Das vergangene Jahr endete mit einem ersten erfolgreichen Flug mit Ski an den Füßen und so ging das neue Jahr weiter. Mitte Januar flogen wir das erste Mal vom Bischling, nach dem wir den Startplatz hart per Aufstieg auf Ski erkämpften, bei -14°C im Schatten, was im Flug echt zapfig war und konnten erneut erfolgreich auf den Latten starten.
Hier ein Bild der Landung von Astrid. Ende Januar schlossen sich ein paar Tage am Kronplatz an, wo wir ebenfalls schön fliegen und dank der großen Höhendifferenz auch selbständig die Steilspirale üben konnten, ein paar Pistenkilometer auf Ski kamen noch obendrauf und sogar eine Runde Rodeln, was wir schon sehr lange nicht mehr getan haben, weil es für die meisten Rodelbahnen in erreichbarer Nähe schon lange keinen guten Schnee mehr gegeben hat. Im Februar war nicht so viel los mit Bergen und Fliegen. Ein, zwei kleine Touren zu Fuß mit Freunden und Nachbarn. Glücklicherweise hatten wir am 29. Februar 2024 dann doch noch überraschend Flugwetter und konnten einen kleinen Hüpfer von unserem Hausberg machen, denn Astrid und ich haben uns vorgenommen, jeden Monat im Jahr mindestens einen Flug zu machen und da kam es uns gerade gelegen, dass wir ein Schaltjahr haben, sonst wäre dieser Plan dieses Jahr nicht aufgegangen.
Mehrere Gleitflüge von Buchenberg und Neunerköpfle gehen sich Anfang März aus und wir machen schöne, teils hochwinterliche Touren auf Berge in der Umgebung, auf denen wir noch nicht gewesen sind, wie z.B. den Hochgrat über die Brunnenauer Scharte (im Bild das letzte Stück am Grat zum Gipfel) und den Einstein im Tannheimer Tal. Den Einstein wollten wir von Nord nach Süd überschreiten, parkten in Tannheim, radelten zum Start der Tour zum Ausgangspunkt und begannen unseren Aufstieg, der jedoch nach zwei Drittel des Weges buchstäblich im Schnee versank. Es lag noch zu viel alter, teilweise hohler Schnee in der Nordflanke, durch die normalerweise ein Wanderweg führt, weswegen wir häufig bis zur Hüfte einbrachen und als wir dann oben aus dem Wald stiegen, wo es mehr als 30° steil wird, war uns dann die Gefahr zu groß, dass so ein Altschneefeld auch einfach mal abreißen könnte. Also umdrehen. Wir werden dem Berg später wieder begegnen.
Der April ist geprägt von einem Tag Sicherheitstraining, den wir freundlicherweise bei der Flugschule Achensee am Idrosee nachholen dürfen, weil es zum regulären Termin ab Ende Oktober 23, an dem wir teilnahmen, so schlechte Wetterbedingungen hatte, das sich nur sehr wenige Flüge ausgingen. Die Geschichte dazu ist hier zu finden. Eine Folge dieses Sicherheitstrainings im Oktober letztes Jahr ist, dass ich mir eine Handpan zugelegt hab', denn Ekis Spiel in den Pausen auf diesem Instrument hat mich so tief berührt, dass mich der Wunsch, auch so spielen zu können, nicht mehr losgelassen hat. Und so kommt es, völlig überraschend und unerwartet, dass wir außer unglaublich schönen Abendflügen, mehreren Flügen im Sicherheitstraining und dem Kennenlernen neuer lieber Menschen, die Zeit für ein kurzes gemeinsames Handpanspiel von Eki und mir auf dem Steg am Idrosee finden. Ich bin zutiefst dankbar für dieses einmalige Erlebnis.
Direkt im Anschluss daran fahren wir weiter nach Bassano, wo wir unseren Freund Klaus treffen und mehrere Tage gemeinsam fliegen können. Leider sind die Bedingungen dort nicht optimal gewesen, es gab starken Regen und Sturm, so dass sich im Wesentlichen ein paar Gleitflüge ausgingen, aber keine Thermikflüge. Das hatten wir uns alle etwas anders vorgestellt, doch das Wetter ist wie es ist. Als wir nach Hause fahren, war die fliegerische Ausbeute sehr überschaubar.
Der Mai startet mit einem wunderschönen Hike&Fly am Spießer mit unserer lieben Freundin Janina und ihrem Freund Norman. Leider wurden die Regeln fürs Fliegen am Spießer und dem Landen in Bad Hindelang zu Ungunsten der Pilot:innen neu verhandelt. So etwas, wie einen Sonnenaufgangsflug wird es dort legal in den nächsten Jahren nicht mehr geben. Dieses und ähnliche Schicksale haben auch andere Fluggebiete und Hike&Fly-Startplätze dieses Jahr ereilt.
