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  • Milla

Krieg und Frieden


Ich weiß nicht, ob der Titel so 100%ig passt und Leo Tolstoi hat mit unserem Vorhaben so überhaupt nichts zu tun gehabt, doch irgendwie ist uns an diesem Wochenende beides begegnet. Und zwar im wahrsten Sinne der Worte. Fast umentschieden hätten wir uns wegen des Corona-Virus, weil uns die Gefahr, die davon ausgeht, bewusst ist. Und dann war da noch die Wettervorhersage und die Lawinenlage, die ebenfalls bis kurz vor Start für Ende gesorgt hätten. Kam aber alles anders. Bezüglich des Virus folgten wir den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden. Und das Wetter und die Lawinenlage redeten wir uns schön. Fertig. Und los.

Die Rechnung ging soweit auch auf. Bis zum Passo del Tonale hatten wir mit keiner Menschenseele im Ausland Kontakt. Wir hatten bestes Wetter und besten Schnee für den Hüttenzustieg zum Rifugio Lobbia Alta ai Caduti dell'Adamello. Dort ist uns der Krieg zum ersten Mal begegnet. Relikte aus dem ersten Weltkrieg liegen in der Gegend rum und werden teilweise im Rifugio ausgestellt. Am nächsten Tag starteten wir von dort und schafften auch den Gipfel des Monte Adamello, dem höchsten Berg rund um den Mandrone Gletscher. Ebenfalls bei allerfeinstem Bergwetter. Trotz unerwarteter Schwierigkeiten am Gipfelgrat. Doch dann folgte der Tag des Rückweges. Der Montag. Dessen Vorhersage wir nicht wirklich ernst nahmen und uns einredeten, der Rückweg sei einfach. Hier begegnete uns eine andere Art des Krieges. Ich kann nicht einschätzen, wie dicht wir an einer Katastrophe vorbei geschlittert sind, aber viel hat nicht gefehlt. Wir schafften es, die Nerven zu behalten und rational zu funktionieren. Wir fanden den Weg durch das White out, den starken Schneefall, den starken Wind und völlig alleine am Berg zurück zu unserem Ausgangspunkt. Haarscharf. Zumindest fühlte es sich für mich so an. Hier interpretiere ich meinen inneren Frieden hinein. Diese Erfahrung erdete. Eine weitere Interpretation des Friedens ist die Ausgestorbenheit der Skigebiete, die uns empfängt, weil sie tags zuvor wegen des Virus geschlossen wurden. Niemand da. Nahezu Stille an dem Ort, wo wir zwei Tage zuvor kaum einen Parkplatz fanden. Neugierig geworden? -> Klick

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