Zinalrothorn, 4221m, 01.09.-03.09.2024
Nach der Erfahrung im vergangenen Jahr, wo wir gemeint haben, das Zinalrothorn allein und ohne externe Hilfe besteigen zu können, hier die Geschichte: https://www.millaschuetz.de/hohe-berge-4000er/zinalrothorn-2023 , entschlossen wir uns dazu, es beim nächsten Versuch nicht dem Zufall zu überlassen, ob wir am Gipfel an- und heil wieder runterkommen. Dass wir einen neuen Versuch an diesem sensationell schönen Berg unternehmen wollen, war schon sehr lange beschlossene Sache und dem Rat von Dani der Hüttenwirtin folgend, hatten wir bereits vor Monaten Plätze in der neuen Rothornhütte gebucht: Kurz vor Saisonschluss, in der Woche, wenn so gut wie überall die Schulferien geendet sind. Dann sei erfahrungsgemäß am wenigsten los am Berg.
Bei der Wahl des Bergführers bzw. der Bergführer kam uns der Umstand zu Hilfe, dass unsere lieben Freunde Lotte und Stefan sich bei ihrer allerersten Hochtour auf den Dachstein dieses Jahr im Juni von Robert haben führen lassen und beide ihn in den höchsten Tönen lobten. Und so stellten wir über die beiden den Kontakt zu Robert her.
Schon beim ersten Telefonat hatten wir den Eindruck, dass die Wellenlänge passt, was mir persönlich sehr wichtig ist. Wenn Frau sich einfach schnell auf den Berg und von ihm herunterziehen lassen will und der persönliche Kontakt zu dem Menschen, dem Frau ihr Leben anvertraut, nicht so wichtig erscheint, kann das natürlich einer der lokalen Führer erledigen. Doch so ticke ich nicht und meine Frau auch nicht. Mir ist nicht egal, wer mich raufzieht.
Ebenfalls wichtig ist, dass Robert zu dem von uns vorgeschlagenen Termin auch Kapazität hat, um die Tour mit uns zu gehen und er außerdem einen weiteren Bergführer für diesen Zeitraum hat, denn eine Führung mit mehr als einem Gast am Seil kommt an diesem Berg nicht in Frage. Per Bilder und Liste von unserer Ausrüstung stimmten wir uns mit Robert ab, ob unser vorhandenes Zeug für eine gemeinsame Besteigung geeignet ist. Robert war das wichtig, weil er nicht selten die Erfahrung macht, wie er uns später erzählt, dass Menschen mit teilweise uraltem und ungeeignetem Geraffel an den Start gehen und er dann Aufwand hat, die schlimmsten Mängel in kurzer Zeit auf irgendeine Art und Weise zu beheben. Er bestätigt uns, bestens gerüstet zu sein.
Wichtig ist ihm, dass wir es irgendwie hinbekommen, uns so gut es geht vorab zu akklimatisieren, was wir auch eingeplant hatten und außerdem schlägt er vor, wenn wir uns schon den langen Weg zur Hütte antun und zwei Nächte bleiben, wäre es naheliegend, den zweiten Viertausender in der Nachbarschaft ebenfalls zu versuchen, das Obergabelhorn über die Normalroute, sprich die Wellenkuppe. Wir stimmen zu, was rückblickend ein wenig naiv war, denn wir wissen beide, dass wir keine zwei Viertausender dieses Kalibers direkt hintereinander schaffen. Also mal abgesehen von den Bergen in der Monte Rosa, wo die Gipfel der Viertausender aus dem Gletscher ragen, der aber selbst schon auf um die 4000m liegt. Selbstredend wird wegen unserer Zustimmung von Robert ein Preis für zwei Touren kalkuliert, bei dem wir erstmal große Augen bekommen, aber nicht widersprechen. Es ist keine Kunst herauszufinden, dass es der übliche Preis ist, den alle anderen Bergführerbüros auch verlangen, wenn beide Berge auf dem Programm stehen.
In der Woche vor unserem gemeinsamen Abenteuer quartieren wir uns 2 Tage auf der Tierberglihütte ein, um einigermaßen hoch zu schlafen und zwei Gipfeltouren von dort starten zu können, bei denen wir uns nicht zerstören, d.h. die relativen Höhenunterschiede mit 600-800 Höhenmetern eher moderat ausfallen. Die Geschichte zum Sustenhorn und dem geplanten Flug vom Gwächtenhorn ist hier ebenfalls zu finden ( https://www.millaschuetz.de/weniger-hohe-berge-3000er/sustenhorn-2024 ).
Im Anschluss daran verbringen wir zwei Pausentage in Interlaken, wo wir unsere Freundin Heidi treffen und samstags zwei feine Gleitflüge von Amisbühl/Bergbo zum Landeplatz Lehn in Interlaken machen können.
Bei der Gelegenheit trafen wir weitere Fliegemenschen, die wir schon kennen oder denen wir auf Insta folgen. Wir nehmen das Wort „Pause“ an den zwei Tagen wirklich ernst, gönnen unseren Knochen Ruhe nach dem doch notwendigen Abstieg vom Gwächtenhorn mit dem schweren Gepäck, weil Fliegen entgegen aller Prognosen doch nicht ging.
Sonntagfrüh brechen wir auf ins Wallis mit Fahrt per Autoverlad durch den Lötschbergtunnel, was wir schon häufiger getan haben und was ich sehr empfehlen kann, denn die Alternative, mit dem Auto von dort aus ins Wallis zu kommen, wäre eine lange Fahrt zum Grimselpass hoch und eine lange Fahrt das Rhonetal wieder runter bis Visp, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt. So sind wir in knapp einer halben Stunde von der Ferienwohnung in Spiez zum Autoverlad in Kandersteg unterwegs, was sehr viel entspannter ist. Einen kurzen Aufenthalt am Verlad nutzen wir für eine Pipipause, bei der Astrid in ihrer Kabine ein fremdes Handy mit Ausweisen, Kreditkarten und Bargeld findet. Der erste Impuls, die Fundsache im Shop nebenan abzugeben endet mit den ungehaltenen, barsch vorgebrachten Worten der Angestellten: „Dafür sind wir nicht zuständig“. Wie nett. Also bedeutet das, selbst kümmern. Gibt Frau das dann bei der nächsten Polizeistation ab? Keine Ahnung. Astrid schaut nach und findet heraus, dass das Telefon nicht durch eine PIN gesperrt ist und ruft einfach den letzten Kontakt in der Anrufliste an. Phillip. Auf diese Weise finden wir heraus, dass die Besitzerin einen Zug vor uns durch den Tunnel ist, neben Phillip im Auto sitzt und den Verlust bereits schmerzlich wahrgenommen hat. Wir verabreden einen Übergabeort an einer stillgelegten Tankstelle direkt hinter dem Ausgang auf der anderen Seite in Goppenstein im Lötschental.
Die Übergabe klappt. Sehr liebe Menschen, denen wir mit der Aktion viel nervigen Aufwand gespart haben. Bonuspunkte fürs Karmakonto. Wir tuckern weiter zum vereinbarten Treffpunkt mit Robert und seinem Bergführerkumpel Gerald, der ebenfalls ein herzlicher Mensch ist, und treffen mehr als pünktlich in Herbriggen im Mattertal ein, begrüßen uns kurz und machen uns gemeinsam auf nach Täsch ins Parkhaus. Zermatt ist autofrei und üblicherweise nimmt Frau den Zug von Täsch aus, wo ein riesiges Parkhaus direkt am Terminal bereitsteht.
