die Strecke und die möglichen Aufdrehpunkte besprochen, also eine richtige Flugplanung lag vor.
Der Start zu meinem ersten Flug ist super, ich trete mit etwas Abstand vom Hang erneut den Beschleuniger auf 100%, nachdem ich ihn zuvor verkürzt hatte, und jetzt passt’s, die Umlenkrollen sind aufeinander. Danach lege in diesem ersten Flug vollbeschleunigt kleine Ohren an, die in der Folge nicht von allein wieder aufgehen und ich abwechselnd 1-2 Mal mit den Steuerleinen pumpen muss bis sich die Flügelspitzen wieder füllen und ich freue mich ein wenig, dass mich so etwas überhaupt nicht mehr anhebt. Als ich in die Nähe des Landeplatzes über einem freien Feld fliege, biege ich jeweils einmal in eine Spirale rechts herum ein und anschließend einmal links herum. Klappt super, ich fühle mich sicher, ich kann das Manöver vollständig kontrollieren und es macht Spaß wahrzunehmen, dass das ein ganz großer Schritt nach vorne ist. Bei den Sinkwerten, die ich später anhand meiner Flugaufzeichnungen ermittle, stelle ich fest, dass ich eine Schokoladenseite habe, die ich bei zukünftigen Flügen unbedingt ausbalancieren muss. D.h. mehr Rechtspiralen fliegen.
Jojo und Zylle ermutigen alle, die heute nicht auf Strecke gehen wollen, den Tag so gut es geht mit Flügen zu füllen, denn es ist definitiv der beste Tag der Woche.
Astrid, Steph und ich fahren auch wieder hoch und warten derweil mit Jojo zusammen am Startplatz auf das Einsetzen stabiler Thermik.
Evgeny erscheint auf dem Startplatz. Ich freue mich riesig, ihn endlich mal wieder zu sehen. Er ist Fluglehrer bei der Paragliding Academy und hat uns enorm viel während unserer Ausbildung dort geholfen. Heute ist er ebenfalls mit einem XC Kurs bestehend aus ausschließlich Männern da und hat den gleichen Plan, wie wir vier.
Spannend der Unterschied, wie die Männergruppe sich im Gegensatz zu der Frauengruppe verhält. Ich bin froh, dass ich in der Frauengruppe bin. Bei den Kerlen hilft man sich nicht gegenseitig, spricht nicht mal miteinander, es wird sogar gedrängelt. Bisschen schräg, aber nicht unerwartet.
Mein Herz klopft, als Jojo vorschlägt, es wäre jetzt so langsam ein guter Zeitpunkt, in die Luft zu kommen. Ich ziehe als erste von uns vier auf, starte fein, was vielen anderen, auch den Locals, nicht gelungen ist und mache mich sofort auf die Suche nach Steigen. In unserer kleinen Gruppe haben Astrid und ich vorher bereits kommuniziert, dass wenn eine absäuft, die andere ebenfalls landen geht. Für uns kommt nicht in Frage, dass eine weiterfliegt, während die andere am Boden steht. Das mag für manche merkwürdig erscheinen, doch das sind Prinzipien, die wir aus dem Bergsteigen übernommen haben und die uns wichtig sind. Es bleibt keine allein irgendwo in der Pampa zurück. Deswegen ist es uns wichtig, dass alle davon wissen und sich nicht in der Luft darüber wundern.
Ein kleiner Kampf beginnt, doch ich bin geduldig. Jojo hat uns Mut gemacht, nicht aufzugeben und immer weiter zu suchen und zu kreisen, auch wenn es nicht gleich gut geht. Streckenfliegen hat etwas mit Wollen zu tun. Es braucht Ausdauer und Entschlossenheit. Astrid geht’s genauso. Sie kämpft sich von noch weiter unten immer wieder rauf, gleichzeitig beobachten wir permanent, was alle anderen um uns tun, denn es ist mittlerweile recht voll geworden in der Luft, was aber auch gut sein kann, denn dann muss Frau nicht jede Thermik selbst suchen. Zwischendurch immer wieder Unterstützung beim Kreisen durch Zylle vom Startplatz aus und von Jojo aus der Luft. Sehr, sehr geil. Übrigens bin ich beim Thema bockige Luft, die es mehr oder weniger beim Thermikfliegen immer gibt, sehr entspannt geworden. Das Aufrollen, das der Theta immer wieder mal hat, stoppe ich konsequent und bekomme das Gefühl, es wirklich im Griff zu haben. Meine Thermikkreise haben sich verändert. Ich kann die Radien besser steuern und ich erlebe, was Tom aus dem Sicherheitstraining, Zylle und Jojo damit meinten, Thermikkreisen ist im Prinzip Spirale fliegen nur in die andere Richtung. Genauso ist es, ich bleibe innen tief und steuere die Radien und damit die Geschwindigkeit über außen und sobald die Rotation startet, ist’s ein ständiges Balancieren mit beiden Steuerleinen. So geht Spirale nach oben. Den größten Teil so einer Kreisbahn behalte ich meine innere Flügelspitze als festen Punkt im Auge, weil ich so ganz gut verhindern kann, dass mir schlecht wird und die übrige Zeit nutze ich für den Überblick über den Traffic, die Orientierung, meine anderen Flügelfrauen. Obwohl es die erste halbe Stunde echt mühselig zugeht, macht es Spaß wie die alte Sau.
Die prognostizierte Basis soll heute knapp über 2500m liegen. Nicht ganz optimal. Ansage von Jojo, soviel Höhe mitnehmen, wie es irgendwie geht, wir brauchen jeden Meter.
