Neblig und kalt ging es los. Eine mystische Atmosphäre.
Auf dem Weg zur Fritz-Pflaum-Hütte kommen wir langsam über den Nebel. Was unten nicht zu sehen ist: Oben scheint die Sonne.
...scheint die Sonne.
Von der Fritz-Pflaum-Hütte führt ein Weg nach Norden durch Schutt zu einer gut sichtbaren Felsrinne, die den Weg zum Gipfel bildet.
Die Kletterschwierigkeiten sind moderat. Es geht ohne Sicherung hinauf. Gegen Ende ist sie jedoch schon etwas ausgesetzt.
Zusammen mit meiner Lieblingsbergsteigerin.
Nach Norden sieht es aus, wie vom Flugzeug aus. Der Blick in die anderen Richtungen ist durch ein Felshufeisen versperrt.
Der Wind ließ nach. Es war nahezu warm in der Sonne. Wir genießen den Moment.
Mit Blick nach Norden auf das Watte-Meer unter uns.
Man kann mehr oder weniger ganz vorwärts absteigen. Wir haben Spaß.
So anstrengend war es gar nicht, doch der Platz bot sich irgendwie an.
...sie kuschelt nur mit dem Fels. Ein tolles Gefühl.
Von rechts sind wir hochgekommen. Hinter der Hütte geht es zum Abstieg nach links ins kleine Grieskar.
...der Abstieg führt uns wieder in den Nebel hinein. Der Weg durchs kleine Grieskar ist steil und rutschig.
Der Weg ist als schwierig angegeben. Es stimmt auch.
Wir lassen uns von rutschigen Steinen und Schutt auf steilen Pfaden nicht den Spaß verderben.
Zum Schluss kommt noch schönes, nasses Laub hinzu. Wir beginnen damit, die Ausrutscher und Landungen wie beim Turnen zu bewerten.
...geht es durch ein kurzes Bachbett zurück zur Fahrstraße. Auf ihr erreichen wir das Auto wieder.
Kurz vor Ende muss nochmal Rast gemacht werden. Im Spinnennetz.
Mitterkaiser, 2011m, 03.11.2018
Herbsttour am Wilden Kaiser
Es ist November geworden. Die Hochtourensaison ist definitiv zu Ende. Für besagtes Wochenende war angedacht, die Benediktenwand über die Route Rampe/Rippe zu machen. Die setzt allerdings voraus, dass es ein paar Tage richtig trocken ist, was um diese Jahreszeit bei genauer Betrachtung als sehr unwahrscheinlich erscheint. Außerdem hatte es 2 Wochen vorher mit unseren lieben Freunden auf der Zugspitze soviel Spaß gemacht, dass wir einfach neue Pläne schmiedeten, die die beiden einschlossen. Eine möglichst einsame Bergtour mit ein klein wenig Anspruch an die Schwierigkeiten schwebte uns vor. Die Wahl fiel auf den Mitterkaiser in den Bergen des Wilden Kaisers. Meine Frau und ich hatten diesen Gipfel vor vielen Jahren schonmal gemacht. Ebenfalls im November. Damals lag der este Schnee ab ca. 1500m. Der war zwar dieses Mal mangels Niederschlag nicht unbedingt zu erwarten, doch um diese Jahreszeit haben immer auch ein paar Steigeisen im Rucksack Platz. Gerade auf nordseitigen Anstiegen kann immer mal was sein. Ebenfalls immer ins Gepäck gehört meiner Meinung nach eine Stirnlampe. Insbesondere wenn die Tage nicht mehr so lang sind. Die Tour ermöglichte außerdem ein gemeinsames Abendessen im schönen Chiemgau bei unserer Freundin zu Hause. Die Berg-Life-Balance muss ja auch stimmen. Als Treffpunkt bot sich der Parkplatz an der Mautstation in Griesenau an, damit wir für nur ein Auto Maut bis zur Griesner Alm zahlen mussten und insgesamt weniger gefahren wird. Und so stapften wir gegen halb elf Uhr morgens an der Griesner Alm los. Die liegt nach eigenen Angaben auf knapp über 1000m. Bedeutet, es lagen rund 1000 Höhenmeter vor uns. Ist überschaubar. Schon beim Start freute ich mich auf das Abendessen. Ich war fest davon überzeugt, wir sind nicht zu spät am Nachmittag wieder zurück.