Dort machen wir uns fertig, stimmen nochmal im Detail ab, was wir zwei mitnehmen müssen und sind erstaunt, wie wenig das ist. Wir lassen etwa die Hälfte unseres Metalls im Auto, ein Seil brauchen wir ebenso nicht einzupacken. Robert ist etwas über meinen Riesenrucksack erstaunt, der wegen des für mich normalen Wasservorrats auch ziemlich schwer ist und ich muss selbst erkennen, dass Mammut hier keine Meisterleistung in Sachen Rucksack abgeliefert hat. Ich habe ein ToDo, wenn wir zurück sind.
Wir bleiben bei dem Plan, in den Trailrunningschuhen zur Hütte zu gehen und die Bergstiefel am Rucksack raufzutragen, auch wenn das den Rucksack noch großvolumiger erscheinen lässt, doch solange wir nur gehen und nicht klettern ist mir das egal. Die Diskussion deswegen mit Robert, die ich im Vorfeld befürchtete, bleibt jedoch aus und rückblickend betrachtet war es die richtige Entscheidung, den elend langen Fersenkillerweg in leichten Schuhen zuerst rauf und in der Folge auch wieder hinunterzugehen. Das Einzige, was nicht schmerzte, waren am Ende nämlich die Füße.
Fahrkarte kaufen, in den Zug einsteigen, auf geht’s nach Zermatt. Die beiden Jungs hatten noch nix gefrühstückt, weil sie die Nacht im Auto verbrachten, also wackeln wir erst rein nach Zermatt, um eine Bäckerei zu suchen, werden fündig und nachdem ein Häppchen drin ist, starten wir den langen Hüttenzustieg.
Leider ist bei dem schlimmen Hochwasser dieses Jahr im Juni der normale Zustieg durch die kleine Schlucht des Triftbaches nicht begehbar und wir müssen den alternativen Weg wählen, der noch ein wenig länger ist und bei dem noch ein paar Höhenmeter dazu kommen, weil er einen über 100 Meter Abstieg beinhaltet und dabei auch nicht am Hotel Triftblick vorbeikommt, was mindestens für den Abstieg später eine gute Gelegenheit für eine Pause mit Futter gewesen wäre. Ich versuche, einfach nicht drüber nachzudenken, wie lang der Weg ist, der vor uns liegt, und gehe einfach hinterher. Wir machen langsam, Akklimatisierung ist wieder das Stichwort und es gibt keinen objektiven Grund, zu früh an der Hütte zu sein. Falls die geneigte Leserschaft sich an Momo von Michael Ende erinnern kann, Beppo Straßenkehrer geht bei so etwas immer in meinem Kopf mit. Wir sprechen mit Robert und Gerald über Beppo, denen er erstmal kein Begriff ist, aber natürlich verstehen sie das Prinzip, wie Beppo es schafft, eine unendlich lange Straße sauber zu kehren.
Eine meiner tiefsitzenden Sorgen war, schon auf dem Weg zur Hütte bereits ein Klotz am Bein der anderen zu sein. Nicht mithalten zu können, alle zu bremsen, Probleme mit Füßen, Knien, Hüften und am Ende mit Muskelkrämpfen zu bekommen ist für mich der Horror. Ich erzähle den beiden von meinen Muskelkrämpfen an den Innenseiten der Oberschenkel insbesondere beim Abstieg, die ich seit Jahren nicht in den Griff bekommen habe, auch mit ärztlicher Unterstützung nicht. Ein Grund, warum ich so viel zu Essen und zu Trinken mitschleppe und in jeder Pause die Backen voll hab, basiert auf dem Versuch, meinen Mineralstoffhaushalt fortwährend auszugleichen. Es ist das Einzige, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Krämpfe nicht so hart zuschlagen und nach meiner Erfahrung helfen da tatsächlich Lebensmittel, wie Äpfel und Trockenwurst besser als irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel.
Überraschung: Gerald berichtet von ähnlichen Themen und er hätte einen Spezl, der Pharmazeut und Sportler ist, der nach einigen Experimenten eine Art Salzkapsel zusammengemixt hat, die solche Probleme löst. Meine Vermutung für die Ursache bei mir ist schlicht der Umstand, dass ich als extreme Kopfschwitzerin Unmengen an Mineralstoffen bei jedem Schritt auf den Boden tropfe, die mir dann in meinem Organismus fehlen. Gerald hat einen kleinen Beutel „Speed“ dabei und verpasst mir gleich zwei Kapseln. Ich werde keine Probleme mit Krämpfen haben, prophezeit er mir. Ich bin sehr gespannt.
Unterwegs gibt’s weitere Verbesserungsvorschläge zum Thema, was wirklich im Rucksack sein muss. Ganz vorne dabei „Nimm nur soviel Wasser mit, dass du bis zur nächsten natürlichen Tankstelle kommst“. Bisher für uns ein No-Go aus irgendwelchen Bächen zu trinken oder Gletscherwasser abzufüllen. Gletscherwasser gab’s bisher nur in äußersten Notfällen, wenn wirklich nichts anderes mehr ging. Aber aus irgendwelchen Bächen zu trinken, war nie eine Option, denn niemand weiß, was da alles drin ist, auch dann nicht, wenn der Bach auf 3000m den Berg runterläuft. Ein totes Murmele an der falschen Stelle genügt.
Robert und Gerald juckt das nicht. Sie haben eine winzige Flasche dabei und trinken aus jeder Pfütze bzw. füllen auf, wo sich die Gelegenheit bietet. Augenscheinlich klares Wasser, das nicht direkt unter der Hütte rausläuft und wo es keinen Weidebetrieb oben drüber gibt, gibt’s genug.
Nach 1700 Höhenmetern mit einem 140m Abstieg dazwischen wegen des Umweges habe ich noch mehr als einen Liter in meiner Trinkblase. Robert fragt mich danach und ich muss zugeben, den Liter völlig umsonst hochgeschleppt zu haben. Allerdings hatten wir im Gegensatz zum letzten Jahr keine 35°C im Aufstieg. Es war eher kühl, was deutlich zum geringeren Verbrauch an Wasser beigetragen hat. Mit den leichten Schuhen war es ebenfalls nicht so die Quälerei, wie beim ersten Versuch. Ein Umstand, der für mich nur schwer zu kalkulieren ist und ich finde es schlimmer, trocken zu laufen als keine Reserve zu haben. Die Knausrige in mir führt außerdem an, dass Wasser auf Schweizer Hütten nachzukaufen, genauso sportlich ist, wie einen Liter zu viel hochzutragen.
Mit allen Pausen brauchen wir für die knapp 10km mit 1700 Höhenmentern etwa 4:45h. Das ist genau die Zeit, die als reine Gehzeit auf dem Schild unten in Zermatt steht. Finde ich mehr als akzeptabel und meinen Füßen, Knien und Hüften geht’s gut. Der Anflug von Krämpfen, wie es letztes Jahr schon im Aufstieg der Fall war, blieb ebenso aus. Ob das jetzt an Geralds Pillen liegt oder nur daran, dass ich nicht ganz so viel rausgeschwitzt hab, bleibt ein Geheimnis.