Steph ist inzwischen mit ihrem A-Schirm leider bereits abgesoffen, sodass nur noch Astrid, Jojo und ich für den Streckenflug übrig sind. Sie tat mir an der Stelle leid, denn soweit ich das beurteilen kann, hat sie wirklich ein Händchen fürs fliegen und mit einem besser gleitenden Schirm wäre sie uns sicher davongeflogen. Und dann kommt der Fahrstuhl. Nach fast einer halben Stunde Basteln erwische ich den Bart, den wir brauchen und sofort kommen Astrid und Jojo dazugeflogen und die Post geht ab. Innerhalb ganz kurzer Zeit Steige ich fast 600 Höhenmeter hoch bis auf fast 2500m und Astrid tut sogar noch ein paar Meter oben drauf. Was ich zunächst dabei nicht bemerke, ist die Zugrichtung des Thermikbarts, die durch den starken Westwind verursacht wird. Der Wind ist deutlich stärker, als er angekündigt war und er wird später unser Vorhaben auch vereiteln. Aber alles der Reihe nach. Jedenfalls treiben wir beim Kreisen fast einen Kilometer in die falsche Richtung ab, was aber auch nicht zu verhindern ist, denn ohne den Bart geht’s nicht. Jojo gibt den Startschuss für den ersten Talsprung nach Westen zum Grat auf der gegenüberliegenden Seite des Startplatzes, so, wie wir das vorher besprochen hatten. Dafür ist erstmal genügend Höhe vorhanden. Und sie weist uns an, wenn wir unterwegs Steigen haben, sollen wir eindrehen und erneut versuchen, mehr Höhe zu machen. Ich wundere mich aber zunächst darüber, wie langsam wir gegen den Wind fliegen und raffe dann, was das Problem ist. Der starke Westwind. Es dauert schon viele Minuten, bis ich überhaupt wieder über den Startplatz fliege. Auf Höhe der nächsten vorgelagerten Rippe quiekt mein Vario und offensichtlich auch das von Astrid, wir drehen ein, versuchen über weitere Kreise diese Minithermik nochmal zu nutzen, doch es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Für den Weiterweg empfiehlt Jojo, den Beschleuniger auf 50% zu treten, um schneller auf die andere Seite zu kommen, ohne das Sinken mehr als nötig zu strapazieren.
Ich merke, wie anstrengend es ist, permanent im Beschleuniger zu stehen, den ich sonst nur für ganz kurze Manöver, wie insbesondere das Ohrenanlegen verwendete. Gar nicht so einfach. Meine Beine werden lahm, ich muss wieder raus, auch wenn ich dann nur noch 5-10km/h Vorwärtsfahrt mache, kurze Pause, und wieder rein, während ich mir sehr wünsche, am gegenüberliegenden Grat die erhofften Aufwinde anzutreffen, denn der Talsprung kostet gute 500 Höhenmeter. Ich komme von uns dreien mit der niedrigsten Höhe an und im Prinzip hat dieser Umstand bereits das Ende eingeläutet, denn ich finde nichts Nennenswertes bzw. kann im Gegensatz zu den anderen beiden das, was vorhanden ist, nicht so nutzen, wie es nötig wäre. Inzwischen ist die Wolkendecke nahezu geschlossen und schattet alles ab, bis auf ein winziges Löchlein, dass ich am Leuchten einer kleinen Wiese an der nächsten Rippe erkenne, und halte in meiner Verzweiflung darauf zu. Tatsächlich habe ich dort sogar ein wenig Steigen, doch das genügt bei weitem nicht, um die fehlenden mehreren hundert Höhenmeter zu generieren. Ich schaue Jojo nach, die von mir weg in einen Taleinschnitt hineinfliegt, der vom Wind angeströmt sein müsste, und sie macht dort in der Tat Höhe, kommt über den Grat, doch für mich ist das keine Option, ich bin viel zu tief, um es ihr gleich zu tun und noch dazu müsste ich ein für mich viel zu großes Risiko eingehen, denn Landen geht dort nicht. Also kratze ich weiter, verliere konstant Höhe, versuche mich an einem letzten bewaldeten Hang, der sicher vom Talwind angeströmt ist, zu retten, doch ich traue mich nicht, dicht genug an die Bäume ran zu fliegen. Im Augenwinkel kommt Jojo wieder ins Bild, die sich natürlich traut und so nah am Hang kreist, dass ihr Stabilo fast die Wipfel berührt. Digga, das ist nix für mich. Mein Bauchi weiß bereits, dass hier Schluss ist und ich halte nach Landemöglichkeiten Ausschau, die in Frage kommen, während ich letzte Versuche unternehme, durch Hangsoaren noch etwas zu erreichen, doch Netto geht’s nur runter. Zwei Kandidaten sind im Rennen für eine Außenlandung und als ich unter 100 Meter über Grund sinke, funke ich Jojo an, dass ich landen gehe. Die erste Wiese scheidet aus, da ich im bodennahen Überflug Querzäune erkenne, also auf zu nächsten, die völlig frei direkt neben der Hauptstraße durchs Tannheimer Tal liegt. Einziger Punkt hier ist, nicht zu nah an die hintere Baumreihe fliegen, da sie ziemlich sicher ein Lee im Talwind bildet, der ganz schön stark geworden ist und ich die Bremsen ganz frei geben muss, um die Wiese mit sehr wenig Vorwärtsfahrt überhaupt noch zu erreichen. Die Kombi aus