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Zwei Baustellen abgeschlossen

  • Autorenbild: Milla
    Milla
  • 1. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Wie im letzten Blogbeitrag angekündigt, folgte bald auf unser Sicherheitstraining im April eine weitere Ausbildungswoche Mitte Mai in Sachen Gleitschirmfliegen: Das Frauenpower Camp der Flugschule Adventure Sports. Ziel dabei war es, den Fuß in die Tür "Streckenfliegen" zu bekommen und nach Möglichkeit in diesem Rahmen den Überprüfungsflug für den B-Schein machen zu können.


Startplatz Tegelberg mit dem Frauenpower Camp
Lauter starke Pilotinnen

Eigentlich sollte das ganze in Greifenburg in Kärnten stattfinden, doch die Wetterprognose war für diese Woche dort so schlecht, dass der Kurs kurzerhand vor unsere Haustür ins Tannheimer Tal verlegt wurde. Obwohl Astrid und ich anfangs ein wenig enttäuscht gewesen sind, kein neues Fluggebiet kennenzulernen, so stellte es sich heraus, dass es ein Vorteil sein kann, erste Streckfluggehversuche dort zu unternehmen, wo wir uns ein wenig auskennen. Lange Rede, kurzer Sinn, die 5 Tage mit all den starken Frauen war superschön, wir haben viel gelernt und vor allem konnten Astrid und ich die Hürde überwinden, aus dem Komfortbereich rund um den Landeplatz heraus zu fliegen und in Kauf zu nehmen, dass eine sichere Außenlandung notwendig wird, wenn die geplante Route nicht funktioniert. In diesem Kurs konnten wir darüber hinaus eine weitere Schwelle überwinden, denn die Flugbedingungen waren insbesondere in den ersten beiden Tagen so anspruchsvoll, dass wir beide uns das erste Mal dazu gezwungen sahen, Abstiegsmanöver, wie die Spirale, fliegen zu müssen, und mit ungeplanten Kappendeformationen, wie Seiten- oder Frontklappern, klar zu kommen. Das vorangegangene Sicherheitstraining hat mir da zugegebener Maßen den Popo gerettet. Leider hat's in der Woche nicht mit dem Überprüfungsflug geklappt, doch mit dem, was wir lernen durften, war unser fliegerischer Werkzeugkoffer so gepackt, dass wir alle weiteren Schritte ohne fremde Hilfe schaffen können.


Kleiner Streckenflug mit dem Gleitschirm, Vordere Niedere, Andelsbuch
Flugaufzeichnung 20 XC km Andelsbuch

Kurze Zeit später ist es uns zufällig passiert, dass wir einen ziemlich langen Flug an der Vorderen Niederen in Andelsbuch hatten, bei dem wir mittendrin irgendwann merkten, dass er ein Kandidat für einen B-Schein-Überprüfungsflug hätte sein können, wenn wir dazu eine Planung bei unserem betreuenden Fluglehrer abgegeben hätten. Unser Stand der Regeln für den B-Schein war nämlich noch, dass eine Flugplanung zur Genehmigung VOR eben diesem Flug abgegeben werden muss, damit er als finaler Flug für diesen Schein gewertet werden kann und Frau mit der Genehmigung auch die Erlaubnis hat, legal den eigenen Gleitwinkelbereich verlassen zu dürfen, wenn's nötig wäre. Haben wir alles nicht gemacht, doch es war, egal wie, ein sensationelles Erlebnis, fast 3,5 Stunden am Stück in der Luft zu sein. Weil die nächste Ausfahrt in Sachen Streckenflug für das Fronleichnams-Wochenende schon geplant war und das Ziel lediglich vom Wetter abhing, setzten wir uns dran, für alle in Frage kommenden Ziele bei Andi, unserem Fluglehrer, je eine Flugplanung abzugeben, womit wir ihn natürlich leicht überfluteten. Bei der Aktion lernten wir jedoch von ihm, dass die Regeln sich geändert haben und es für uns einfacher wird, denn es ist nicht mehr notwendig, den geplanten Flug auch zu fliegen, sondern er gibt uns ein Fluggebiet vor, für das wir eine theoretische Planung abgeben sollen und wenn wir dann noch 1-2 solcher Flüge, wie in Andelsbuch, nachweisen, sind wir durch.


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Mit diesem Wissen im Gepäck fuhren wir mit unserer mobilen FeWo nach Greifenburg in Kärnten, das Ziel vor Augen, in den 3-4 Tagen die fehlenden Flüge machen zu können und weil wir auch für dieses Gebiet im Vorfeld eine Planung fertigstellten, hatten wir eine Idee davon, wie wir diese Flüge schaffen können. Die Bedingungen waren tatsächlich so gut, dass wir gleich am ersten Tag schon so einen Flug hinbekommen haben, wenngleich wir noch etwas unkoordiniert unterwegs gewesen sind, uns mit den Gipfeln und Graten verzettelten und am Ende eine Außenlandung notwendig wurde, weil wir den Landeplatz nicht erreichen konnten. Am nächsten Tag stellten wir uns da viel besser an, flogen ein nahezu perfektes FAI Dreieck mit ausreichender Distanz für den B-Schein mit Landung auf dem regulären Landeplatz und das i-Tüpfelchen kam drauf, als wir am letzten Tag, quasi schon auf der Heimreise, in Dorfgastein einen weiteren Superflug mit neuem persönlichen Höhenrekord schafften, der alle erforderlichen Kriterien erfüllte. In dieser Zeit erstellten wir auch die theoretische Flugplanung, die uns aufgegeben wurde und konnten alles zusammen einreichen, was uns am Ende endlich, nach etwa ein dreiviertel Jahr, den unbeschränkten Luftfahrerschein einbrachte. Eine gute Woche später kam Post vom Luftfahrtbundesamt mit der neuen Lizenz und der dazu passenden IPPI-Card Stage 5, dem international gültigen Nachweis der deutschen Lizenz. Baustelle 1 abgeschlossen.


