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AutorenbildMilla

Wie die Zeit vergeht...

Da habe ich mir aber mal richtig viel Zeit gelassen, einen neuen Blogbeitrag zu verfassen. Warum ist das so? Ich dachte, dieses Frühjahr sei nicht viel in meinem Leben passiert, es gibt ja nichts, worüber ich schreiben könnte, gefühlt hat es von Februar bis Ende Mai nur geregnet, es genügt, wenn ich Ostern was Neues mache, usw.

Ja, und schwupps ist es Juli. Das letzte Weihnachten ist länger her als das nächste nur noch entfernt ist und wenn ich mal genau hinsehe, gab es natürlich ein paar neue Abenteuer, die ich euch nicht vorenthalten möchte.


Im Januar starteten wir das Bergjahr mit unserer ersten Winterbesteigung der Alpspitze in Garmisch-Partenkirchen bei besten Bedingungen zusammen mit unserem lieben Freund Thomas von gegenüber. Auf der Tour hatte ich funkelnagelneue Kategorie D Stiefel an, von denen ich bereits beim Losgehen merkte, dass wir keine Freunde werden. Der kleine 800-Höhenmeter-Hüpfer sorgte für Druckstellen und Blasen vom Feinsten, obwohl ich mit dem Vorgängermodell über 5 Jahre hervorragend zurechtgekommen bin, so handelt es sich bei dem Nachfolger um einen gänzlich anderen Schuh. Mit etwas Geschisse konnte ich sie jedoch zurückgeben. Ein Glück, denn sowas ist nicht gerade ein Schnapper. Ansonsten war das eine feine Tour, deren Geschichte über das Bild verlinkt ist.

Zu Astrids Geburtstag hatten wir eine kleine Auszeit im Kaunertal mit dem Ziel, ein wenig Eisklettern zu gehen. Auf dem Weg dorthin bogen wir zum Shoppen neuer Katerogie D Stiefel für mich in Zams zu einem Bergsportladen ein, der uns in den Sozialen Medien für diesen Zweck empfohlen wurde. Zu Recht. Die Auswahl war zwar nicht so wahnsinnig groß, doch es gab etwas Passendes, was mir zwar optisch so überhaupt nicht gefällt, dafür aber passt, wie ich inzwischen sicher weiß. Ein paar kleine "Aha"-Erlebnisse mit den neuen Schuhen folgten bereits noch am Kauftag bei einer kleinen Schneewanderung: Milla hat keine kalten Füße und das Bitzeln in den Zehen wird weniger. Jahrelang mit zu schmalen Schuhen unterwegs zu sein, rächt sich auf irgendeine Art und Weise. Jetzt wird's besser.


Im gesamten Winter haben wir es bis Ende Februar nicht geschafft, mit den neuen Tourenski mehr als 2-3 Minitouren in der Umgebung zu machen. Der Schneemangel bis dahin ließ uns aus lauter Verzweiflung mit Schneeschuhen mal auf den Grünten steigen. Immerhin ein neuer Gipfel für uns. Später verbrachten wir noch ein paar Tage beim Skifahren mit meinen Mädels im Ötztal, wo wir das neue Zeug wenigstens auf der Piste nochmal fahren konnten. Mit Fliegen war in den Monaten Januar und Februar nicht so viel, denn ein Phänomen, dass sich ebenfalls durch's ganze Frühjahr zog, nämlich dass es ständig stürmisch und regnerisch gewesen ist, wenn wir Zeit hatten, ließ uns am Boden bleiben.


Dann aber kam der März. Gleich am ersten Wochenende unternahmen wir die schon lange auf der Wunschliste stehende Tour aufs Zuckerhütl, dem höchsten Berg in den Stubaier Bergen, zusammen mit unseren lieben Freunden Alex und Manuel. Das gilt zwar als eine Art Modeskitour, da vom Skigebiet Stubaier-Gletscher aus sehr gut mit Bahnunterstützung erreichbar, nicht besonders schwierig, zumindest, was die Anforderungen ans Skifahren angeht, aber trotzdem erlebten wir das eine oder andere Drama. Viele unterschätzen den letzten Anstieg zum Gipfel, der teilweise gut 40° steil und etwas exponiert ist und mit einem entsprechenden Andrang schnell gefährlich werden kann. Einen Tag nach uns ist dann auch tatsächlich jemand beim Fotografieren den Gipfelhang runtergesegelt und musste vom Heli abgeholt werden.