freigeben, anbremsen und seitwärts driften bringt mich mit sanftem Aufsetzen ganz nah an einen Feldweg, perfekt für den Rückweg zu Fuß. Direkt nach dem Aufsetzen funke ich durch, dass ich safe gelandet bin und sehe auch schon Astrid, die gleich hinter mir eintrudelt und es mir gleichtut. So, das war dann der erste Versuch, der schonmal in die Hose ging, aber: Es war trotzdem ein Erfolg, denn wir beide haben gelernt, dass wir dazu in der Lage sind, aus dem Gleitwinkelbereich zum Landeplatz heraus zu fliegen und uns trauen dürfen, diesen geplanten Flug allein erneut anzugehen, wenn die Bedingungen etwas besser sind. Astrid meldet über Funk, dass sie ebenfalls safe gelandet ist und nachdem wir die Distanz zum Landeplatz gecheckt hatten, gaben wir durch, nicht abgeholt werden zu müssen, wir gehen zu Fuß die etwa 2,5km zurück. Die geflogene XC Distanz war natürlich länger mit etwa 8,3km, doch für den Überprüfungsflug wars eindeutig viel zu kurz. Eine halbe Stunde später kommen wir am Landeplatz an, gesellen uns zu unserer Gruppe, von denen noch ein paar in der Luft sind, denn alle haben tolle Flüge gemacht oder sind gerade noch dabei, die Nachmittagsthermik auszufliegen. Wenige Minuten später landet Jojo, die unsere geplante Runde selbstredend fertiggeflogen ist, nachdem wir sicher am Boden waren und sie auf niemanden mehr warten musste. Sagt mir, wir müssen noch viel lernen. Wir sind aber auf einem guten Weg. Als alle gelandet sind und niemand mehr rauf will, setzen wir uns auf der Landewiese zusammen und ziehen gemeinsam Bilanz zum Flugtag. Alle haben heute Dinge getan, die sie sich so allein nie getraut hätten. Schon beim morgendlichen Flug hatte Ines zum Beispiel mehrere Seitenklapper gezogen und man konnte ihr vom Landeplatz aus ansehen, was sie das für eine Überwindung gekostet hatte, doch sie hat’s getan und sogar einen gehalten, um zu sehen, was ihr Schirm dann tut. Mit der Unterstützung durch Zylle vom Startplatz aus schafften es alle, in den Thermikbärten um den Startplatz herum teilweise richtig hoch aufzudrehen, oder sogar die verlorene Höhe wieder zu retten, was für einige ganz sicher ebenfalls viel Überwindung kostete und alle dürfen stolz auf ihre Leistungen sein. Ich freue mich jedenfalls für alle, dass sie so über sich hinausgewachsen sind. Ein tolles Ergebnis.
Astrid und ich klinken uns für heute aus der Essensrunde aus. Wir wollen selbst kochen, etwas Ruhe haben, denn die Tage mit so vielen Menschen, auch wenn sie noch so nett sind, sind anstrengend und ich möchte mich heute endlich mal wieder meinem Spiel mit der Handpan widmen. Zurück am Campingplatz ist die Maßnahme Nummer 1 Kaffeemaschine anstecken, Kaffee machen, in die Sonne setzen, ein wenig im Kopf runterfahren und Musik machen. Viel spielen kann ich ja nicht, doch meine Zuhörenden machen es mir leicht, weil sie alle nacheinander erscheinen und ich einfach mein Repertoire wiederholen kann. Als erstes wird die Chefin des Campingplatzes auf mich aufmerksam und ist von den Socken. Sie spricht lange mit Astrid, während ich spiele und wir lernen, dass sie ein Sonodrum kürzlich für die Familie anschafften, auf dem jedoch wenig gespielt wird und sie sich gerade bei mir Inspiration holt. Als nächstes taucht Zylle auf und erfreut sich ebenfalls an meinen paar Mustern und dem einen Lied, das ich inzwischen einigermaßen hinbekomme. Sie hat mal ein wenig Schlagzeug gespielt und hat eine Idee davon, was ich da so tue. Zum Schluss kommt auch Jojo um die Ecke gebogen, ich beginne mehr oder weniger von vorne. Sie legt sich auf den Boden neben mich, schließt die Augen und genießt es einfach. Das habe ich so noch nicht erlebt und es berührt mich, wenn es Menschen gibt, denen dieses einfache Spiel auf diesem ultimativ einfachen Musikinstrument genauso nahe geht, wie mir. Das sind ganz besondere Momente, die ich in mein Herz schließe, weil sie nicht so häufig vorbeikommen und ich sehr zu schätzen weiß, wenn es passiert.
Für den Abend haben wir uns mit Steph verabredet, die sich für heute ebenfalls aus der Restaurantrunde ausgeklinkt hat. Astrid und ich hatten auf dem Rückweg vom Landeplatz Gemüse eingekauft und wollen eine vegetarische bzw. vegane Tajine zubereiten, wie uns später auffällt und selbstredend kauften wir so viel Zeug ein, dass wir allein 2 Tage hätten davon essen können. So ist es schön, bei einem Glas Aperol Spritz in der untergehenden Sonne zusammensitzen und quatschen zu können, während die Tajine und das Couscous sich mehr oder weniger selbst auf dem Gasherd in der Wohnkabine zubereiten. Ich verstehe Menschen nicht, die sich nur von Fertigfutter ernähren. Kochen ist so einfach. Ich schweife ab.
