Die Teilnehmer*innen auf allen drei Touren.
Hier: Kurz vor dem Falkerthaus.
Seit wir die Bäume hinter uns gelassen haben, weht uns ein schlimmer und kalter Wind um die Ohren.
Der Wind hat sämtlichen Schnee wegtransportiert.
Im Wind sind es gefühlte -20°C. Hinten rechts ist der Klommnock zu sehen. Auf etwa halbem Weg dorthin über den Grat beschließen wir, abzufahren.
Ich wollte mich eigentlich auf die Steine setzen, um meine Beine zu massieren. Kaum von den Skiern runter, steckte ich plötzlich bis zur Hüfte im Schnee. Unerwartet, weil sonst eher wenig davon zu sehen war.
Hier noch nicht zu sehen, doch am Ende zum Gipfel hin ging der Schnee aus.
Ab hier bis zum Gipfel des Großen Speikkofels gab es nur noch gefrorenes Gras.
Erstmal zu Fuß zurück bis zum Schnee, dann Felle runter, Schuhe zu, Helm auf und los. Erneut viel Wind.
Etwa die Hälfte des Weges führte durch einen wunderschönen, winterlichen Wald.
Endlich Schnee.
Nach leckeren Kässpatzen und einem Glühwein starten wir die Abfahrt von der Hütte durch feinen Pulverschnee.
Skitourentage Nockberge, 26.1.-29.1.2019
Eine Gegend mit Potential. Wenn Schnee liegt.
Gestartet sind wir bei starkem Schneefall im Salzburger Land. Jedoch bemerkten wir bei der Weiterfahrt nach Verlassen des Katschbergtunnels in Richtung Süden, dass die Berge immer brauner statt weißer wurden. Ob in Kärnten überhaupt genug Schnee für Touren abseits der Pisten liegt, hatte ich gar nicht hinterfragt. Wochenlang sind selbst wir im Ostallgäu auf nicht mal 700m im fast täglich fallenden Neuschnee versunken. Nun gut. Kärnten hat wohl nicht so viel abbekommen. Es ist ja auch nicht so, als ob man viele Meter dicke Schichten dazu bräuchte. Am Millstätter See vorbei in Richtung Bad Kleinkirchheim verlor sich der Schnee fast gänzlich.
Nachdem wir in der Unterkunft in Patergassen eingetrudelt sind und uns häuslich eingerichtet hatten, kam die Karte auf den Tisch und die Mobilgeräte für die Tourensuche. Tourentag 1 sollte eine kleine Herausforderung werden. Meine Sorge galt unter anderem meinen Füßen. In den letzten Jahren holte ich mir immer auf der ersten Tour bereits dicke Blasen, was alle Folgeaktivitäten belastete. Damit rechnete ich auch dieses Mal. Zumal ich mir in den Wochen davor auf unseren Touren die ersten Blessuren zugezogen hatte. Also kann Tour 1 eine längere sein. Alle folgenden werden vermutlich eher klein ausfallen. Wir wählten eine Tour über 3 Gipfel: Mallnock, Klommnock, Steinnock mit insgesamt ca. 1400 Höhenmetern.
