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  • Milla

Ade alter Drahtesel


Radfahren mit dem neuen Radl macht immer noch Spaß. Mehrmals die Woche treten wir ein paar Kilometer durch die Gegend und ich bilde mir ein, erste Verbesserungen zu bemerken. Soweit so gut. Nun ist es aber auch so, dass wir in unserer kleinen Holzhütte nicht unbegrenzt Platz haben und eine unserer Regeln lautet: "Wenn was Neues kommt, geht was Altes." In dem Zusammenhang fällt mir wieder ein, dass manche Menschen, die unsere kleine Holzhütte kennengelernt haben, sich fragten, wie wir ohne Keller auskommen. Tja. Genau darum geht es. Die Zeiten von Jägern und Sammlern respektive Jägerinnen und Sammlerinnen sind vorbei. Die Nation hat Millionen von Kellern und Garagen voll stehen mit Zeug, das Jahrzehnte lang verstaubt, bis alles am finalen Ende im Container landet. Für so etwas muss kein Platz vorgehalten werden. Und genau so ist das auch mit unseren alten Fahrrädern. Nachdem jede ein neues bekommen hat und klar ist, dass niemand jemals wieder die alten bewegen wird, stellte sich die Frage, wohin damit? Sie sind einem ja schon ein wenig ans Herz gewachsen. Auch wenn Radfahren nie zu meinen Favoriten zählte, so hat mich mein Rad doch rund 27 Jahre begleitet und war zu seiner Zeit halbwegs hochwertig und das trifft genauso auf das alte Damensportrad meiner Frau zu. So einfach auf den Wertstoffhof bringen schied von vorneherein aus. Fände man jemanden dem man vielleicht noch eine Freude damit machen könnte, wäre das die bessere Lösung.

Und die fand sich überraschend schnell. Die BIB in Augsburg, Gesellschaft für Bildung, Integration und Beruf, betreibt ein gemeinnütziges Qualifizierungsprojekt, das an verschiedenen Standorten in Bayern alte Gebrauchträder beschafft, diese aufbereitet und für ein kleines Geld wieder verkauft. Kette und Kurbel. So der Name. Die bieten sogar einen Abholservice, wenn man möchte. Doch wir entschieden uns dazu, hinzufahren und bei der Gelegenheit noch andere Dinge in Augsburg zu erledigen. Und so packten wir unsere alten Räder mit schwerem Herzen aufs Auto und brachten sie zu Kette und Kurbel. Möge die kleine Hoffnung in Erfüllung gehen, dass jemand noch eine Weile Spaß daran hat oder vielleicht auf dem Weg sogar wieder Zugang zu regelmäßiger Arbeit findet. Fingers crossed. Ade kleine Räder.

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