Bisschen scharf aber lecker läuft fast alles rein, ein zweites Glas Aperol noch dazu und als es dunkel und kalt wird, ziehen wir in die Wohnkabine um, wo die Fußbodenheizung für ein angenehmes Klima sorgt und die Gespräche bei einer abschließenden Flasche Helles weitergehen können. Beim Fliegen trifft Frau so wahnsinnig viele wahnsinnig interessante Menschen. OK, es gibt auch Vollpfosten, doch ich bin nicht sicher, ob die Gauss’sche Normalverteilung hier zutrifft. Ohne jenen, die den Volkssportarten nahestehen, zu nahe treten zu wollen, aber Fliegen ist nicht Fußballspielen. Wurscht. Es ist jedenfalls voll schön, sich mit anderen motivierten Pilotinnen austauschen zu können.

Eine Kaltfront mit hohen Windgeschwindigkeiten und gegen Nachmittag Regen lassen uns für den nächsten Tag einen anderen Plan schmieden. Jojo hatte eigentlich vor, sehr, sehr früh am Donnerstagmorgen zu Fuß zum Startplatz Neunerköpfle aufzubrechen, doch als sie gegen 5:30Uhr den Wind checkt, dreht sie sich auch nochmal um. Donnerstag ist Wandertag.
Vom Landeplatz aus hatten einige bereits geäußert, dass sie gerne mal auf den Einstein gehen würden, der in unmittelbarer Nachbarschaft steht und fragten, ob das schwierig sei. Nein, ist es nicht, denn obwohl der obere Teil sehr felsig und steil erscheint, so geht doch ein einfacher Wanderweg durch die Flanke hinauf auf den Grat zum Gipfel, den Astrid und ich letztes Jahr genommen hatten, als meine Hand gebrochen war. Für die, die wollen, ist um 9 Uhr vor Ines‘ Unterkunft im Ortsteil Berg Abmarsch und nachmittags sind ein paar Stunden Theorie zum Fliegen eingeplant, die wir im Gemeinschaftsraum am Campingplatz abhalten wollen.
Zu sechst starten wir den Aufstieg, Zeitnot gibt es keine bis auf das Wetter vielleicht, es sind nur etwas mehr als 700 Höhenmeter bis zum Gipfel, was für alle mit angemessenem Tempo gut zu machen ist, ohne dass wir später die Uhrzeit für den Start der Theorie reißen würden. Wieder viel Zeit zum Austauschen, sich kennenlernen, Inspirationen holen und nach dem Erreichen des Grates der Gewissheit, dass Fliegen heute großräumig keine gute Idee gewesen wäre. Auf dem Abstieg kurz vor dem Ziel gibt’s noch ein paar Regentropfen gratis, aber nur sehr wenige, im Großen und Ganzen haben wir alles richtig gemacht, alle kommen heile wieder vom Berg runter und haben noch ein wenig Zeit, bis wir zur Theorie verabredet sind.
Entgegen meiner Annahme, dass wir viel Bekanntes durchkauen, hat Zylle etwas viel Cooleres aus dem Hut gezaubert. Wir sehen uns die Flüge von fast allen Pilotinnen in 3D an, fliegen deren Routen nochmal virtuell nach und besprechen, was alles unterwegs stattgefunden hat oder auch verpasst wurde. Die Spur zeigt über unterschiedliche Farben an, wo Steigen, Sinken oder auch Nullschieber passierten und so konnte jede Flugsekunde zerpflückt und besprochen werden, was in dem Moment vielleicht gut gelaufen ist, oder wo andere Flugentscheidungen zu einem besseren Ergebnis geführt hätten. Wirklich ein wertvoller Input für unsere zukünftige Fliegerinnenkarriere.
Abschließend hielten wir in der Runde ein Wetterbriefing für den nächsten Tag ab und es kristallisierte sich heraus, dass es am Tegelberg gut werden könnte. Ein Fluggebiet, in dem mehr als die Hälfte der Pilotinnen noch nicht geflogen ist.
Für den letzten Abend des Kurses hat sich Jojo, die auf gutes Essen steht, was mich persönlich sehr freut, gewünscht, ins s’Morent in Zöblen zu gehen. Das tun wir dann auch, Astrid und ich nehmen wieder das Fahrrad, um dort hin zu kommen, denn es ist nur ein Ort weiter westlich und als wir eintreffen, erinnert mich dieses kleine Restaurant sehr an Le petit Frontarlier, das mein Cousin Rémi in Metz betreibt. Es gibt eine kleine Karte, die Gerichte werden anhand dessen zusammengestellt, was tagesaktuell frisch aus der Region zu bekommen ist und alles hat so überhaupt nichts mit den Schnitzelbuden und dem Motto „Viel billiges Essen“ zu tun, die hier insbesondere in den Skiorten überall angetroffen werden können. Die Chefin ist höchstens Anfang zwanzig, ihr Papa rennt rum, macht den Sommelier, hilft im Service und ihr Mann, ebenfalls noch deutlich unter dreißig, kocht mit Leidenschaft und sehr individuell, wenn’s gewünscht wird. Den Fisch, den es heute gibt, der nicht auf der Karte steht, hat er vormittags selbst gefangen. Sonst ist kein Personal da, die drei erledigen alles selbst. Mich freut es ungemein, dass so junge Menschen so etwas mit so viel Hingabe und Engagement ins Rollen bringen und sich in jeglicher Hinsicht von allem abheben, was um sie herum passiert. Sehr beeindruckend. Leider fällt mir auch auf, dass außer unserer Gruppe nur ein einziger Tisch belegt ist. Ich hoffe, das liegt am Donnerstag und ist kein Dauerzustand. Das Essen, das in der Küche gezaubert wird, ist fantastisch, individuelle Wünsche werden mit größter Sorgfalt berücksichtigt. Wir haben Spaß und gute Gespräche. Auf jeden Fall merken Astrid und ich uns diesen Ort für die Zukunft, denn im Tannheimer Tal fliegen wir eh öfter.