Der Anstieg beginnt auf einem Forstweg in Richtung Fritz-Pflaum-Hütte (1868m). Bis zur Hütte ist der Weg als mittelschwer gekennzeichnet. Es war richtiges Herbstwetter. Nebel. Laub auf den Wegen. Die Steine sind rutschig vom Tau. Wie erwartet, sind nur wenige Menschen unterwegs. Die Fritz-Pflaum-Hütte ist nicht bewirtschaftet. Somit ist bei diesem Wetter nicht mit Ausflüglern zu rechnen. Passt. Unterwegs kommt ein Holzstapel vorbei, an dem ein Schild hängt. Es bittet darum, dass Aufsteigende Holz zur Hütte mitnehmen, damit Brand für den Winter vorhanden ist. Als wir das erste Mal dort gewesen sind, nahmen wir uns das Schild zu Herzen, packten uns die Rucksäcke ordentlich voll und schleppten die Scheite knapp 800m rauf. Um dann dort festzustellen, dass wir nicht die Einzigen waren, die so handelten. Wir hatten Mühe, unseren Rucksackinhalt noch irgendwo dazu zu stopfen. Aus dem Grund ließen wir es dieses Mal bleiben und gingen ohne Holz weiter. Kurz vor der Hütte steigen wir nach oben aus dem Nebel heraus. Die Sonne scheint durch die Bergkulisse der rauhen Klassiker Predigtstuhl, Fleischbank, Totenkirchl, Goinger Halt auf ein Watte-Meer unter uns. Sensationell. Nach rund 2h erreichen wir die Hütte. Dort erinnerte ich mich wieder ans Holz und schaute mal nach, wie die Lage ist. Es hätte nicht geschadet, sich die Mühe zu machen. Again what learned. Würde mein irischer Kollege sagen. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Jeder ein Scheit wäre sinnvoll gewesen. Gut. Nicht zu ändern. Ein kalter Wind pfeift zwischen den Felsschneisen durch. Kurze Pause. Warm anziehen, Aussicht genießen, essen und trinken. Der nicht mehr ausgeschilderte Weiterweg zum Gipfel ist gut erkennbar. Von der Hütte weg führt ein Pfad durch ein Geröllfeld Richtung Norden auf eine gut sichtbare Felsrinne zu. Die steigen wir hoch. Sie ist zwar ein wenig ausgesetzt, doch die Schwierigkeiten sind moderat. Eine Sicherung ist nicht notwendig. Am oberen Ende geht es ein paar Meter steil zwischen Latschen durch. Es ist ziemlich bröselig. Ins Rutschen kommen sollte man nicht. Rückblickend betrachtet empfehle ich für die Rinne eine harte Kopfbedeckung. Erstens geht man unter einer steilen Felswand durch, von der immer mal was runterfallen kann. Besonders im Frühjahr. Zweitens gibt es viel loses Gestein in der Rinne. Bei praktisch jedem Schritt könnte man was lostreten. Wir erreichen nach etwa einer weiteren halben Stunde den höchsten Punkt unserer Bergfahrt auf 2011m. Der Wind hat nachgelassen. Die Sonne scheint. Wir beschließen, einen Moment zu verweilen und zu genießen. In der Ferne schaut die Steinplatte aus der Watte heraus. So ziemlich alles andere ist unter dem Nebel verborgen.
Der Abstieg. Er führt uns zunächst dem Aufstiegsweg folgend zurück zur Fritz-Pflaum-Hütte. Bereits bei der Recherche zum Weg schnappte ich die Information auf, dass wir nicht den gleichen Weg zurück gehen müssen. Der Abstieg durch das kleine Grieskar hinunter zur Fischbachalm macht das Ganze zu einer Rundtour. Ist auf jeden Fall cooler, als den gleichen Weg zurück zu nehmen. Wenngleich es bedeutet, dass die Tour länger dauern wird. Wir beschließen, die Rundtour zu versuchen. Der Blick in die Karte verriet, dass es ziemlich steil werden könnte. Am Abzweig ins kleine Grieskar ist die Fischbachalm ausgeschildert. Ein schwarzer Punkt. Ich denke mir nichts dabei. Ein schwieriger Wanderweg stellt uns nicht vor unlösbare Probleme. Wir steigen in Richtung Nebel ab. Hin und wieder ist der Weg steil und schottrig. Nicht ganz einfach. Als wir im Nebel eintauchen, kommt Glätte hinzu. Alles ist rutschig und feucht. Der Weg wird steiler. Lange Schuttpassagen sind zu bewältigen. Auf manchen Stücken kann man regelrecht wie auf Schnee abfahren. Es ist anstrengend. Wir beginnen damit, für die Ausrutscher und die Landungen Punkte, wie beim Turnen zu vergeben. Der Weg zieht sich in die Länge, doch wir lassen uns den Spaß nicht verderben. Praktisch jeder Schritt ist mit Rutschen verbunden. Die Tritte sind mit Bedacht zu wählen. Mit dem Nebel wirkt alles sehr düster und mystisch. Die Zeitumstellung am Wochenende davor lässt die Dämmerung früher Einzug halten. Letztendlich erreichen wir die Fahrstraße zwischen Fischbachalm und Griesner Alm jedoch noch vor der Dunkelheit. Um zurück zum Parkplatz an der Griesner Alm zu kommen, müssen wir ein Stück die Straße hoch gehen. Am Auto angekommen ist es fast dunkel. Für den Abstieg benötigten wir etwas mehr Zeit, als für den Aufstieg. Inklusive aller Pausen sind es fast 7h geworden.
Das Gipfelbier haben wir uns auf jeden Fall verdient. Die Knochen sind alle heil geblieben.