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Milla

Bergfest 2019


Fast Halbzeit 2019. Die Tage werden schon wieder kürzer. Weil die Berge gerade nicht gehen, ich hatte an anderer Stelle berichtet, warum, sind meine Blog-Einträge in jüngster Vergangenheit etwas weniger geworden. Doch Themen gibt es genug, über die ich berichten kann. Also dann.

Die katholische Kirche: Die meisten von euch werden es nicht mitbekommen haben, doch die alten Männer mit den lustigen Kleidern in Rom haben ein neues Pamphlet mit dem Namen "Als Mann und Frau erschuf er sie" herausgebracht. Dazu gibt es einen Artikel unter anderem bei queer.de. Darin erklären sie, dass es ausschließlich Mann und Frau geben kann und dass die Ehe (ausschließlich zwischen Mann und Frau) eine anthropologische Tatsache sei. Alles andere sei eine historisch-kulturelle Konditionierung. Der Wechsel der Geschlechterrolle unabhängig des biologischen Geschlechtes sei eine Provokation der traditionellen Vorstellungen.

Interessante Verdrehung der Tatsachen. Es ist genau anders herum. Die Ehe ist eine historisch-kulturell und meist auch kirchlich geprägte Einrichtung. Wie Menschen vor der Geißel der Kirche zusammengelebt haben, wird ignoriert. Klar geht es in erster Linie um die Arterhaltung. Alle anderen Schattierungen von Bunt haben jedoch meiner Meinung ziemlich sicher auch existiert und wurden von alten Kulturen immer auch akzeptiert und toleriert. Erst die monotheistischen Religionen sorgten für Ächtung, Verfolgung, Bestrafung und Tötung all dessen, was nicht in deren Schubladen passt.

Tja. Kirche. Warum wohl laufen euch die zahlenden Mitglieder weg? Weil ihr an allen Baustellen der heutigen Zeit mitfaselt, aber keine Perspektiven bietet. Stattdessen schlagt ihr den hunderte Jahre alten Weg ein und legt einfach fest, dass es nicht geben kann, was nicht in eure Interpretationen eurer Wahrheiten passt. Schwarz und weiß genügen euch. Ist auch zugegebener Maßen einfacher. Ist aber leider nicht die Realität. Über sowas könnte ich mit stundenlang aufregen und ich frage mich, wann endlich diese Teufel abgeschafft werden.

Meine Transition: Aktiv tue ich an der Stelle gerade wenig. Trotzdem ist es in meiner Wahrnehmung so, dass immer mehr Menschen, die ich erstmalig treffe, mich auch als Frau wahrnehmen und von vornherein ohne zu zögern die richtige Anrede wählen. Das freut mich ganz außerordentlich. Unsicherheit tritt meist erst dann ein, wenn ich antworte. Doch dann ist es einfach, diese Unsicherheit aufzuheben. Andersherum ist es schwieriger.

Möglicherweise hilft mir dabei eine gewisse Sommerbräune. Da ich in den letzten Wochen vergleichsweise viel draußen unterwegs gewesen bin, insbesondere zum Schwimmen im Freibad, sticht der Rest des Bartschattens nicht mehr ganz so stark hervor. Und meine Haare sind recht üppig gewachsen. Inzwischen binde ich sie so gut wie immer irgendwie zusammen, damit sie mich nicht stören.

Mein Ausdauertraining: Das hat ganz gut Fahrt aufgenommen. Das Laufen, was ich bis in den letzten Herbst mit wenig bis keiner Motivation halbherzig betrieben hatte und das eher eine Belastung als eine Freude geworden ist, ist ganz durch Radfahren und Schwimmen abgelöst. In einer normalen Woche gibt es nun wieder 5-6 Sporteinheiten, in denen ich um die 80km radfahre und um die 10km schwimme. Hinzu kamen im Juni zwei kleine Bergtouren, die mir vor Augen führten, wie wichtig ein permanentes Training ist. Nach unserer Skitour ins Adamello-Gebiet Anfang März sind wir/bin ich nicht mehr in den Bergen gewesen. Meine erste Tour führte mich über den Gelbe-Wand-Steig auf den Tegelberg. Meine Frau nahm die Seilbahn, da sie noch nicht belasten darf. Und so trafen wir uns oben und ich benötigte für die knapp 900Hm nur etwa eineinhalb Stunden. Es war viel los auf dem Steig, doch ungesichert war es einfach, alle anderen auf dem Weg nach oben zu überholen. Runter gelaufen bin ich allerdings nicht, sondern nahm zusammen mit meiner Frau die Bahn. Dass Runterlaufen auch wichtig ist, merkte ich auf meiner zweiten Tour. Sie führte mich über den Schartenkopf auf den Laber in Oberammergau. Meine Frau nahm erneut die Bahn und ich machte mich zu Fuß auf den Weg. Es war deutlich weniger Betrieb als zwei Wochen zuvor am Tegelberg. Für die etwa 800Hm auf dem anfangs recht steilen Steig benötigte ich wieder knapp eineinhalb Stunden. Unterwegs beschloss ich, nicht mit der Bahn runter zu fahren, sondern zu Fuß zu gehen. Nach einer weiteren knappen Stunde über die Soila-Alm war ich wieder unten. Das Bergabgehen hat mir gegen Ende Probleme bereitet. Krämpfe in Füßen und Beinen konnte ich nur mit Mühe verhindern, ohne allzu langsam zu werden. In den darauffolgenden Tagen bekam ich einen Muskelkater, der sich gewaschen hat. Sowas kannte ich sonst nur von unseren 2500Hm-Abstiegen von 4000ern. Fazit: Bergabgehen nicht vernachlässigen!

Unsere Bergabenteuer im Sommer: Unsere Verabredungen mit Freunden auf den Weissmies über den Südgrat, mit unserem Berführer Jürgen auf das Zinalrothorn, sowie mit unseren neuen Bekanntschaften vom Strahlhorn vergangenen Herbst, mit denen wir im August fürs Finsteraarhorn verabredet waren, mussten wir leider absagen. Diese Dinge sind einfach nicht mit der Genesung vereinbar. Und die hat oberste Priorität. Alles andere ist nicht zielführend. In der Beziehung (und in noch ein paar anderen) ist das Jahr 2019 bisher einfach eine Katastrophe gewesen und wird es vermutlich auch bleiben. Es gibt gute Jahre und es gibt weniger gute Jahre. 2018 war bergsteigerisch gesehen der absolute Hammer. Jetzt ist eben mal ein Tal an der Reihe. Obwohl ich dieser Senke auch was Gutes abgewinnen kann. Ich verbringe gerade sehr viel Zeit mit meinem liebsten Menschen und wir dürfen Dinge, wie Radfahren und Schwimmen tun. Insbesondere der öffentliche Auftritt in einem Schwimmbad war bis in dieses Frühjahr ein absolutes No-Go für mich. Und so werden sich hoffentlich noch mehr Baustellen zum Guten wenden, so dass wir in absehbarer Zeit wieder unsere Bergwunschliste verkürzen können. Obwohl. Nein. Dass die Wunschliste kleiner wird, ist eher unwahrscheinlich. Sie wird mit jedem erreichten Ziel länger. Ein gutes Gefühl.

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