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Winter am Matterhorn und „Herman“ fliegen

  • Autorenbild: Milla
    Milla
  • vor 19 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Minuten


Auf dem Ostgrat des Nadelhorns
Auf dem Ostgrat des Nadelhorns

Die im letzten Beitrag erwähnte Akklimatisationstour haben wir Mitte/Ende August von der Signalkuppe zum Nadelhorn verlegt, nachdem meine Kinder zwei Wochen bei uns gewesen sind und wir anschließend in das Abenteuer Matterhorn starteten. Doch schon die Nadelhorn-Tour mussten wir einen Tag vorverlegen, da sich ab Mitte der letzten Augustwoche deutlich abzeichnete, dass es einen mehr oder weniger heftigen Wintereinbruch geben wird, verursacht durch die Ausläufer des Hurrikans Erin, die über den Alpenhauptkamm kommen würden. Der Gipfeltag am Nadelhorn war bereits von Kälte und starkem Wind geprägt, der Aufstieg ging gefühlt nur sehr zäh dahin, obwohl das rückblickend betrachtet in keiner Weise so war, wir sind nicht langsamer gewesen, als wir das von uns auf 4000m kennen, den Gipfel erreichten wir an dem Tag nicht. Etwa 100 Höhenmeter unterm Gipfel hat Bauchi sich gemeldet und bestand darauf, umzukehren, um zu verhindern, dass wir uns Schaden zufügen. Diese Entscheidung führte im weiteren Verlauf außerdem dazu, dass wir aus den geplanten zwei Übernachtungen wegen der Akklimatisierung nur eine machten, weil in uns beiden enorme Zweifel aufkamen, ob wir unabhängig vom Wetter überhaupt fit genug für den Hörnli-Grat aufs Matterhorn sind und stiegen von der Mischabelhütte weiter bis ins Tal ab. Nach telefonischer Rücksprache mit unserem Bergführer, war jener zunächst noch zuversichtlich, dass es funktionieren könnte, doch auch er hat sich schon am nächsten Tag erneut gemeldet und die Tour von sich aus abgesagt. Zu viel Schnee, zu viel Wind, zu kalt und uns zu teuer, um ein wenig zu „probieren“.

 


Ich bei meinen Startvorbereitungen
Ich bei meinen Startvorbereitungen

So flüchteten wir in der Folge aus dem Wallis, wo wir noch ein Flügchen ab Riederalp machen konnten, weiter nach Italien ins Valle di Vegezzo zwischen Domodossola und Locarno, wo sich ebenfalls noch ein Flügchen ausging, weiter nach Bassano. Ein 400km-Sprung, um endlich wieder die Sonne zu sehen und einen tollen längeren Flug so mit Thermik und allem Drum und Dran machen zu können, bevor wir beim Aussitzen eines Regentages auf dem Campingplatz in Semonzo lernten, dass am nächsten Tag ein Sicherheitstraining der Flugschule Sicher fliegen am Idrosee startet, Flinta-only, mit Jojo als Trainerin. Von 8 verfügbaren Plätzen waren noch zwei frei. Das ist Karma. Wir hängen die uns ausgedachten Streckenflüge in Bassano für die nächsten beiden Tage sowie den eigentlich schon durchgebuchten Stellpatz an den Nagel, holten uns die Erlaubnis von meinen Kindern ab, dass eigentlich folgende Kinderwochenende ausfallen lassen zu dürfen und starteten am nächsten Morgen zum Idrosee, wo am frühen Nachmittag mittwochs der Kurs startete. Lustig auch, im Kurs kennen sich bereits 5 von 8 Frauen, denn auch Steph, Hannah und Ines, die wir von Flugliebe-Veranstaltungen und dem XC Kurs bei Jojo im Mai schon kennenlernen durften, sind anwesend. Und auch die restlichen drei Frauen sind coole Socken. Obwohl ich anfangs gar nicht wusste, was ich überhaupt fliegen soll und Astrid und ich vereinbarten, dass es nur darauf ankommt, eine gute Zeit und keine Erwartungshaltungen zu haben, gingen sich ein paar für mich sehr abgefahrene Manöver aus, die uns erneut, wie nach jedem Sicherheitstraining, einen Schub an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit verpassten. Wie zum Beispiel die Klapperspirale, landläufig auch „Hermann“ genannt, bei der Frau ihren Flügel hälftig einklappt, sich auf die geklappte Seite fallen und die einsetzende Rotation zu lässt. Der Drehpunkt wandert zwischen Kappe und Pilotin, der Schirm rotiert vorwärts, die Pilotin rückwärts, wobei ich mir beim ersten Mal fast in die Hosen gemacht hätte, und die Ausleitung über die Außenbremse nach ein paar Runden Vollgaskarussell ist vergleichsweise einfach. Ein richtig tolles Training mit tollen Frauen, einem tollen Orga-Team und einer tollen Trainerin.