Die neue Rothornhütte. Im Moment ist noch Baustelle. Die Terrasse ist noch im Bau, doch ansonsten ist’s ein wirklich gelungenes Hüttchen. Die Anzahl der Plätze wurde reduziert, es gibt Trenntoiletten, die Zimmerlager beherbergen maximal 8 Leute gleichzeitig, es ist warm. So ziemlich alles ist anders als in dem uralten winzigen Steinhaus vom letzten Jahr, wo sich mehr als 70 Menschen drängten und von dem überhaupt nicht mehr zu erkennen ist, dass es mal ein paar Meter weiter oben stand. Es ist alles vollständig rückgebaut worden. Gleich geblieben sind hingegen die herzlichen Menschen, die auf der Hütte arbeiten. Allen voran Dani, die wir später nach der Ankunft treffen und etwas mit ihr schnacken. Aber auch die andere beiden, Silke und Meret, ich hoffe, das habe ich richtig abgespeichert, sind soooo nett, dass es eine Freude ist, hier zu sein.
Die Belegung der Hütte ist moderat, höchstens die Hälfte der nur noch 54 Plätze sind vergeben, es ist ruhig und geht beschaulich zu. Es sind nicht nur bergsteigende Menschen da, sondern auch wandernde.
Wir bekommen unsere Bettchen für die nächsten zwei Tage zugewiesen, eine Info zum Frühstück um 3:30Uhr egal für welchen Gipfel, legen uns trocken, Kaffee&Kuchen. Es sind nur wenige andere Frauen da und unser Zimmerchen ist genau gegenüber des Damenwaschraums, was mich freut, denn kurze Wege helfen dabei, schnell zu sein. Für die Lesenden mag das merkwürdig erscheinen, doch ich habe es schon in anderen Geschichten geschrieben und auch im Podcast mit Erika angesprochen. Ich tue es erneut für Robert und Gerald: Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich mit Stoppeln im Gesicht am Tag unterwegs bin. Die Frau in mir, die ich eindeutig bin, will das nicht. Also muss das Zeug runter, bevor ich rausgehe, was nicht immer so einfach ist, wie es sich anhört und leicht andere irritieren könnte, was mir unangenehm ist. Genug davon.
Soweit ich das überblicke, haben nur wenige Seilschaften den gleichen Weg wie wir am nächsten Morgen. Eine größere Gruppe Bergführeraspiranten ist anwesend, die offensichtlich mit Ausbildung beschäftigt sind (tatsächlich soweit ich das einschätzen kann, nur Männer) und wahrscheinlich nicht auf dem Normalweg unterwegs sein werden. Außerdem ist ein weiterer Bergführer da, der am nächsten Tag wohl einen Gast hat, mit dem er aufs Weisshorn geht, was ich von hier aus als ganz schön abseits empfinde und zwei Jungs von der Bergwacht, die das Zinalrothorn schon gemacht haben und aufs Obergabelhorn wollen. Robert schlägt vor, dass wir am nächsten Tag, dem wahrscheinlich besseren vom Wetter her, erst aufs Zinalrothorn gehen, was wir gerne annehmen, denn das ist der Berg, wegen dem wir hier sind und dann schauen wir mal, wie sich die Dinge entwickeln.
Nachtessen. Das Futter ist einfach aber lecker. Was ich witzig finde, Robert und Gerald bandeln sofort mit den Mädels in der Küche an und versprechen, später nach dem Essen in der Küche beim Spülen zu helfen. Am ersten Abend verpassen sie ein wenig den Zeitpunkt, denn es geht bald nach dem Essen bereits in die Nachtruhe, und als sie in die Küche stapfen, ist das meiste bereits erledigt.
Lediglich an uns gibt’s noch die Anweisung, möglichst wenig bis nichts am nächsten Morgen im Rucksack zu haben. Nur die Dinge sollen mit, die wir auf jeden Fall brauchen werden. Bloß nicht zu viel zu trinken vor allem.
Astrid und ich richten vor dem Schlafen gehen unser Zeug her. Ich lasse das gesamte Deckelfach in der Hütte, Kein Erste-Hilfe-Pack, kein Biwaksack, nur ein Langarmshirt, Hardshell, Isojacke, Mütze, Wechselhandschuhe, die Thermoskanne, der Rest in der Trinkblase, Steigeisen, Gurt, ein paar Karabiner und ein bisschen was zu essen kommt mit und das meiste davon habe ich praktisch den ganzen Tag an der Frau. Trotzdem wirkt mein Rucksack im Vergleich zu Roberts und Geralds wie ein Mehrtages-Hüttentrekking-Monster. Dabei haben die beiden jeweils ein 40m-Seil, Metall, Steigeisen und sogar den Helm im Rucksack. Keine Ahnung, wie das geht. Aber es geht.
Die erste Nacht sind nur zwei Jungs von der Bergwacht noch bei uns im Zimmer. Es ist still, niemand schnarcht, trotzdem mache ich gefühlt kein Auge zu, wie üblich. Um 3 Uhr klingelt der Wecker, ab 3:30 Uhr gibt’s Frühstück, doch ich muss vorher meine Dinge erledigen, ohne die ich nicht gerne vor die Tür gehe und die ein bisschen Zeit beanspruchen. Robert hat die Abmarschzeit auf 4 Uhr festgelegt und so muss bis dahin alles, inklusive Frühstück und eincremen, erledigt sein. Unpünktlich zu sein ist keine Option.
Tatsächlich starten wir nur wenige Minuten nach 4 Uhr in die völlige Dunkelheit als einzige Seilschaft, was ich erstmal kaum glauben kann. Lediglich der eine Bergführer ist mit seinem Gast schon in Richtung Weisshorn losgegangen, doch von den beiden ist weit und breit nix zu sehen. Die Dämmerung beginnt um diese Jahreszeit erst gegen 6:15 Uhr, der Sonnenaufgang folgt etwa eine halbe Stunde später. Es bleibt also noch eine ganze Weile finster.
Ich brauche, wie ich das schon kenne, etwas Zeit, um so früh irgendwie meine Bewegungen unter Kontrolle zu bringen. Ich bin schlimm aufgeregt, die üblichen Sorgen treiben mich um, wie „kann ich mithalten, bin ich den Anforderungen gewachsen, machen sich die Muskelkrämpfe wieder breit und behindern die ganze Seilschaft, hält meine Hüfte Stand, und, und, und…“ und habe schon auf den ersten 100 Höhenmetern an diesem Morgen meinen höchsten Puls des Tages. Es geht ein paar spärlichen Steinmanndln folgend durch Blockgelände bergan in Richtung Gletscherrand. Die ersten Schneefelder machen wir noch ohne Steigeisen, doch der Schnee ist gefroren, ich komme auf der glatten Spur nicht gut zurecht und erst als die erste blanke Stelle vorbeikommt, ziehen wir auf unseren Wunsch hin Steigeisen an. Robert wäre wohl bis zum Wasserloch ohne Steigeisen weitergegangen, Gerald interveniert jedoch und äußert, dass Steigeisen, auch wenn wir sie nicht lange brauchen und bald wieder abrüsten müssen, eine gute Idee sind. Wahrscheinlich, weil er von hinten mitbekommen hat, wie insbesondere ich auf dem glatten Untergrund rumgeeiert bin.