Tour 1: Startpunkt war ein klitzekleiner Parkplatz auf knapp über 1400m am nördlichen Ortsende von St. Oswald. Wir konnten etwas weiter hochfahren, als geplant und sparten uns damit rund 100 Höhenmeter. Ohne Grundberührung ging es in Richtung Falkerthaus los. Bis dorthin läuft man auf einem Fahrweg, auf dem auch gerodelt wird. Das Wetter war eher bescheiden. Sonne gab es keine. Aber auch keinen Niederschlag. Ab dem Falkerthaus war die Orientierung irgendwie nicht eindeutig. Der Plan sah eigentlich vor, zum Oswaldeck durch den Wald zu gehen und ab dort über den Südgrat zum Gipfel des Mallnock. Allerdings wichen die Informationen auf den Karten von dem ab, was wir vorfanden. Der rote Positionspunkt in den elektronischen Helferlein, der uns unseren Standpunkt zeigte und normalerweise sehr genau ist, sprach von freiem Gelände, obwohl wir auf Fahrwegen und Wanderwegkreuzungen standen. Zu guter Letzt sind wir über einen völlig anderen Weg auf den Grat gekommen und gelangten zum ersten Gipfel. Womit wir jedoch absolut nicht gerechnet hatten, war der überaus starke Wind aus West ab der Baumgrenze. Der war so stark, dass es uns in Böen fast umgehauen hätte. Die Starttemperatur von -7°C auf ca. 1400m fühlten sich dort oben eher wie -20°C an. Handschuhe ausziehen verboten. Er sorgte auch dafür, dass es oberhalb der Baumgrenze eigentlich nur noch gefrorenes Gras statt Schnee gab. Der Gipfel des Mallnock war vollständig schneefrei. Viel besser sah es auf dem Weiterweg über den Grat zum Klommnock auch nicht aus. Nach ein paar schnellen Gipfelfotos stapften wir weiter in Richtung Klommnock. Der Wind war nervig und kalt. In den völlig abgeblasenen Passagen trugen wir die Ski und hatten Mühe, sie nicht aus den Händen gerissen zu bekommen. Es ging nur noch sehr langsam voran. Meine Füße und Hände waren taub. Auf halbem Weg zum Klommnock, kurz vor dem Soldatenkreuz, hatten wir die Nase voll. Dort erreichten wir die erste Abfahrtsmöglichkeit, wo der Schnee bis runter zum Wald lag und nicht von Grasflächen unterbrochen war. Wir entschieden, es hier gut sein zu lassen und abzufahren. Die nächste Herausforderung bestand darin abzufellen und sich abfahrbereit zu machen, ohne dass etwas wegfliegt. Gar nicht so einfach. Am Ende hat es einen Fellbeutel gekostet, bis alle mit geschlossenen Schuhen auf den Brettern standen. Die Abfahrt. Ich habe es an anderer Stelle mehrfach erwähnt. Mich kribbelt es immer schon beim Loslaufen, wenn ich daran denke. Der erste Schwung war keiner, denn Wind und Temperatur im Gratbereich haben eine dünne Kruste entstehen lassen, die allerdings mein Gewicht nicht trug: Harsch. Der Liebling vieler Tourengeher und Tourengeherinnen. Die anfängliche Hangneigung dürfte ca. 35° betragen haben und es war etwas mühsehlig, sich durch die Kruste zu wühlen. Glücklicherweise änderte sich das etwas weiter unten, wo der Wind dann auch nachließ. Es folgte eine kurze, noch halbwegs steile Passage, in der man herrliche Schwünge ziehen konnte und wo mir bewusst wurde, dass ich gar nicht so schlecht Ski fahre, wie es sich in meiner Wahrnehmung darstellt. Weiter unten, zurück im Wald, trafen wir auf unsere Aufstiegsspur. Es war zwar nicht gerade mein Traum ihr zu folgen, weil ein paar schmale Wanderwegpassagen im Wald auf uns warteten, doch letztendlich ging es überraschend gut nach unten. Nach knapp 1100 Höhenmetern und 5:30h erreichten wir den kleinen Parkplatz.
Die guten Nachrichten: Wir sind völlig alleine am Berg gewesen. Ich habe mir keine Blasen gelaufen. Die Sicht vom Gipfel aus lässt vermuten, dass die Nockberge in der Tat ein super Skitourengebiet sind, denn es handelt sich überwiegend um gefällige Buckel mit moderaten Neigungen bis maximal 2500m Höhe. Obwohl wir die anderen beiden geplanten Gipfel nicht erreichten, war es eine coole Tour mit ganz lieben Teilnehmern.