Der letzte gemeinsame Tag bricht an. Wir hatten am Vorabend bereits den Campingplatz und den Strom bezahlt, um zeitig einfach mit unserer mobilen FeWo zum Landeplatz am Tegelberg aufbrechen zu können, ohne dass noch was offen gewesen wäre. Fast alle treffen pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit für die Einweisung am Landeplatz ein. Die Regeln wurden kürzlich angepasst und so schadet es nicht, nochmal darauf einzugehen. Fliegen am Tegel ist ja gerade an fliegbaren Wochenenden der Horror. 200 Pilot:innen bei 35°C im Schatten in der Schlange vor den kleinen Startplätzen, wo gerne auch mal ein Abbruch notwendig wird. Wenn die Bedingungen aber nicht ganz so optimal sind und ein Tag in der Woche gewählt werden kann, geht’s eigentlich. Und genau so einen Tag haben wir erwischt. Bis auf einen Piloten war unser Grüppchen das einzige oben am Startplatz. Gruppenfoto. Startplatzeinweisung. Schöner Wind zum Starten nach Nordost. Der morgendliche ruhige Flug war ein Traum, wenn die überboardende Bürokratie mit Grüner Karte, Liftkarte, Eintrag im Flugbuch und Kontrolle der Lizenzen und Versicherungen geschafft war. Einige aus der Gruppe, wie gesagt, sind noch nie hier geflogen und eines muss man dem Gelände lassen: Es ist der einzige Ort auf der Welt, außer Las Vegas, wo das Schloss Neuschwanstein steht und praktisch alle Mädels hatten mit hoher Priorität das Ziel, einmal über den Innenhof zu fliegen, was auch allen gelungen ist. Die Startplätze sehen auf den ersten Blick etwas spooky aus, doch wir hatten knapp 10km/h Wind von vorne, was das Starten enorm erleichtert. Ein Nullwind-Start mit viel Anlauf ist da nicht so günstig, geht aber auch. Für sie getestet.
Apropos „Für sie getestet“. Dadurch, dass Astrid und ich die Fluggebiete alle kannten, haben wir ein klares Bild der Do’s and Dont’s, was nach der Erwähnung stets mit „für sie getestet“ endete und im Laufe der Woche zu einem regelrechten Running Gag wurde.

„Für sie getestet.“
- Lee zwischen Hornburg und Rohrkopfhütte
- Sinkgeschwindigkeit bei Nose-down Theta > 18m/s
- Bei mehr Wind nicht hinter den Wassergraben am Bube LP
- Windversetzte Thermik nicht von hinten, Lee, anfliegen
- Flugverhalten Theta bei Klappern aller Art
- Tegelbergbahnseile, großer Abstand zwischen den Seilen, wenn Bahn fährt.
- uvm.

Nach dem Schlossbesuch flog ich wieder eine Spirale, um Höhe abzubauen rechts rum, meine schwächere Seite, denn ich habe ja gelernt, dass ich das trainieren muss und als das Karussell Geschwindigkeit und Geräuschkulisse hochfährt, habe ich regelrecht Spaß daran, Kontrolle auszuüben und eine fantastische Ausleitung zu fliegen, bei der ich auch noch genau auf Achse zum Landeplatz bleibe. Die Erinnerung daran, wie mir die Hosen vor der ersten Spirale unter den Knien hing, wirkt schon fast witzig. Dennoch darf man niemals unterschätzen, was in dem Moment für eine Dynamik und Energie im System ist, die es zu bändigen gilt. Nachlässig zu sein, weil Frau denkt, kann ich, kippt die Sache ganz schnell ins Gegenteil. Respekt und Entschlossenheit sind die Zauberworte, bei fast allen Manövern und wenn sie noch so easy erscheinen.
Blöderweise schaffe ich es, die Landung wieder zu verkacken. Trotz ganz offener Bremse im Endanflug erlebe ich sehr oft, dass der Flairimpuls den Schirm nicht langsamer macht und mein Kopf in den Panikmodus verfällt, weil so schnell laufen als Bewegungslegasthenikerin ja nicht geht. Ich komme zwar auf meinen Füßen auf doch ich verpasse mir unter der linken Brust mit dem Knie eine Rippenprellung, die mir die nächsten Wochen viel Freude bereiten wird. Die gute Nachricht: Ich hätte nie gedacht, dass ich so gelenkig bin. Andere in meinem Alter hätten sich wahrscheinlich irgendetwas abgerissen.
Astrid und ich entscheiden recht schnell nach der Landung, dass wir hier nicht nochmal fliegen müssen. Wind und Betrieb am Startplatz nehmen konvergent zu, thermisch wird’s wegen der dichten Bewölkung eher nicht und die Auffahrt ist ganz schön teuer. Allerdings verrät ein Blick in die BurnAir Map, dass der Buchenberg heute länger gut ist als der Tegel. Und der Kuchen in der Talstation ist ganz schön lecker. Als alle Mädels sicher gelandet sind, herrscht auch ohne unser Zutun die Kaffee/Kuchen-Stimmung und die Aussicht auf einen weiteren Flug am Bube lässt uns kurzentschlossen komplett umziehen.