Ein weiteres Highlight im März war unsere kleine Reise nach Italien, die wir mit etwas Klettern am Gardasee starteten, um uns die Zeit zu verkürzen, bis sich endlich fliegbares Wetter in Bassano einstellte.

Es war die Woche vor den Osterferien als wir DAS Mekka des Gleitschirmfliegens besuchten und ein paar grandiose Flüge machen durften. Viele nette Menschen trafen wir, unter anderem Schüler einer Tandemflugschule, die uns einluden, als Gast mitzufliegen, damit sie nicht untereinander durchwechseln mussten und so mehr Flüge zusammenbrachten. Eine neue Erfahrung. Während der Ausbildung zum Tandempiloten/zur Tandempilotin dürfen sie nur Menschen durch die Gegend fliegen, die selbst mindestens eine A-Lizenz besitzen und es ist gar nicht so einfach, in Bassano, wo alle selbst fliegen wollen, so jemanden zu finden. Uns hat's gut gepasst, den die Flugbedingungen waren für uns eigentlich nicht ganz so toll. Der überregionale West/Nordwest hat zusammen mit der täglich einsetzenden Südströmung vom Meer her mitunter sehr anspruchsvolle Startbedingungen geschaffen, die so manchem Piloten/mancher Pilotin das Leben schwer machten.


Der April war erneut von schlechtem, stürmischem Wetter geprägt. Die größte Regenmenge seit Beginn der Aufzeichnung soll heruntergekommen sein. In den höheren Bergen hat sich das in ausgeprägtem Schneefall gezeigt, der bis zum jetzigen Zeitpunkt dafür sorgt, dass viele Routen auf die hohen Berge die besten Bedingungen seit Jahren aufweisen. Half uns jedoch nichts, das Frühjahrsphänomen, das ich oben bereits beschrieb, sorgte dafür, dass sich nur ein einziger Flugtag an Ostermontag in Bolsterlang ausging und eine Bergtour auf die Schellschlicht, die wir jedoch wegen der großen und labilen Schneemengen abbrechen mussten. Immerhin konnte ich die Tour dafür nutzen, um herauszufinden, ob meine neuen Kategorie C Stiefel an meine Füße passen, was sie ziemlich gut tun. Zum Hintergrund: Meine Füße haben sich im Laufe des letzten Jahres so stark verändert, dass mir innerhalb von wenigen Monaten keine meiner Bergschuhe mehr passten. Vom Skistiefel bis zum Trailrunningschuh musste ich alles ersetzen.


Der Mai startete, wie der April aufhörte. Lediglich an einem Tag Mitte Mai konnten wir unter einer dichten Wolkendecke ein kleines Flügchen vom Buchenberg machen. Das Himmelfahrtswochenende verbrachten wir mit meinen Kindern im Saarland. Und dann war auch schon Pfingsten. Für den Samstag an Pfingsten hatten wir uns zu einem sogenannten G-Force-Training angemeldet, das eine ganz liebe Pilotin aus einer unserer Frauengruppen organisierte und das in Brannenburg bei der Flugschule Hochries stattfand. Die Idee dahinter ist es herauszufinden, ab welchen Fliehkraftbelastungen mein Körper mit Einschränkungen, wie Grey-Out, Black-Out oder gar Bewusstlosigkeit, reagiert, wenn Frau zum Beispiel eine Steilspirale fliegt, um schnell Höhe abzubauen. Hier im Video ist Astrid zu sehen, wie sie in dieser Zentrifuge auf 5,5 G beschleunigt wird, was unsere persönliche Schmerzgrenze war, bis zu der wir mitgegangen sind. Die nächste und letzte Stufe bei diesem Training mit 7G haben nur noch zwei von zehn gewagt. Doch so etwas kommt beim Fliegen mit Gleitschirm eigentlich nicht vor.

Direkt im Anschluss an dieses Training verbrachten wir zwei Tage im Karwendel, radelten mit Alex und Manuel mal zum Isarursprung und bestiegen am Pfingstmontag die Große Arnspitze bei Scharnitz. Die Geschichte dazu enthält weitere Details zum G-Force-Training, dem Treffen mit den Bergführern Jürgen und Rainer, mit denen wir unsere gemeinsame Besteigung des Piz Bernina besprachen sowie den Ereignissen bei der Radl-Tour, bei der wir ordentlich gewaschen wurden.