 


Zum Glück können wir auch ohne Auto in der Kabine wohnen
Zum Glück können wir auch ohne Auto in der Kabine wohnen

Zurück zu Hause hielt uns die Aktion, die technischen Änderungen an unserem Pickup und die Wohnkabine in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen, auf Trab. Bei einem online gebuchten ersten Termin beim zuständigen Landratsamt in Marktoberdorf wurde Astrid erklärt, man müsse die Eintragungen nicht nur in den Fahrzeugschein (neudeutsch Zulassungsbescheinigung Teil I) machen, sondern auch in den Brief (neudeutsch Zulassungsbescheinigung Teil II), woraufhin wir den Brief bei der VW Bank anforderten, die ihn auch an die Zulassungsstelle schickten, man ihn dort per falscher Einsortierung aber zunächst nicht mehr finden bzw. uns nicht zuordnen konnte und es einige Telefonate von uns und der VW Bank benötigte, bis der Missstand in der Zulassungsstelle aufgeklärt werden konnte, um dann zu lernen, als ich zu einem neuen Termin mit allen Unterlagen dort saß, man brauche den Brief gar nicht, weil dort keine technischen Änderungen eingetragen werden. Priml. 15€, viel Zeit und viel Nerven gelassen für, ähm lasst mich überlegen, nix. Dann gab’s noch ein wenig Gespraddel, weil die Gutste hinterm Glas den Zusammenhang zwischen Auflastungs- und Rädergutachten und dem Gutachten für die wahlweise aufgesattelte Wohnkabine, das von einer anderen TÜV-Stelle angefertigt wurde, nicht verstand und sich erst bei letztgenannter TÜV Niederlassung rückversichern musste, dass beides technisch nichts miteinander zu tun hat und der Transport der Kabine auch keine technische Veränderung bedeutet. Der Eintrag wird lediglich benötigt, um den Lastwagen mit der Kabine als Wohnmobil versichern zu können. C’est tout.Immerhin konnte ich die Zulassungsstelle mit allen Einträgen im Schein verlassen und es war überraschender Weise gar nicht teuer. Der Brief wurde anschließend unverändert von der Zulassungsstelle zurück an die VW Bank geschickt.

 