Mit den Dingern an den Füßen geht’s auf jeden Fall etwas entspannter weiter rauf, dem Einstieg in den Kamin am sogenannten Wasserloch entgegen. Ich frage mich schon wieder, wie man auf so einen Namen kommt, denn Wasser läuft hier keins und ein Loch gibt’s auch nicht, bis auf eine kleinen Bergschrund, weil der alte Schnee sich vom Fels gelöst hat, der aber kein Hindernis darstellt, weil der Übergang in ein stufiges Felsgelände ohne Mühe möglich ist. An dieser Stelle hatten wir letztes Jahr bereits eine länger andauernde Stausituation, doch heute sind wir völlig alleine und können nach dem Abschnallen der Steigeisen und dem Herrichten des Seiles sofort am laufenden Seil weitergehen. Robert hat mich am Seil, Astrid ist mit Gerald unterwegs. Präferenzen dazu gab es weder von uns noch von ihnen und so haben wir einfach so sortiert, wie wir bis dahin bereits aufgestiegen sind. Ich erinnere mich, dass es im oberen Drittel dieser etwa 40 Höhenmeter langen und ansonsten einfachen Kletterstelle etwas schwieriger wird, Frau es sich jedoch leichter macht, wenn sie dort alle Seiten des Kamins mindestens für die Füße mitbenutzt, sprich einfach mal nach hinten oder zur Seite ausspreizt. Mit diesem Wissen fällt es mir leicht, in kurzer Zeit problemlos hinaufzusteigen. Es ist nach wie vor stockdunkel, bis zur einsetzenden Dämmerung dauerts noch. Wie im vergangenen Jahr sind am östlichen Himmel Wetterleuchten eines sehr weit entfernten Gewitters zu sehen, doch zu hören ist absolut nichts und wir sind nach wie vor völlig allein, es gibt keine andere Seilschaft. Der Weiterweg in nordwestlicher Richtung ist nicht so richtig offensichtlich, Steinmanndl gibt‘s nur wenig bis keine und so wie im letzten Jahr schauen wir einfach, wo Steigspuren sind und ein hoher Wiedererkennungswert in der leichten Kletterei sagt mir, dass wir nicht so ganz falsch sein können.
Im weiteren Verlauf schließt sich einen kleine, entgegen der Online-Karte schneefreie Querung mehr in westliche Richtung an, an deren Ende der berühmte Frühstücksplatz mit einem relativ großen Steinmanndl erreicht ist. Immer noch Dunkelheit. Wir bleiben in Bewegung, biegen wieder nach Nord/Nordwest nach oben ab, es gibt mehr Steinmanndl, doch es kommt vor, dass wir nach oben mäandern, wie Robert das ausdrückt, sprich im Zickzack, wo es am einfachsten erscheint, weiter rauf. Wir stoßen auf ein halbwegs steiles Schneefeld, in das allerdings eine gute Trittspur reingetreten ist, die wir ohne Steigeisen nutzen können. Nur am oberen Rand gibt’s blankes Eis und es ist etwas gruselig, sich da irgendwie drüber zu wurschteln, was aber mit ein paar eingefrorenen Steinen und einem Schneeplacken mit zwei-drei Schritten überwunden ist und der weitere Weg wieder über Fels und Geröll führt. Sehr bald danach folgt der letzte Schnee- bzw. jetzt Eishang, über den letztes Jahr eine gut sichtbare Spur auf den Grat zur Kletterei führte, die dieses Jahr nicht zu sehen ist, da eben blank. Robert und Gerald stimmen sich ab, dass wir gar nicht aufs Eis gehen, denn es ist relativ steil, sondern am rechten Rand im Geröll weiter aufsteigen, was uns ebenfalls zum oberen Ende mit Anschluss an den Schneegrat zur Kletterei führen wird. Es hat inzwischen zu dämmern begonnen, doch richtig hell wird es erst, als wir die letzten Felsen oben am Grat erreichen, wo wir die Steigeisen für das letzte Stück über den Grat zur Kletterei rantüddeln müssen. Hier erwischt uns ein ziemlich kalter Wind und ich brauche das erste Mal auf unseren Hochtouren die Daunenjacke, die ich danach nicht mehr ausziehe, bis wir die erste Pause im Abstieg machen. Ich wechsele die Handschuhe, ziehe Fleece Handschuhe mit Softshell-Überhandschuhen an und die Mütze kommt ebenfalls unter den Helm und bleibt sehr lange da. Bis ich fertig bin, um wieder aufs Eis zu steigen, sind meine Hände taub, doch der Rest geht einigermaßen. Bis alle soweit sind, dass wir weitergehen können, ducke ich mich hinter einen Felsen, um dem Wind so lange wie möglich zu entgehen. Ab hier können die Stirnlampen weg. Es ist hell und klar.
Wenige Minuten später, nachdem ein erster breiter Eisrücken hinter uns liegt, beginnt ein immer schmaler werdender Firngrat, den ich bereits vom letzten Jahr kenne, wo er allerdings mehr als zwei Füße breit und für mich einigermaßen zu gehen war. Dieses Mal ist er ein Fuß breit, es gibt nichts, woran ich mich festhalten oder worauf ich mich abstützen könnte, ich muss mich allein auf meine Balance auf den Füßen verlassen. Mein Kopf kann das nicht. Ich teile meine Probleme Robert mit, der als Lösung ein paar Schritte in die steile Flanke absteigt und mich anweist, auf den Frontalzacken in einer Art Raupentechnik seitwärts zu gehen und dabei die Pickelhaue in den Schnee am Grat zu drücken. Ich bin nicht sicher, was das kleinere Übel ist, denn ich fühle mich auch mit dieser Lösung nicht wirklich sicher auf meinen Füßen. Ich konzentriere mich darauf, das mir gesagte umzusetzen, alles andere auszublenden und vor allem nicht nach unten zu schauen. In felsigem Gelände, wo ich sicher stehen oder mich festhalten kann, macht mir das nix, doch wenn es eine Wackelnummer ist, sieht die Welt anders aus. Richtig schlimm sind aber nur 15-20 Meter, danach steigen wir zurück auf den Grat und sobald wieder zwei Füße nebeneinander passen, geht’s mir wieder einigermaßen gut. Mein Kopf erinnert sich sofort daran, dass ich über diese Passage auch wieder zurück muss. Digga. Nicht weiterdenken. Jetzt bin ich ja drüber.
Der Einstieg in die Kletterei zum Gipfel ist erreicht. Ab jetzt ist’s für Astrid und mich Neuland. Auf der Hütte hatten wir bereits besprochen, dass Astrid und ich an der Stelle alles zurücklassen sollen, was wir nicht zum Klettern brauchen, also Rucksack, Pickel, Steigeisen. Warme Klamotten, ein Klettergurt, ein ganz kleines Bisschen Metall und Schlingen genügen. Fertig. Wir gehen am laufenden Seil weiter, denn bis in die Gabel, eine von weitem sichtbare Einsattelung im Südwestgrat, so meine Annahme, werden wir problemlos so gehen können, doch es kommt etwas anders. Schon an der ersten Kraxelstelle treffen wir offensichtlich nicht den optimalen Weg, wie ich finde, denn wenn Robert die Piaz-Technik auspacken muss, um hochzukommen, kann etwas nicht stimmen. Ich versuche es, ihm gleich zu tun, Gerald unterstützt mich, doch mir fehlt schlicht die Kraft in den Händen mich an einer schrägen Kante zu halten und weiterzugreifen und gleichzeitig mit den Füßen gegenzudrücken, um die Haftung nicht zu verlieren. Ich rutsche ab und knalle mit der linken Brust Vollgas auf eine vorstehende Felsnase, der Schmerz setzt sofort ein, die Gletscherbrille in meiner Jackentasche zerlegt sich in ihre Einzelteile.