Um die bei Ankunft guten Bedingungen noch für einen Flug zu nutzen, entscheiden sich fast alle für eine Auffahrt bevor es Kaffee/Kuchen geben soll. Lieber oben auf das richtige Fenster warten als es unten zu verpassen und so sitzen wir zügig alle in dem ultralangsamen Sessellift außer Jojo. Sie hat sich fürs Hochlaufen entschieden und „Laufen“ ist da wohl der richtige Begriff, denn ohne Gepäck, das mit der Bahn befördert wird, schafft sie die rund 350 Höhenmeter in 20 Minuten und schwitzt nicht mal ernsthaft dabei. Für die meisten Touristen ist das eine Tagestour. Unterm Strich ist sie fast so schnell, wie die Bahn. Wir sind ja auch nicht sooo langsam mit dem Flugzeug auf dem Rücken, wir machen das ja öfter, doch das ist definitiv eine andere Liga. Chapeau.
So, Buchenberg Nordoststartplatz. Wir checken ein wenig die Lage, beobachten die Startenden und die Fliegenden, doch so richtig hoch schaffen es die meisten nicht. Viel spielt sich unmittelbar am Hang um den Startplatz ab, wo der Bayerische Wind draufdrückt und bei den meisten das Sinken verhindert. Es ist, wie an einem Freitagnachmittag erwartet, etwas Betrieb, für uns nicht ungewöhnlich, denn an einem guten Abend im Sommer ist hier drei- bis viermal so viel los und wenn es sich mangels Thermik nicht verteilt, wird es ganz schön voll. Immer wieder beobachten wir einzelne Schirme, die nah an der Unterkante der relativ dichten Bewölkung fliegen, doch für uns ist nicht zu sehen, ob sie hier aufgedreht haben oder z.B. vom Tegel mit viel Höhe geflogen kommen. Am Ende des Tages spielt es keine Rolle, Astrid und ich wollen fliegen, die Startbedingungen sind gut und wenn wir „nur“ einen Gleitflug machen, ist das besser als nicht geflogen zu sein und deswegen machen wir uns bald nach Ankunft zum Starten fertig. Wir hatten die ganze Woche mit der Bahnunterstützung unsere Schnellpacksäcke benutzt, wo Schirm und Gurtzeug fertig eingehängt transportiert werden, doch nach dem morgendlichen Flug am Tegel packten wir die Schirme so zusammen, dass wir am nächsten Tag einen Hike&Fly machen können, weswegen wir jetzt alles nochmal neu sortieren und einhängen müssen, worin wir inzwischen aber soviel Routine haben, dass es schnell geht. Vorausgesetzt die Touristen verfangen sich nicht in den Leinen.
Ohne jegliche Erwartungshaltung an den Flug, außer, dass er mir Freude bereiten soll, starte ich gegen 12:40Uhr fein raus und beginne sofort nach dem Start mit der Suche nach Steigen. Der Wind steht gut an, ich biege erstmal nach rechts ab und bin im Nu schon über dem Startplatz. Nochmal umdrehen, ein wenig im Hangwind soaren, mal steigts, mal sinkts, aber ich halte mich. Astrid ist in der Luft, ich sehe ihr immer so gerne zu, wie sie da so rumfliegt. Ein Traum, dass wir dieses Geschenk gemeinsam haben können. Mir begegnen andere Pilotinnen aus unserer Gruppe und irgendwann sind alle in der Luft, ich erkenne ihre Schirme, alle halten sich erstmal, außer Zylle, die sich heute im zweiten Flug für einen Pi3 entschieden hat und damit relativ schnell zum Landeplatz abbiegt. Astrid ist ein wenig mit dem Absaufen am Kämpfen, doch sie bleibt hartnäckig dran. Meine Wenigkeit beginnt derweil über dem Berggasthaus zu kreisen, nachdem ich genug Höhe überm Startplatz habe und es trägt mich konstant immer weiter rauf. Der Bayerische Wind versetzt mich in Richtung Südwesten, er ist in der Höhe wesentlich stärker als weiter unten und es passiert etwas, was mich wahnsinnig freut: Hannah mit dem Espilon kommt zu mir raufgeflogen und wir kreisen zusammen in Richtung Wolkenunterkante. Sie hat diese Woche, glaube ich, auch einen gigantischen Schritt nach vorne gemacht. Sie erzählte später, dass sie mich da so weit oben hat rumfliegen sehen und dachte sich, das mache ich jetzt auch und tut es dann einfach und es gelingt ihr. Wirklich sensationell. Leider scheint unser Bart so auf etwa 1750m zu enden, oder er wird vom Wind zu sehr verblasen, jedenfalls kommen wir beide nicht über diesen Punkt hinaus, erkennen unsere Abdrift und beginnen damit, in Richtung Startplatz gegen den Wind zurückzufliegen, weiter auf der Suche, ob wir den Bart wieder finden. So richtig klappt das nicht, ich komme zwar noch über dem Gasthaus an, kann hier und da nochmal Höhe machen, aber Netto geht es größtenteils nur noch runter. Ich muss an den Hang vor dem Startplatz ausweichen als ich unter Startplatzniveau komme, versuche weiter Auftrieb zu finden, erkenne, dass Astrid immer noch hier unterwegs und nun teilweise über mir ist. Ich beginne damit, ihr zu folgen, um vielleicht mit ihrer Hilfe nochmal rauf zu kommen. Kurzzeitig gelingt das sogar, denn plötzlich erkenne ich ganz viele Pilot:innen, die auf einem Haufen offensichtlich in einer Thermik kreisen. Ich reihe mich ganz unten ein und drücke mir die Daumen. Ein paar Meter gehen noch, doch dann ist’s irgendwie vorbei, mein Vario macht nur noch Blökgeräusche wie ein Schaf, was großes Sinken bedeutet und als ich unter 1000m MSL sinke, entscheide ich