Nachdem wir in den zwei Wochen über Weihnachten und Silvester inklusive zweier Kinderwochenendfahrten, Skifahren im Kaunertal und Skitourengehen im Pinzgau gut 4000km im Auto saßen, hielt sich der Wunsch nach langen Anfahrten, um Schnee zu finden am Drei-Königstag und dem Wochenende danach, sehr in Grenzen. Nur, was tun? In den bayerischen Bergen liegt wenig bis kein Schnee. Ganz zu schweigen von den uns am nächsten gelegenen Ammergebirge. Gleichzeitig sind die Wege weiter oben rutschig vom ständigen Antauen und Frieren. Es wäre außerdem nett, wenn wir mal was Neues gehen könnten. Die allermeisten Muggel in der Gegend kennen wir zu genüge. Und dann die Idee. Es gibt noch einen, den wir nicht kennen. Eine von der Straße aus gesehen zumindest nahezu freistehende Spitze in unmittelbarer Nähe von Oberammergau. Der Kofel. 1342m hoch. Passt perfekt. Bis O-gau brauchen wir nur etwa 45 Minuten. Der Aufstieg mit rund 500Hm ist sehr moderat. Die Möglichkeit, aus der Wanderung einen Rundweg über den Kolbensattel zu machen, existiert auch noch. Unsicher ob der vorherrschenden Verhältnisse packen wir sowohl Schneeschuhe als auch Steigeisen ein. Bisschen übertrieben mag die eine oder andere wohl denken, doch die Entscheidung war gar nicht sooo doof. Der Rundweg startet in O-gau bei der Pension Böld, führt am Friedhof vorbei auf einem gut gehbaren Steig in Richtung Kofel. Frau quert an einigen Felswänden vorbei, an denen auch geklettert wird. Ab dem Kofelsattel führt ein gesicherter Steig die letzten 100Hm zum Gipfel. Und hier war es auch, wo unsere Steigeisen zum Einsatz kamen. Nordseitig war der Steig vereist. Es wäre auch ohne gegangen, aber warum soll frau sich das Leben schwer machen, wenn's anders geht. Kurze Pause am Gipfel. Der ist gut besucht. Wir haben Kaiserwetter. Als wir dort sitzen und den Moment genießen, steigt eine Dreierseilschaft kletternd von der anderen Seite auf den Gipfel rauf. Mit Wanderschuhen. Und schon war die Idee für die nächste Tour geboren, sofern das Wetter mitspielt. Der Rückweg führt uns ab dem Kofelsattel in Richtung Kolbensattel und zweigt kurz vor Erreichen der Skipiste nach O-gau zurück ab. Wir folgen dem einigermaßen rutschigen, da vereisten, Fahrweg nach O-gau. Ein schöner Sonntagsspaziergang.
Ein paar Tage später, sonntags, ist das Wetter immer noch fantastisch. Schnee ist keiner gefallen. Wir beschließen, den Kofel erneut anzusteuern. Dieses Mal über die Kletterei, auf der die andere Seilschaft hochgekommen ist. Die Route nennt sich "Linke Achsel". Eine Beschreibung gibt es u.a. bei bergsteigen.com. Es sind insgesamt 5 Seillängen, wovon die erste und die letzte ungesichert gegangen wird. Das ist auch problemlos möglich. Die mittleren drei sind gut mit Bergschuhen zu klettern. Die maximale Schwierigkeit wird an einer Stelle in der vorletzten Seillänge mit 4- nach UIAA angegeben. Die Stände verfügen über mindestens einen gebohrten Haken. In den Klettereien befinden sich immer mal wieder gebohrte und geschlagene Haken. Hin und wieder trifft man auf Schlingen in Ästen. Ein oder zweimal legten wir mobile Sicherungen, was aber eher zu Übungszwecken war. Und so kraxelten wir im Januar quasi vor der Haustür durch eine alpine Mehrseillänge bei angenehmen Temperaturen. Die Süd-Süd/Ost-Ausrichtung verspricht bis in den frühen Nachmittag Sonne auf der ganzen Linie. Sehr fein.