Geht ja gut los. Während ich mich noch sortiere und versuche, den Schmerz weg zu atmen, findet Gerald einen Meter weiter eine kletterbare Stelle und wir steigen dort rauf. Der akute Schmerz hat nachgelassen, doch ich merke die Rippe(n) ab jetzt bei jeder Bewegung. Wir queren weiter durch die Südwand, den gut sichtbaren Steigspuren nach bis zum Anstieg in die Gabel, wo Robert und ich erneut den optimalen Weg verlassen. Während Gerald und Astrid am linken Rand in stufigem Gelände im II. Grad gut vorankommen, schleichen Robert und ich mitten in der Rinne des Couloirs über plattige Felsen, erkennen bald, dass das nicht fein ist und ich habe schon wieder Mühe, Robert zu folgen bis wir nach einem kurzen Quergang, über den er mich drübersichert, ebenfalls den linken Rand erreichen. Quatschi in meinem Kopf beginnt zu zweifeln, ob ich der Kiste hier gewachsen bin, doch sobald wir am Rand klettern können, ist alles wieder gut und es geht schnell und ohne Zirkus voran bis in die Gabel. Auf diesem Abschnitt kommt uns ein Alleingänger im Abstieg entgegen, Gerald wechselt wenige Worte mit ihm, der genauso schnell, wie er erschienen ist, wieder verschwand. Der einzige andere Mensch, den wir bis dahin treffen.
Wie wir aus vielen Beschreibungen wissen, beginnen ab der Gabel die eigentlichen Schwierigkeiten und mit Blick nach oben, kann ich das definitiv unterschreiben. Es wird steiler und deutlich ausgesetzter, weil nun natürlich der Blick auf beiden Seiten des Grates nach unten frei wird. Die Tiefe ist sehr beeindruckend, vergleichbar mit dem Grat, der zum Gipfel des Piz Bernina führt. Ich fühle in mich hinein. Es ist alles prima, ich habe keine Sorgen mehr, ob ich dem gewachsen bin, was kommt. Sehr bald hinter der Einsattelung folgt mit der sogenannten Biner-Platte die Schlüsselstelle auf dieser Route. Um dorthin zu gelangen, quetschen wir uns durch einen schmalen Felsspalt, erreichen so den Einstieg in die Stelle, wo bereits der erste Bohrhaken auf uns wartet. Sobald Frau den ersten Kletterzug macht, steht sie frei über dem Abgrund, weswegen wir uns hier gegenseitig mit HMS sichern und nicht am laufenden Seil weitersteigen. 2-3 weitere Bohrhaken folgen, die Stelle lässt sich gut klettern, es gibt genügend Kanten und Leisten in festem Fels, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Ist meistens so, wenn Frau von unten nach oben schaut. Es folgen weitere ausgesetzte Kletterstellen. Eine erinnert mich an den Einstieg in die letzte Seillänge am Südgrat des Burgberger Hörnles und ich weiß sofort, wie die Stelle zu klettern ist. Startet Frau entgegen des erstem Impulses mit dem rechten statt mit dem linken Fuß, ist es genau ein einfacher Zug und wird nicht zum Gewürge. Gerald staunt wohl auch ein wenig, wie leicht und elegant Astrid raufklettert, die das genauso erkannt hat, wie ich. Eine letzte Hürde vor dem Gipfel steht noch im Weg: die sogenannte Kanzel. Ein freistehender Gendarm im Grat, der nicht wirklich umgangen werden kann. Alle Beschreibungen, die ich bis dahin gelesen habe, sprechen davon, über die rechte Seite sich kleinmachend eine Kerbe zu durchschleichen, die ich auch erkenne, um dann per einem oder zwei luftigen Zügen auf den Gendarm hinauf zu steigen. Robert beginnt, links herum einen Weg zu suchen, was mich dazu veranlasst, meine Klappe aufzumachen und auf rechts zu bestehen. Als wir allerdings durch die Einkerbung gekrabbelt sind, muss ich selbst erkennen, dass ich oder wir hier auf keinen Fall irgendwo hinaufsteigen werden. Glatter Gneis, keine Tritte zum Starten, und soweit ich das erkennen kann, wenige bis keine Haltemöglichkeiten für Normalsterbliche. Also ein Adam Ondra hätte wahrscheinlich gelacht, doch Robert entscheidet zurück zu gehen und auf der anderen Seite sein Glück weiter zu versuchen. Gerald sieht sich die Stelle ebenfalls an und kommt zum gleichen Ergebnis. Am Ende des Tages ist es linksherum tatsächlich relativ einfach. Gerade als wir oben auf dem Gendarm stehen, kommen uns drei Zweierseilschaften entgegen, die über den Nordgrat zum Gipfel gegangen sind und auf der Normalroute absteigen. Robert und ich huschen zwischen ihnen hindurch, Gerald und Astrid werden allerdings ausgebremst, weswegen wir beide kurz darauf ausgesetzt aber unschwierig ein paar Minuten früher das Gipfelkreuz erreichen.
Gipfel Zinalrothorn, 4221m. Eine kleine Emotionswoge überrollt mich, doch ich kann noch die Fassung bewahren. Robert macht ein erstes Gipfelfoto von uns beiden und reicht mir eine kleine PET-Flasche, in die er Marschtee abgefüllt hat und die er extra für uns hinauf trug. Ach ja, trinken und essen, da war ja noch was. Hatte ich ganz vergessen. Was für ein Service. Ich danke ihm dafür. Immer noch fassungslos, dass ich es bis rauf geschafft habe, kommen zwischenzeitlich Astrid und Gerald ebenfalls zum Gipfel rauf. Und als ich Astrid in die Arme schließe, müssen ein paar Tränen raus. Dieser Berg hat nix mit einem Schneehatscher zu tun. Man muss schon ein bisschen Bergsteigerin sein, selbst mit Bergführer, denn die tragen einen ja nicht rauf, das muss Frau schon alleine hinbekommen. Luxus ist es jedoch, sich ganz aufs Klettern konzentrieren zu können und sich nur wenig bis gar nicht um die Absicherung und/oder die Wegfindung kümmern zu müssen. Luxus ist auch, dass wir den Gipfel für uns alleine haben, die Sonne (noch) scheint und nichts den Moment stört. Wahnsinn.
Gipfelfoto zu viert, ach nein, zu fünft, denn Gerald hat freundlicherweise Manni mit raufgenommen, weil wir selbst ja keine Rucksäcke dabeihaben. Ganz wichtig, Manni ist auf dem Gipfelfoto.
Soweit, so gut. So schön das grad alles ist, wir müssen auch wieder runter. Mindestens bis dahin, wo unsere Rucksäcke liegen werden wir für den Abstieg etwa genauso lange brauchen, wie für den Aufstieg.