mich dazu, entspannt landen zu gehen. Unterwegs hatte ich bereits bemerkt, dass der Wind teilweise mit 20km/h bläst, was bei einer Landung keinesfalls unterschätzt werden darf und auf jeden Fall in die Landeeinteilung einfließen muss. Ich überquere die Straße, erreiche ein freies Feld und teste erneut, wo der Wind herkommt und wie stark er ist. Ein, zwei Kurven noch, dann passt die Höhe, ich gehe in den Gegenanflug, achte aber darauf, mich nicht über den Wassergraben am Landeplatz in die falsche Richtung treiben zu lassen, sondern bastele mir aus einer seitlichen Drift gegen den Wind einen superschönen Queranflug. Beim Einbiegen in eben diesen, weiß ich mit Blick auf den Peilpunkt in der Landewiese, dass ich heute exakt auf diesem meinen Fuß aufsetzen werde. Das ist ein krasses Wissen, dass sich plötzlich etabliert, denn es ist das erste Mal in mehr als 200 Flügen, dass ich das erlebe. So drifte ich im Queranflug genau in die Flucht des Peilpunktes, ohne mich vom Wind verschieben zu lassen, wechsele von der Drift in einen langen, geraden Endanflug, die Gewissheit, exakt auf dem Punkt aufzusetzen ist noch immer da, gebe die Bremse langsam ganz frei, um ein wenig Geschwindigkeit gegen den Wind aufzubauen, fange zart ab, bremse durch und berühre den Boden genau an der vorhergesehen Stelle, dem Peilpunkt. Ich bin ja ansonsten mit meinen Landungen immer ziemlich auf Kriegsfuß, aber diese speichere ich mir ab, um bei der Diskussion mit Quatschi in meinem Kopf harte Gegenargumente zu haben.
Direkt hinter mir kommen Astrid und ich glaube, Hannah mit ihrem Epsilon rein. Beide sind mir in Sachen Peilpunkt ganz schön dicht auf den Fersen und beide schaffen es tatsächlich bis auf wenige Zentimeter an den Punkt heran, als sie aufsetzen. Das ist der Hammer. Sehr lässig.
Wie schon öfter erlebt, entpuppen sich die Flüge, an die es überhaupt keine Erwartungshaltungen gibt, als die Besten, so auch dieser. Gestartet mit der Absicht, dass es gleich Kaffee und Kuchen gibt, der Gelassenheit aus der Erkenntnis heraus, dass ein Gleitflug ein schöner Flug ist, schaffen wir doch alle einen der längsten Flüge der Woche, ich erreiche den für mich bisher höchsten Punkt überm Bube und lege dann noch die perfekte Landung hin. Ein würdiger Abschluss.
Aber noch ist es nicht soweit. Aus Kaffee&Kuchen wird nach der Landung nämlich so nix, denn die Gutste an der Talstation hat freitags Ruhetag. Z’fix. Wir überfallen das Casa Maria gegenüber, wo sie uns trotz ihrer eigentlichen Mittagsruhe reinlassen und bewirten, was ich ganz schön klasse finde. Das Casa Maria hat mich bereits einige Male überrascht. Die Zimmer sind toll und bezahlbar, das Essen ist Spitze und bezahlbar, der Service ist in der Regel sehr zuvorkommend und geduldig. Jedenfalls können wir umzingelt von einigen Leckereien unsere Abschlussrunde machen, lassen die Woche nochmal Revue passieren, sprechen über die Dinge die richtig Klasse waren und die waren eindeutig in der Mehrzahl, dürfen aber auch Kritik bzw. Verbesserungsvorschläge loswerden, doch viel zu sagen gibt es in der Hinsicht nicht. Ich kann für mich sagen, dass dieser Kurs einer der besten war, die ich mit dem Gleitschirm besucht habe und ein ganz wesentlicher Grund dafür ist der Umstand, dass es ein Kurs von Frauen für Frauen war.

Ein letztes Wort: Die Frau in mir war sich anfangs nicht so ganz sicher, ob ich in dieser Gruppe gut aufgehoben und akzeptiert sein werde. Ein Gefühl, dass ich nicht abstellen kann, denn ich habe ja ansonsten überhaupt keine Zweifel, dass ich definitiv eine Frau bin. Ganz im Gegenteil. Aber es kommt eben hin und wieder vor, dass diese Sicherheit auf die Probe gestellt wird. Das war in Lenk beim Frauenfliegenfest auch so. Warum das so ist, weiß ich nicht, denn es hat in so vielen Jahren noch nie den kleinsten Vorfall gegeben, egal was ich wo in welchen Gruppen unternommen habe, was mir eindeutig sagt, die Gesellschaft ist viel offener und toleranter als die Faschisten es einen glauben machen wollen.
Jedenfalls lief’s in dieser Gruppe voll entspannt und weil ich normalerweise in einer zehntel Sekunde erkennen kann, was die Menschen wirklich über mich denken, weiß ich sofort sicher, dass ich in meiner korrekten Geschlechterrolle 100%ig akzeptiert bin. Ein ganz schön gutes Gefühl, dass mir die Mädels hier uneingeschränkt vermittelt haben. Ein großes Dankeschön von Herzen an der Stelle.
Beim Abschied haben mich einige aus der Gruppe das auch wissen lassen. Sie waren teilweise beeindruckt, weil manche auch noch nie direkten Kontakt mit Transmenschen hatten und sehr überrascht gewesen sind, dass ich eben auch einfach nur ein Mensch bin, der sein Leben leben möchte und das sehr konsequent auf die Art und Weise tut, die ich mir bewusst ausgesucht habe. Ich fühlte mich extrem wohl in dieser Gruppe aus lauter starken Frauen, die alle tolle Dinge tun, ihre Ängste überwinden und dem Leben mit offenem Herzen und mit Mut entgegen gehen. Es war mir eine Ehre, Flügelfrau sein zu dürfen.