Gipfel Sausteige
Gipfel Sausteige
Startplatz Biberg
Startplatz Biberg

Insgesamt war der September zu Hause ziemlich durchwachsen und erst am letzten Septemberwochenende flüchteten wir wieder mit der mobilen FeWo vor dem schlechten Wetter nach Saalfelden am Steinernen Meer zu Alex und Manuel, wo Astrid und ich samstags alleine einen Hike&Fly ohne Fly auf die Sausteige unternahmen und sonntags mit den beiden zusammen vom Biberg hüpften. Die Idee, zum Startplatz an der Sausteige zu gehen, war laut Prognosen nicht so schlecht und wir rechneten uns gute Chancen aus, nach dem 1200 Höhenmeter Aufstieg auch starten zu können, doch der Plan hätte in der Umsetzung fast zu schweren Verletzungen bei Astrid geführt. Zum Glück ist’s bei einem geprellten Steißbein geblieben, doch das hätte anders ausgehen können. Was ist passiert? Wir schätzten die Verhältnisse am Startplatz einfach falsch ein, verstärkt durch den Start eines weiteren Piloten, der allerdings auch ganz schön Probleme hatte, weg zu fliegen. Die thermischen Ablösungen aus der startbaren Richtung, die immer wieder spürbar vorbeikamen haben uns vergessen lassen, dass die Hauptwindrichtung nicht passt und wir im Lee stehen, wenn es keine thermischen Ablösungen gibt. Und so klappte Astrids Schirm komplett ein als sie nach etwas Gewürge gerade den Schirm über sich und die Füße vom Boden hatte. Nochmal schnell die Füße über den Zaun gehoben, der im Weg war, und dann ohne gefüllten Luftprotektor mit dem Popo auf den Boden geknallt. Das war wirklich blöd und soll uns eine Lehre sein, nicht leichtfertig und fahrlässig zu werden. Nach ein paar Tränen packten wir unsere Flugsachen wieder ein und machten uns zu Fuß auf den Weg nach unten.

Der Flug sonntags vom Biberg war dann zum Glück wieder superschön, die Bedingungen

haben eindeutig gepasst und wir sind alle fein auf unseren Füßen gelandet.

 


Direkt nach dem Start am Fellhorn
Direkt nach dem Start am Fellhorn

Nachdem wir ein weiteres Wochenende von meinen Kindern frei bekommen haben, starteten wir in das bis dahin letzte Abenteuer, 10 Tage Südtirol, teilweise nicht ganz freiwillig, da ein kleines pelziges Tier unser Auto ausgeknockt hatte und wir so erst in Bruneck und dann in Sand in Taufers strandeten. Wie üblich passiert sowas natürlich samstagsnachmittags, nachdem wir einen schönen Hike&Fly in Rodeneck machen konnten, und so saßen wir fest, bis das Auto montags repariert und dienstags abgeholt werden konnte und die restlichen zwei Tage bis zu den NOVA Hike&Fly Days blieben wir dann grad in Südtirol und konnten zum Glück von dort, wo wir waren arbeiten. Weil die Veranstaltung von NOVA erst samstags startete, flogen Astrid und ich freitags zusammen mit Steph, Flo und Luc einmal am Kronplatz und verbrachten einen schönen Tag miteinander. Leider mussten wir auf dieser Ausfahrt in Rodeneck, wo uns wahrscheinlich auch der Marder erwischt hat, eine Nazi-Attacke ertragen, die jedoch bis auf eine kurze Nacht für uns folgenlos blieb und dann war da noch der Almabtrieb im Gsieser Tal, wo ein DJ in der Nacht von Samstag auf Sonntag meinte, das Tal per extrem lautem, bassgeschwängertem, meist undefinierbarem Lärm abreißen zu müssen. Wir standen mit dem Camper unmittelbar daneben, konnten wegen gesperrten Zufahrtswegen nicht flüchten und außerdem gibt’s im Tal auch keine anderen legalen Stellplätze für die Nacht außer am Talschluss, wo der DJ sein Unwesen trieb. Immerhin blieben wir dort vor faschistischen Übergriffen verschont und konnten ansonsten nach teilweise langen Anstiegen sehr schöne Flüge machen, auch zwei neue Startplätze am Fellhorn und Durra waren dabei, sowie der uns schon bekannte oberhalb der Uwaldalm.

 

So und nun geht’s mit großen Schritten in Richtung Winter, wo wir mal schauen müssen, was wir so unternehmen wollen. Vielleicht ist ja mal wieder eine ordentliche Skitour dabei, oder vielleicht gibt’s wieder eine Überraschung in Sachen Thermik, so wie letztes Jahr Mitte November am Breitenberg. Ihr werdet es erfahren.


ree

 

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