Baustelle 2 wartet auf uns. In 11 Jahren sind wir insgesamt 3 Mal an diesem Berg umgedreht, bevor wir den Gipfel erreichten und einmal waren die Bedingungen so schlecht, dass wir gar nicht erst unten losgegangen sind. Die Rede ist vom Barre des Écrins, 4102m, dem südwestlichsten 4000er der Alpen.


Gipfelfoto Barre des Écrins, 4102m
Gipfelfoto Barre des Écrins, 4102m

Es soll ein allerletzter Besteigungsversuch sein, denn der Weg dorthin ist für uns aus allen Richtungen unsagbar weit und das Gefühl hatte sich breit gemacht, dass dieser Berg uns schlicht nicht will, wenngleich wir sehr genau wissen, warum wir so oft dort schon umdrehen mussten und der Berg selbstredend nichts dafür kann. In der ersten Juliwoche hatten wir frei und um die Chancen zu erhöhen, tatsächlich den Gipfel zu erreichen (und auch wieder heil runterzukommen), entschieden wir uns dazu, einen lokalen Bergführer zu engagieren. Gegen eine Bergführerin hätten wir natürlich auch nichts gehabt, doch das Büro in Ailefroide organisierte für uns einen supernetten Führer, der auch etwas Englisch sprach, was wir ausdrücklich wünschten, denn wir beide sind des Französischen nicht genug mächtig, um die Dinge in dieser Sprache zu regeln. Wie das Bild zeigt, waren wir tatsächlich oben und dürfen dieses Kapitel, das wirklich lange an mir nagte, endlich schließen. Auf jeden Fall ein toller Berg mit schöner Kletterei am Gipfelgrat, dessen Normalweg wegen des zurückgehenden Eises mit den Jahren immer schwieriger wurde und wir gut daran taten, einen Bergführer dabei zu haben. Baustelle 2 ebenfalls abgeschlossen.



Gipfel Piz Tschierva mit Marcel, Milla, Astrid und Thomas
Gipfel Piz Tschierva mit Marcel, Milla, Astrid und Thomas (und Bärli, Sorgenfresser und Manni)

Mit Blick auf die noch anstehenden Bergwünsche für dieses Jahr waren wir mit unseren lieben Nachbarn und Freunden im Juli auf Akklimatisiationstour am Piz Tschierva, 3545m. Nicht anspruchsvoll, aber ein toller Aussichtsberg in der Nachbarschaft von Piz Morteratsch und Piz Bernina mit dem berühmten Bianco-Grat, den wir vor zwei Jahren mit Bergführern unternehmen durften. Ziel der Ausfahrt war im Wesentlichen einfach eine schöne Zeit draußen in den Bergen zu haben und dabei ein wenig in die Höhe zu kommen. Das haben wir, würde ich sagen, auch geschafft, obwohl einige Teilnehmende inklusive mir mit diversen körperlichen Gebrechen zu tun hatten und haben, ein Grund, warum wir es eher etwas gemütlicher haben angehen lassen. Das Timing hat außerdem so gut gepasst, dass wir trotz aller Gewitter- und Regenprognosen weder vom Blitz erschlagen noch nass geworden sind. Die Geschichte ist, wie bei allen anderen Bildern, über das Bild verlinkt.

Viel Fliegen war ansonsten im Juli leider nicht mehr. Nur in Südostfrankreich ist uns ein einziger Flug vor der Besteigung des Barre gelungen, doch den gesamten restlichen Monat war das Wetter so schlecht und wir zeitlich so beansprucht, dass wir unsere Flügel nicht mehr aufziehen konnten.

Ach ja, der Mozart-Lauf an Pfingsten in Salzburg. Den mussten wir krankheitsbedingt leider absagen, doch der Termin im nächsten Jahr ist bereits im Kalender.


Für die letzte Augustwoche ist erneut eine Akklimatisationstour geplant. Ursprünglich sollte es auf die Signalkuppe gehen, doch wie das Leben so spielt, suchen wir uns möglicherweise ein etwas besser zu erreichendes Ziel, um uns auf die erste Septemberwoche vorzubereiten. Zum eigentlichen Ziel möchte ich noch nichts schreiben, denn das ist noch nicht in Sack und Tüten, aber es bleibt spannend. Und dann wäre es mal wieder schön, endlich einen langen Flug machen zu können, wenn denn das Wetter in den nächsten Wochen mal mitspielen würde.

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