Nach der Verabschiedung checken Astrid und ich die Wetterlage für den nächsten Tag, denn wir müssen nicht nach Hause fahren, nur weil der Kurs zu Ende ist und wenn es irgendwo ein Fleckchen gibt, wo fliegen geht und der Aufwand vertretbar ist, fahren wir dahin. Die Suche ist schnell zu Ende, weil nur ein solcher Fleck für den Samstag existiert und das ist die Vordere Niedere in Andelsbuch. Seit die Seilbahn von Norden rauf abgebaut ist, dürfen Camper auf dem Parkplatz in einer ausgewiesenen Ecke für ein kleines Geld über Nacht stehen. Wie praktisch. Weil wir keine Auffahrkeile haben, stehen wir auf dem schiefen Platz etwas uneben, aber es ist alles noch in einem erträglichen Rahmen und wir sind schon dort, wo wir am nächsten Morgen losgehen können, ohne erneut das Auto bewegen zu müssen. Das Fenster fürs Fliegen mit vielleicht etwas Thermik wird sich voraussichtlich erst gegen Mittag öffnen und so haben wir keine Eile, gehen ganz gemütlich nach einem ausgedehnten Frühstück los und sind auf dem gesamten Aufstieg allein. Erst als wir fast oben sind, sehen wir den ersten Gleitschirm über uns hinwegfliegen. Obwohl wir gedacht haben, bewusst langsam gegangen zu sein, brauchen wir keine zwei Stunden mit dem Flugzeug auf dem Rücken für die etwa 950 Höhenmeter bis zum Startplatz. Weil praktisch alle, die fliegen wollen, ab Bezau die Bahn auf der Südseite rauf nehmen und den dort ausgewiesenen Startplatz nach Nordwest nutzen, stehen wir erstmal völlig allein auf dem riesigen Startplatz, bis sich eine Gruppe Männer mit Miniwings oder Acroschirmen lautstark hinzugesellt und wir spüren regelrecht, wie das Testosteron in Wellen zwischen den Kerlen auf einander prallt. Sie starten alle recht zügig und ich bin ehrlich gesagt froh, als wir wieder alleine sind und uns dieses nervige Balzverhalten nicht weiter anhören müssen. Happy Landings rufe ich ihnen in Gedanken hinterher.
Dann taucht eine Flugschule mit englischsprachigen Teilnehmenden auf, die sich jedoch in eine andere Ecke des Startplatzes verkrümeln und als wir uns zum Starten entschließen, sind noch etwa eine Hand voll Piloten eingetroffen. Also alles sehr überschaubar. Unsere anfängliche Idee, nach Thermik zu suchen und zu versuchen, länger in der Luft zu bleiben, weil es die Prognose zugelassen hätte, verpufft mehr oder weniger, weil es dann doch in Live etwas anders mit Sonne, Wind und Wolken ist. Unsere Starts gelingen fein, wir fliegen, halten uns nach links den Grat entlang, wo der Wind ganz gut anströmt und wir uns eine Weile halten können. Aber wie gesagt, so richtig gut geht’s nicht und Astrid biegt alsbald in Richtung Landeplatz ab. Ich drehe noch 2-3 Kurven am Hang, weil ich etwas höher bin, verliere jedoch auch zu viel Höhe beim Rumeiern. Also Landeplatz. Um mich herum sind einige andere Pilot:innen, auf die ich achten muss, wenn ich abachtere. In Bodennähe kommt der Wind aus östlichen Richtungen, weswegen wir, wie hier meistens üblich, im Endanflug gegen die alte Bahn landen. Auf dem Weg dahin erwische ich überraschenderweise auf der freien Fläche im Dorf zwischen den Bauernhöfen einen Thermikbart. Es steigt nicht viel, aber es steigt. Ich drehe ein und schaue mal, was geht, bin ja dann auch gleich am Landeplatz, wenn nix dabei rauskommt. Es kommt aber was dabei raus, ich drehe nochmal über 1000m MSL auf, meine Aktion hat sofort auch die 3-4 anderen angelockt, die mit einsteigen und teilweise weit über mich hinaussteigen. Finde ich gut, denn jetzt hab‘ ich den ganzen Landeplatz für mich alleine, hihi. Mit allen um mich herum landen zu müssen, wie es ohne die Thermik gewesen wäre, hätte ich nicht so fein gefunden, jetzt bin ich entspannt und lande auch gut.
Nochmal zu Fuß hochgehen ist keine Option und auch die relativ lange Fahrt um den Berg herum nach Bezau nicht, um mit der Bahn zu fahren. Wir entscheiden, dass es gut ist mit diesem Flug und Kaffee&Kuchen jetzt gut wäre. Um an Kuchen zu kommen, wackeln wir zu Fuß in den Supermarkt in Andelsbuch, weil alles andere leider geschlossen hat und machen uns dazu in der Kabine einen leckeren Kaffee. Handpan spielen auf der Wiese ist dann noch im Angebot und einfach auch mal die Seele baumeln lassen. Den ursprünglichen Plan, am nächsten Tag nochmal hinaufzugehen, verwerfen wir bald, denn die Vorhersagen verschlechtern sich mit jedem neuen Wetterlauf. Sonntagfrüh brechen wir nach Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück auf nach Hause und beenden diese spannenden Tage mit lecker Futter in unserem Stammgasthof.

bottom of page