Abseilen hört sich einfach an, isses aber nich, zumindest dann nicht, wenn in vielen Etappen mit mehreren Menschen in nicht senkrechtem Gelände abgeseilt werden muss, die Abseilstände nicht immer genau dann vorbeikommen, wenn das Seil aus ist und es gibt außerdem genügend Stellen, die wir eher nicht abseilen, sondern abklettern. Des Weiteren gibt’s die Schwierigkeit, zumindest hat sich das für mich so angefühlt, dass die Bergführer ihre Gäste ablassen müssen, die Gäste seilen sich nicht selbst ab. An einem Seil zu hängen, bei beim ich nicht selbst die Kontrolle über die Geschwindigkeit hab und nicht selbst dann stoppen kann, wenn ich es für notwendig halte, mir dadurch keine Zeit gelassen wird, mich zu orientieren, fühlt sich für mich katastrophal schlimm an und macht mich total unsicher. Wenn ich selbst das Bremsseil in der Hand halte, geht’s mir entschieden besser. Ist aber keine Option bei dieser Tour. Da verstehe ich die Bergführer natürlich auch. Das sind einfach die Regeln. Bloß bleibt mir das Abseilen deswegen nicht in bester Erinnerung. Die maximale Negativerfahrung kommt am Schluss. Wie dem auch sei, Gerald und Robert tun ihr Bestes, um uns möglichst effizient vom Berg runterzubekommen. Während meist Robert sich am Einfachseil bis zum nächsten Stand ablässt und diesen vorbereitet, lässt Gerald uns beide nacheinander am anderen Strang runter und wenn wir am Stand ankommen brauchen wir uns bloß noch mit der Selbstsicherung einzuhängen, das Seil frei zu machen und am Ende kommt Gerald am Doppelstrang nach, wir ziehen ab und Robert startet fast gleichzeitig schon zum nächsten Stand.
Bis in die Gabel hinein haben wir dabei eine gute Sicht, doch dann beginnt es, immer weiter zu zu laufen. Die Wolkendecke senkt sich ab, bei den letzten beiden Abseilaktionen finden wir Robert beinahe erst, als wir fast zusammenstoßen. Immerhin haben Astrid und ich es insofern leichter, weil wir nur Roberts Seil folgen müssen, um ihn zu finden. In der Querung durch die Südwand bleiben wir nah beieinander, finden für die erste Stelle, bei der ich mir die immer noch schmerzende Rippe angehauen habe, einen anderen Weg und im Nu erreichen wir das Depot mit den Rucksäcken. Von den anderen Seilschaften, die uns in Gipfelnähe begegneten, ist weit und breit nichts zu sehen.
So, jetzt wird’s nochmal spannend. Ich habe mit Robert an einem der Stände schon gesprochen, dass mein persönlicher Endgegner erst nach dem Kletterteil auf dem Rückweg in Form des für mich ultraschmalen Schneegrates auf mich wartet, und jetzt ist es soweit. Nachdem Astrids Steigeisen etwas nachgestellt sind, sie hatte im Aufstieg Probleme, weil mindestens eines nicht richtig saß, gehen wir los auf die schmale Stelle zu. Ich glaube, Robert hat mir zwischen den Zeilen versucht zu sagen, ich hoffe, ich irre mich nicht, nicht so viel drüber zu grübeln, sondern einfach weiter zu gehen. Ich werde das schaffen, es ist überhaupt kein Problem für mich. Tue es einfach. Es geht los, maximale Konzentration, Körperspannung, Pickel für den Worst Case bereithalten, ich strecke die Arme etwas zur Seite raus, wie eine Seiltänzerin und muss einen Fuß immer jeweils ganz hochheben, um den anderen Fuß herumführen, um ihn genau vor dem Standfuß in den nächsten Tritt zu stellen, und bloß nicht mit den Krallen in den Hosenbeinen oder so etwas hängen zu bleiben, was ich total gut kann, und so weiter, dabei gibt es 0 Fehler Toleranz. Immerhin sorgen die Wolken dafür, dass nicht so ganz genau zu sehen ist, wie steil es auf jeder Seite in den Abgrund geht. Eine Last fällt von mir ab, als diese Passage hinter mir liegt. Selbst am Bernina letztes Jahr waren die Schneegrate nahezu Wanderpfade im Vergleich zu diesem kurzen Stück. Puhh…
Kurz bevor wir in die Felsen gelangen entscheiden wir, auf dem steilen Eis abzusteigen, statt uns das steile Geröll im Abstieg zu geben und biegen nach rechts unten ab. Es gibt eine Lehrstunde zum Thema, denn meine bisherige Verfahrensweise bestand darin, möglichst gleichzeitig, Fußspitzen nach unten, so viele Zacken ins Eis zu bekommen, wie möglich. Robert klärt mich auf, dass dies die Wahrscheinlichkeit erhöht, über die Frontalzacken zu stolpern und ich solle stattdessen versuchen, die Fersen zuerst ins Eis zu pressen und dann nach vorne abzurollen. Fühlt sich ungewohnt an, doch wenn ich so drüber nachdenke, muss ich ihm Recht geben und das Gehen ist auf diese Weise trotz der unkommoden Situation ein klein wenig angenehmer. Wir biegen weiter unten an einer geeigneten Stelle in die Felsen ab und legen eine Pause ein. Essen, Trinken, Gerald hält mir noch eine seiner Pillen hin. Rein damit.
Danach sind im Prinzip alle technischen Schwierigkeiten gemeistert, wir müssen „nur“ noch runterwandern bis auf die Abseilstelle am Wasserloch, doch so einfach lässt uns der Berg nicht entkommen. Es hat zu Graupeln begonnen, die Sicht ist so schlecht, dass weder Steinmanndl noch Trittspuren zu erkennen sind. Die verfügbaren Online-Karten haben absolut nichts mit der Realität zu tun, zeigen im Wesentlichen Schneefelder an, die es schon lange nicht mehr gibt. Nur dunkles Geröll um uns herum, soweit man überhaupt blicken kann. Das kleine Schneefeld mit der Spur drin, das wir ohne Steigeisen hochgekommen sind, müsste eigentlich in der Nähe sein. Wenn wir das gefunden haben, lösen sich die Orientierungsprobleme wahrscheinlich auf. Ein bisschen rechts, ein bisschen links, noch etwas runter, nichts. Robert hat so das Gefühl, dass wir schon zu weit abgestiegen sind, krabbelt wieder ein Stück hoch, quert noch mal ein wenig, er verschwindet im Nebel, meldet sich aber kurz darauf, dass er das Schneefeld mit der Spur gefunden hat und kommt uns wieder etwas entgegen. Super gemacht, kurzes Luft anhalten auf dem kleinen Blankeisfleck, dann einfach in der Spur abwärts gehen. Es folgt Blockgelände, doch von oben finden wir einen ausgetretenen Pfad zurück zum Frühstücksplatz, wo die Querung zurück durch den Schutt beginnt. Dort geht’s zügig durch, doch dann passiert erneut ein Fehler. Ich glaube, wir steigen zu tief in die kurze Kletterpassage ein, deren Ende uns zur Abseilstelle am Wasserloch führt. Plötzlich stehen wir zu viert in sehr steilem, eher plattigem, nassem Fels. Es ist nicht zu erkennen, wo die steile Flanke hinführt, aber das möchte ich mir auch nicht vorstellen. Astrid interveniert, dass sie da so nicht einfach