Tour 2: Es hat über Nacht im Tal ca. 20cm Neuschnee gegeben. Beim Abendessen suchten wir als nächste Tour den Großen Speikkofel aus. Start ist an der Kirche in St. Lorenzen und es geht ganz gleichmäßig zunächst über den Kleinen Speikkofel weiter auf den Großen, sagt die Karte. Es ist anders gekommen, wie der geneigte Leser sicherlich schon vermutet. Den Parkplatz an der Kirche zu erreichen, war Herausforderung Nr. 1. Mit zugeschneiter, kaum geräumter Straße auf schlechten M+S-Reifen hieß es die letzten Meter: Schieben. Geschafft. Das Dorf war wie ausgestorben. Macht nix. Wir brauchen ja niemanden. Wir stapfen los durch den Wald. Der Neuschnee lässt ihn wie im Wintermärchen erscheinen. Ein tolles Erlebnis. Die Sonne blitzt hier und da durch die Wipfel. Der leichte Wind bläst die Flocken wie ein Silbernebel zwischen die Bäume. Der Traum endet jedoch wieder mal an der Baumgrenze. Dort pfeift der Wind deutlich stärker, wenn auch nicht ganz so schlimm, wie tags zuvor. Von Neuschnee keine Spur mehr. Der Wind hat alles Lose verfrachtet. Übrig bleiben Eisplacken und gefrorenes Gras. Das Gelände ist jedoch übersichtlich und weil wir Möglichkeiten für eine Abfahrt erkennen, gehen wir weiter in Richtung Kleiner Speikkofel. Der Weg zum Gipfel zog sich etwas und Schnee wurde zusehend zu einem knappen Gut. Als wir auf der Kuppe ankommen, erkennen wir, dass der Große Speikkofel mit Ski keine Option ist. Der Anstieg ist völlig schneefrei. Außerdem nahm mir der Wind die Lust am Weitergehen. Und so entschlossen wir uns dazu, es an der Stelle gut sein zu lassen und bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Ein Blick über die umliegenden, ebenfalls schneefreien Gipfel nahm später Einfluss auf die Planungen für den nächsten Tag. Die Abfahrt erforderte etwas Geschick, um einen einigermaßen fahrbaren Weg zwischen dem Gras zu finden und mit den ständig wechselnden Schneekonsistenzen klar zu kommen. Wirklich schwierig ist sie nicht gewesen. Später im Wald gab's zur Entschädigung etwas Pulverschnee. Doch da die Aufstiegsroute, der wir folgten, aus einem schmalen Wanderweg bestand und der Wald relativ dicht war, blieb es im Wesentlichen bei der Abfahrt über den Weg. Die guten Nachrichten: Ich habe mir erneut keine Blasen gelaufen. Die Tour ist bei schönem Wetter und ausreichend Schnee wahrscheinlich superschön und z.B. auch für Anfänger geeignet. Das frühzeitige Ende der Tour ließ etwas Raum für einen Krapfen mit Capuccino im Café.
Tour 3: Nachdem wir auf beiden vorangegangenen Touren wenig bis keinen Schnee hatten und die Gipfelpanoramen für andere Ziele in der Region keine besseren Verhältnisse versprachen, änderten wir den Plan für Tag 3. Das ursprüngliche Ziel, der Wöllaner Nock, ließen wir ausfallen, fuhren stattdessen zurück ins Salzburger Land, wo wir zwei Tage zuvor bei starkem Schneefall aufgebrochen waren, und machten dort eine kleine, aber feine Tour zur Biberg-Hütte. Am frühen Nachmittag kamen wir dort an und begannen den Aufstieg. Zunächst parallel zur Rodelbahn, später durchs Gelände, erreichten wir nach knapp 700 Hm und ca. 1:40h durch besten Pulverschnee die Hütte. Dort aßen und tranken wir lecker. In der Abenddämmerung starteten wir die Abfahrt. Endlich schön Skifahren. Entgegen meiner Annahme, dass ein bisschen Neuschnee auf einem ansonsten völlig zerfahrenen und gefrorenen Hang liegt, konnten wir eine sensationelle Pulverschneeabfahrt genießen. Ein würdiger Abschluss unserer Tourentage, wenngleich die letzte Abfahrt nicht in den Nockbergen stattfand. Die besuchen wir sicher wieder. Wenn Schnee liegt. Wenn die Sonne scheint.
Aufgrund der wenigen Menschen, die wir auf unseren Touren trafen und der Selbstversorgung im Appartment, gab es nur wenige Gelegenheiten, in denen ich mich der Sensationslust starrender Mitmenschen ausliefern musste. Nicht mehr jedenfalls, als sonst üblich. Und weil so liebe Teilnehmer dabei gewesen sind, für die ich schon immer selbstverständlich Milla bin, und die hinter mir und meiner Sache stehen, machten mir die wenigen unangenehmen Momente nichts aus. Danke dafür.