Der Juni bringt endlich besseres Wetter und ein Kinderwochenende findet abgestimmt nicht statt, was uns unerwartet neuen Raum fürs in dem Fall Fliegen verschafft. Das Fronleichnamswochenende verbringen wir bei Alex und Manuel in Saalfelden, die uns in deren vor der Haustür liegenden Fluggebiete einweisen, was uns superschöne Flüge mit entspannten und vor allem wenigen Menschen brachte. Denn im Gegensatz zu den wenigen Fluggebieten am Alpenrand, wo sich bei fliegbarem Wetter gefühlt ganz Deutschland zum Starten in die Reihe stellt und wo es für gewöhnlich nicht gerade lieb und rücksichtsvoll zugeht, laufen hier nur wenige die Berge hoch und meistens kennt man sich untereinander. Wenn's mal richtig voll ist, stehen vielleicht 10 Pilot:innen oben. Das Wochenende darauf sind wir mit Heidi aus Interlaken zum Fliegen verabredet. Wir hatten uns beim Frauenfliegenfest in Lenk im Herbst zuvor kennengelernt, fanden uns gleich sympathisch und so entstand schnell der Plan, was wir mit ihr ein Flugwochenende in ihrer Heimat verbringen wollen. In der Woche davor kamen unsere Leichtgurtzeuge an, die wir bei der Gelegenheit ausgiebig testen konnten und für gut befanden. Das Bild zeigt Astrid und mich, wie wir über den Thuner See fliegen. Bei dem dunklen Dreieck im Hintergrund handelt es sich um die Eiger Nordwand. Ein traumhaft gechilltes Wochenende, bei dem wir meist alleine an den Startplätzen standen.

Ein bergsteigerisches Highlight schloss sich am letzten Juniwochenende an. Mit Thomas und Marcel zusammen überstiegen wir den Weissmies, 4017m, über den Südgrat und die Nordflanke, womit die beiden die Gelegenheit bekamen, auf ihrem ersten 4000er zu stehen und Astrid und ich, um uns für die anschließende Tour etwas zu akklimatisieren. Wie weiter oben schon erwähnt, hatten wir die Bergführer Jürgen und Rainer engagiert, um mit uns einen der Klassiker in den Alpen zu machen: Der Piz Bernina über den Biancograt, der hier im Bild zu sehen ist. Bergsteigerisch das bisher anspruchsvollste, was wir unternommen haben und es war eine gute Entscheidung, es nicht auf eigene Faust zu versuchen. Die Einzelschwierigkeiten hätten wir wahrscheinlich beherrscht, doch die Aneinanderreihung von steilem Schnee, mehreren längeren Kletterpassagen bis UIAA 3, dem eigentlichen Schneegrat, der sich über fast 500 Höhenmeter zieht und teilweise 45° steil ist, der Ausgesetztheit, den sehr schmalen Firngraten im Abstieg über den Spallagrat, usw. wäre für uns allein wahrscheinlich zu viel geworden.


Last but not least sind wir gerade von der Watzespitze zurück, über deren Ostgrat wir auf den Gipfel wollten. Der Grat des Berges in der Bildmitte war das Objekt der Begierde. Wir sind zur Kaunergrathütte aufgestiegen, die sehr zu empfehlen ist, von der aus man in etwa 20 Minuten zum Einstieg gelangt. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg, doch der Bauch hat die ganze Zeit rebelliert. Irgendetwas passte nicht. Noch im Zustieg haut Astrid sich in einem Geröllfeld ordentlich das Knie an, ein Carbonstock bricht zeitgleich, was zur Annahme führte, das Bein sei hin. War es zum Glück nicht, aber das Gefühl, dass wir nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, bleibt. Wir steigen in die Kletterei, die sich über 700 Höhenmeter den Grat hinauf zieht, mal ein, die erste Seillänge ist gleich eine der schwierigsten, doch nach der dritten hat sich dieses merkwürdige Gefühl immer noch nicht abgestellt. Wir schauen uns in die Augen, sind uns einig, dass das heute nix wird und seilten einfach wieder ab. Es hat sich bewährt, auf den Bauch zu hören. Noch am gleichen Tag steigen wir ab, fahren nach Hause, machen uns einen schönen Abend und gehen den nächsten Tag ein bisschen nach Bolsterlang fliegen. Der Grat läuft nicht weg. Vielleicht schauen wir uns das später wieder an.


Noch im Juli haben wir eine neue Herausforderung, die wir uns ausgesucht und schon sehr lange die Hütte gebucht haben. Und Anfang August wartet ein alter Bekannter, mit dem wir noch eine Rechnung offen haben. Beides 4000er. Ich werde berichten...

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