weitergehen kann. Plan B greift, Robert steigt vor bis er an eine Stelle kommt, an der er einen Stand herstellen und Astrid sichern kann. Das ist zufällig auch genau dort, wo wir wieder auf den eigentlichen Weg treffen. Als Robert den Stand fertig und Astrid in der Sicherung hat, krabbelt Gerald von hinten im Schleichmodus an mir vorbei, bindet sich ganz knapp hinter Astrid ins Seil ein und begleitet sie sozusagen durch die Passage bis zum Stand. Auf dem Weg dorthin, geht das Seil zwischen mir und Gerald aus und ich bekomme das Kommando, einfach nachzusteigen. Ist zwar unheimlich, doch ich bin in einer Sicherung, drei Leute haben mir nacheinander gezeigt, wo Tritte und Griffe sind, kann also jetzt nicht so schlimm sein, ich blende alles aus und kraxele los zu den anderen dreien. Alles gut. Noch eine kurze Abkletterstelle auf dem sichtbaren Weg und wir sind am oberen Ende des Wasserlochs zurück. Letztes Jahr habe ich rechts in den Felsen noch einen Bohrhaken zum Abseilen gesehen, der aber jetzt nicht mehr da zu sein scheint. Stattdessen gibt’s einen Sack voll Reepschnüre, die um mindestens zwei Felsen laufen und immerhin recht neu aussehen. Dort, wo die Schnüre zusammenlaufen, ist eine Schlinge geknüpft, in die eingehängt werden kann. Ruckizucki hat Robert wieder einen Einzelstrang festgeklöppelt und seilt ab, Gerald richtet sein Seil her, um uns beide abzulassen, geht alles recht zügig. Ich bin die erste, lehne mich zurück, um das Seil zu belasten, damit das Ablassen funktioniert, versuche gleichzeitig jedoch kontrolliert mit den Füßen nach unten zu steigen, um möglichst kein loses Geröll nach unten zu schießen. Erst bleibe ich etwas am Rand, dann geht‘s über die kleine Kaminstelle drüber, alles fein, danach bleibe ich in der Mitte in der stufigen Rinne. Mich freut, dass dies die letzte Abseilstelle ist, weil ich wieder merke, wie sehr sich alles in mir sträubt, wenn ich nicht selbst die Kontrolle dabei habe. Dann passiert was Blödes, ich rutsche mit einem Schuh etwas seitwärts, kann diese Bewegung aber nicht stoppen. Gerald lässt mich immer weiter ab und ich pendele ziemlich weit auf eine glatte Platte aus der Rinne raus. Dabei kratzt das Seil natürlich über irgendeine Felskante. Nicht gut. Es geht immer weiter runter und ich steuere auf den kleinen Bergschrund zu und kann nix machen, außer, mich im richtigen Moment soweit von der Platte abzudrücken, dass ich mit einem letzten Satz über den Schrund drüber und im Schnee zum Stehen komme.
Das war jetzt nicht so gut. Robert sagt mir das auch ziemlich deutlich und trifft damit unwissentlich einen meiner wunden Punkte, die ich aus meiner Kindheit mit mir herumtrage. Immerhin ist das Seil nicht gerissen. Die Freude und der Stolz über das Geleistete sind jedoch in 1 Sekunde weggewischt.
Als die anderen beiden unten sind, gehen wir seilfrei auf Steigeisen das erste Stück weiter in Richtung Hütte, tun an den ersten Felsen die Eisen runter, Robert fährt in seinen Bergstiefeln in der Aufstiegsspur im nächsten Schneefeld ab und verschwindet in der Ferne. Ich bin mit meinem Kopf noch bei dem Abseilding und stolpere mehr oder weniger nach unten, probiere es in den Felsen am Rand, weil mir der rutschige Schnee nicht taugt, aber da geht’s genauso schlecht. Alles nass. Also wieder Schnee und einfach durchhalten. Ist ja nicht mehr weit. Gerald bleibt freundlicherweise ein wenig bei mir und im Nu erreichen wir kurz nach 15 Uhr die Hütte, nach insgesamt mit allen Pausen rund 11 Stunden. Noch ein abschließendes Foto von uns vor der Tür, dann müssen die nassen Sachen runter, was mit der angeschlagenen Rippe gar nicht so einfach ist. Jedes Mal, wenn ich mich bücke, ist der Schmerz da und die Luft bleibt mir kurz weg. Meine Gletscherbrille hat’s zum Glück überlebt, soweit ich das erkennen kann. Die Gläser waren aus dem Rahmen und haben ein paar Kratzer und die Bügel haben sich ausgeklippt, 5 Teile, die ich einfach wieder zusammenstecken kann. Immerhin bleibt’s mir erspart, so ein teures Ding nachzukaufen.
Wir treffen uns auf Kaffee&Kuchen kurz darauf im Speiseraum, Silke, der lieben Frau von der Hütte, fällt auf, dass ich gar nicht so happy aussehe, was los sei. Ich schiebe es auf die Erschöpfung und die fehlende Energie, in 1-2 Stunden geht’s schon wieder. Bevor es zum Nachtessen geht, legen wir uns alle nochmal etwas in die Koje und ruhen aus, ich gewinne ganz langsam etwas Abstand im Kopf, denn es gibt ein weiteres Thema, über das wir nachdenken müssen, das Obergabelhorn am nächsten Tag. Auf das Rippenproblem werfe ich erstmal eine Ibu drauf, später noch eine, was es etwas erträglicher macht und nicht bei jeder Bewegung stört.
Beim Nachtessen besprechen wir, was am nächsten Tag sein soll. Astrid und ich haben für uns selbst schon die Erkenntnis gewonnen, dass wir mit dem Zinalrothorn mehr als zufrieden und nicht optimistisch sind, das Obergabelhorn überhaupt schaffen zu können. So, wie wir das bereits aus der Vergangenheit kennen, ist nach einem Berg dieser Art für eine Weile die Luft raus. Die Tour von hier aus aufs Obergabelhorn würde zwar etwas weniger Höhenmeter bedeuten, doch der Weg ist ein gutes Stück länger, die Kletterei auf die Wellenkuppe und später zum Gipfel hoch mindestens genauso anspruchsvoll, wie aufs Zinalrothorn. Bedeutet in der Summe, wir würden mit einer guten Wahrscheinlichkeit mindestens genauso lange unterwegs sein, wie heute. Gerald und Robert haben sich natürlich ebenfalls Gedanken gemacht und sicherlich auf dem letzten Stück Abstieg schon gemerkt, dass wir einigermaßen durch sind. Es kommt noch ein Umstand hinzu: Die Wetterprognose ist für den nächsten Tag etwas schlechter geworden, Wolken und Niederschlag. Wir tauschen in der Runde unsere Gedanken aus, Robert schlägt vor, eine Art Trainingstag draus zu machen und nur bis zur Wellenkuppe zu gehen. Das ist eine Option, die Astrid und ich auch schon überlegt hatten. Ein guter Vorschlag. Dennoch, wenn ich so in mich hineinhöre, ich bin zu nichts mehr motiviert, der lange Abstieg von der Hütte ist in allen Optionen immer mit dabei, die kommende Nacht wird mit der Rippe ganz sicher eine schlaflose, das primäre Ziel wurde erreicht, ich brauche keine weitere Bergtour am nächsten Tag. Wir sprechen ganz offen über unsere Befindlichkeiten und beschließen am Ende, es gut sein zu lassen, Frühstück um 7 Uhr, Abstieg von der Hütte, mehr nicht.
