Lagginhorn, 4010m
Ein kleiner Angstberg
Im Sommer 2015 unternahmen wir bereits einen Besteigungsversuch, der jedoch scheiterte. Die Gründe: Noch zu erschöpft von der vorangegangenen Tour zum Bishorn und Unterschätzung der Schwierigkeiten.
Dieses Mal war das anders. Wir kamen gerade aus den Brenta-Dolomiten nach Hause, wo eine solch drückende Hitze herrschte, dass wir kurzer Hand in die Schweiz aufbrachen. Das Lagginhorn war seit dem Abbruch auf der Wiederholungsliste und so wählten wir diesen Berg aus. Die Bedingungen waren sehr gut. In der Nacht zu Hause gestartet, erreichten wir am späten Vormittag Saas-Grund. Mit der Bahn ging es zum Kreuzboden rauf und gleich weiter zur Weissmieshütte. Beim ersten Versuch damals meinten wir, schnell von Hohsaas aus rüberspringen zu können. Heute wissen wir, diese Route ist anspruchsvoll und nicht ganz ungefährlich. Also wählten wir dieses Mal die Weissmieshütte als Ausgangspunkt. Nachmittags erkundigten wir noch die Stelle, an der der Weg zur Moräne abzweigt, sodass wir diese Kreuzung im Dunkeln am nächsten Morgen nicht verpassen.
Mit erstaunlich wenigen anderen Seilschaften starteten wir am nächsten Tag auf dem Normalweg. Vom Lagginhorngletscher ist nur noch ein Schneefeld übrig. Spalten gibt es keine, was auch der Hüttenwirt bestätigte. Seilfrei über das Schneefeld, erreichten wir den Einstieg in den Grat und suchten uns dort den Weg nach oben. Die klettertechnische Schlüsselstelle in Form einer kurzen Platte stellte kein Problem dar. Erst weiter oben wurde es interessant. Es hatte in der Nacht geregnet, was eine dünne Eisschicht auf den Felsen hinterließ. Hier war kein Fehltritt erlaubt. Eine 2er Seilschaft vor uns, die wir in deren Abstieg trafen, trat eine gute Spur ins Gipfelschneefeld, das mir recht steil vorkam. Wir entschieden nach wie vor wegen der Mitreißgefahr ohne Seil zu gehen. Nach etwa 5h standen wir auf dem Gipfel.
Der Abstieg gestaltete sich einfacher, da die Spuren von oben besser gesehen werden können und so erreichten wir nach etwa 3,5h die Hütte wieder.
Die rote Linie entspricht ungefähr der Auf- und Abstiegsroute
Aufgenommen vom Grat aus in Richtung Westen gegen 5:30Uhr.
Die klettertechnisch schwierigste Stelle
Die Steine sind vom Regen der Vornacht mit Eis überzogen
Die letzten Meter zum Gipfel führen über ein steiles Schneefeld