Robert und Gerald verschwinden sofort nach dem Essen in die Küche, um wenigstens heute nicht das Geschirrtrocknen zu verpassen, Astrid und ich zahlen derweil unsere Übernachtungen und unseren Verzehr und es ist sogar ein kleines Bisschen weniger als wir kalkuliert hatten, denn die Übernachtungen der Bergführer kosten nichts, nur deren Verzehr ist zu zahlen. Als letzter Punkt für heute steht nur noch an, die Rucksäcke wieder zu beladen und alles einzupacken, Robert wies erneut darauf hin, nicht zu viel zu Trinken mit zu nehmen, weil wir das nicht brauchen werden. Mein Plan ist, einfach nur die Teekanne mit dem Marschtee zu füllen und nichts mehr in die Trinkblase zu füllen.
Als ich am nächsten Morgen nach einer weiteren schlaflosen, schmerzvollen Nacht aus dem Bettchen krabbele und gegen 6:30 Uhr mal zum Fenster hinausschaue, sehe ich nix. Die Wolkendecke hängt so tief, dass die Hütte drinhängt und die Sicht erst etwas tiefer besser wird. Mein Gewissen fühlt sich in der Entscheidung bestätigt, heute „nur“ abzusteigen, denn die Alternative wäre gewesen, dass wir zu dieser Uhrzeit schon bald 3 Stunden im Nebel und im Dunkeln auf dem Triftgletscher rumgelaufen wären. Nicht sexy.
Waschraum, Lager aufräumen, nix liegen lassen, Frühstück. Nachdem das ganz gemütlich erledigt ist, verabschieden wir uns von Silke und Meret, ziehen uns für den Abstieg an und gehen deutlich nach 8 Uhr los. Die Wolken haben sich etwas nach oben verzogen, es ist ein wenig heller geworden, doch der Triftgletscher ist nach wie vor ab Hüttenniveau komplett im Nebel und dass die Sonne nicht runterbrennt, finde ich für den langen Marsch, der folgt, ganz angenehm. Robert legt ein zügiges Tempo vor. Zumindest kommt es mir so vor, gleichzeitig kann es natürlich sein, dass das für ihn normal ist. Mit den Trailrunningschuhen an den Füßen können wir einigermaßen folgen, der Weg wird kurz nach der Hütte, wo es zunächst in Blockgelände losgeht, relativ einfach, ein sandiger Pfad über Gletschermoränen. Die einzige Sorge, die mich noch umtreibt, sind die Muskelkrämpfe, die bei diesem Tempo ziemlich sicher kommen werden, doch kaum habe ich darüber nachgedacht, hält mir Gerald bereits zwei seiner Spezialpillen hin. Übrigens ist es tatsächlich so, dass ich bisher auf allen Strecken nicht mal ansatzweise eine Krampfneigung in den Haxn verspürte.
Ich staune, wie schnell wir sind, die Höhenmeter purzeln nur so, bald erreichen wir den Abzweig, an dem es rechts zum Hotel Triftblick und links zum alternativen Weg geht und wo gleichzeitig der notwendige Gegenanstieg folgt. Für die etwa 140 Höhenmeter brauchen wir kaum 15 Minuten, springen über die Kuppe, gehen dann wieder ein Stück bergab und legen die erste Pause ein. Meinen Füßen geht’s super, keine Krämpfe, nur die Oberschenkelmuskeln melden sich wegen der Anstrengung. Aber das ist keine Überraschung. Zwei Menschen mit Seil und Pickel kommen hoch und gehen in Richtung Hütte weiter, was mich etwas stutzig macht, denn das Wetter wird die nächsten Tage sicher nicht besser werden. Aber sie werden schon wissen, was sie tun. Wir gehen weiter, das Tempo bleibt hoch, nach einer Biopause von Robert bin ich plötzlich vorne und versuche, die Geschwindigkeit beizubehalten, Zermatt kommt in Sicht, die Höhenmeter purzeln rasant weiter, denn der Weg ist steil. Mehrere Gleitschirm-Tandems überfliegen uns. Ist mir auf dem Weg rauf schon aufgefallen, es ist überraschend viel los in der Luft und auch den Landeplatz hinterm Bahnhof in Zermatt konnten wir schon vor zwei Tagen inspizieren. Mein Fall wäre es jetzt nicht so. Klein, je nach Wind schnell im Lee, keine Ausweichmöglichkeit, sollte Frau Steigen haben oder zu hoch einfliegen, die einzige halbwegs ebene Fläche kurz vor dem harten Ende ist vielleicht 20 Meter lang, der Rest ist in irgendeine Richtung geneigt und liegt sehr nahe am Hang, den wir gerade runterlaufen. Frau muss da schon wissen, was sie tut.
Kurz bevor wir in Zermatt einlaufen, stimmen wir ab, dass wir noch in den Ort gehen, uns irgendwo mit einer Tasse Kaffee hinsetzen. Ja, da hab‘ ich auch Lust drauf und als wir im Ort ankommen sind mit der Pause und dem Gegenanstieg keine 3 Stunden vergangen, es ist also noch einigermaßen früh am Tag und so oft kommen wir schließlich nicht hierher, dass sich nicht noch ein kleiner Spaziergang durch die Straßen anschließen darf. Robert äußert diesen Wunsch, denn er will noch in der Kirche vorbeigehen.
Auf dem Weg zurück zum Bahnhof kommt die kleine Bäckerei vorbei, in der Robert und Gerald zwei Tage vorher ihr Frühstück besorgt hatten und weil’s eh grad um Mittag rum ist, bietet sie eine gute Gelegenheit, eine Kleinigkeit einzuwerfen, bevor wir auf die lange Heimreise gehen. Dann Bahnhof, Fahrtkarten kaufen, zurück nach Täsch, wo wir uns im Parkhaus aus den Bergklamotten raus- in bequeme Reiseklamotten reinschwingen und bezahlen müssen wir natürlich auch noch.
Merker: „Niemals eine Tour für mehr als einen Berg vereinbaren.“, denn wir machen das so selten, dass wir einfach nicht die Ausdauer für mehr als einen dieser Berge haben.
Dann trennen sich unsere Wege und ich beneide die beiden nicht für ihren Heimweg bis ins Salzburger Land. Wir hingegen beschließen, nicht in die Holzhütte nach Bayern zu fahren, sondern wieder den Autoverlad durch den Lötschbergtunnel zu nehmen und über Basel, Straßbourg ins Saarland zu machen, das geht vergleichsweise gut. Es schließt sich eh ein Wochenende mit meinen Mädels an und dann haben wir einmal 500km gespart und können noch 2-3 Tage in unserem Häuschen dort entspannen, radeln, bisschen laufen.
Ein grandioser Berg ist dank zweier Topbergführer geschafft, eine Herausforderung für uns, die wir bis auf kleinere Misèren meinerseits recht gut gemeistert haben. Das denken wir uns nicht aus, sondern das haben Robert und Gerald uns bestätigt. Die Entscheidung, die Kletterei letztes Jahr nicht alleine zu versuchen, war genau die richtige. Das wissen wir jetzt und zu wissen, wo etwa die Grenze für das durch uns Machbare liegt, wird uns für zukünftige Bergtouren helfen. Als nächstes steht die Jahresplanung 2025 an und es gibt da schon so ein paar Ideen für neue Ziele in den Bergen neben einem weiteren Gleitschirm-Sicherheitstraining und einem Streckenflugseminar.
P.S.: Einige der Bilder und Videos, die hier veröffentlicht werden, stammen nicht von mir sondern von Robert und Gerald, die mir die Erlaubnis erteilten, sie zu verwenden.