Dann passiert allerdings etwas Blödes. Auf einer Radtour im Saarland auf einem einfachen Trail, den wir schon häufig gefahren sind, schaffe ich es nicht, über eine Stufe hochzufahren, bleibe hängen, kippe auf einen Abhang zu und kann den Absturz nur dadurch verhindern, dass ich planlos mit der rechten Hand in das einzige Bäumchen hineingreife, das dort steht. Als die Situation sich beruhigt hat, ziehe ich meine Hand zurück und finde, dass der kleine Finger schon ein bisschen komisch wegsteht. Ich ziehe dran, es knackt kurz, keine Schmerzen und der Finger ist wieder da, wo er hingehört. Wenn Frau jetzt denkt, dann ist ja alles wieder gut, hat sie die Rechnung ohne Astrid gemacht. Natürlich sitzen wir an diesem Samstagnachmittag spät in der Notaufnahme und obwohl ich alle Finger schmerzfrei bewegen und sogar eine Faust machen kann, spricht das Röntgenbild eine andere Sprache. Kaputt. Ich sitze, wie ein kleines Häufchen Elend den Tränen nahe im Behandlungszimmer und sehe schon wieder die gesamte Sommersaison den Bach runtergehen. Man möchte mich dort gleich operieren, was ich ablehne und in der Folge gibt's eine schöne Gipsschiene, um alles ruhig zu stellen, damit wir heimfahren und ich mich zu Hause um eine Anschlussbehandlung kümmern kann. Am Ende des Tages treffe ich auf einen verständnisvollen Sportorthopäden in Landsberg, wir beobachten die Heilung in mehreren Kontrollterminen, der Finger bleibt gerade und verkürzt sich nicht, keine Operation. Und für die Zeit der Ruhigstellung kommt die blöde Gipsschiene weg und wird durch eine moderne Kunststoffschiene ersetzt, mit der ich in die Berge gehen kann, denn die Füße sind ja nicht kaputt. Auch fliegen geht damit, denn ich kann verhandeln, dass bei der neuen Schiene 3 Finger frei bleiben, was ich Ende Mai auch tue.
Für das letzte Maiwochenende haben wir nämlich ein kleines Fliegeevent für den Verein Flugliebe e.V. im Allgäu organisiert. Also eigentlich hat sich Astrid alleine um alles gekümmert. Das muss ich fairer Weise hier anführen. Ich war nur dabei, doch das stand ja auf der Kippe, wie beschrieben. Die Wetterprognosen waren für jenes Wochenende allerdings so fragwürdig, dass wir uns nicht vorstellen konnten, dass überhaupt jemand zum Fliegen kommen würde. Doch, Überraschung, es fanden sich ein paar. Eine kleine Auswahl ist auf dem Bild, das am Startplatz Tegelberg aufgenommen wurde, später stießen zwei weitere ganz liebe Menschen hinzu und entgegen aller Annahmen, konnten wir an den beiden Tagen vom Tegelberg und vom Buchenberg fliegen und hatten ganz viel Spaß miteinander. Unser Fliegefreund Klaus hat an der Stelle voll gut unterstützt, weil er die Gegend von uns allen am besten kennt. Dankeschön dafür.
Im Juni war das Wetter ebenfalls sehr durchwachsen. Eine erste Hochtour auf den linken Fernerkogel sollte es geben, doch wir sind aufgrund der Bedingungen und meinem schlechten Bauchgefühl nur bis zur Braunschweiger Hütte gekommen, auf der wir übernachteten und am nächsten Tag wieder ziemlich umständlich über das Skigebiet am Rettenbachferner abstiegen. Das Bild zeigt, wie wir von der Hütte "absteigen" und weil wir es dem Hüttenwart versprochen hatten, für die Wanderer eine halbwegs ohne Steigeisen und Pickel begehbare Spur hoch zum Rettenbachjoch herzustellen. Wobei ich nicht verstehe, wie Wandernde auf die Idee kommen können, bei den damals überall vorherrschenden Bedingungen ohne entsprechende Ausrüstung loszugehen. Aber wir haben's live erlebt.
Die geplante Hochtour aufs Nadelhorn im Wallis am vorletzten Juni Wochenende fand wegen des Wetters erst gar nicht statt. Astrid und ich unternahmen ein paar Wanderungen, z.B. aufs Kienjoch im Graswangtal, die wir noch nicht gemacht hatten und 2-3 kleine Gleitflüge gingen sich an den Hausbergen auch noch aus.
Der Juli startete mit einer Woche Urlaub. Die hatten wir bereits vergangenes Jahr im August für einen 4. Versuch am Barre des Écrins ausgesucht, nachdem unser 3. Versuch dort nicht zum Gipfel geführt hat. Bei diesem 3. Versuch hat alles gepasst, wir waren fit, waren früh dran und lange Zeit sogar die führende Seilschaft, waren für unsere Verhältnisse schnell, aber das nutzt alles nix, wenn das Wetter in die Suppe spuckt. Wie das so mit Regen, Graupel, Nebel und 70km/h Wind war, könnt ihr hier nachlesen. Es sollte daraufhin keinen weiteren Versuch mehr geben. Schnauze voll von diesem Berg. Doch wir sind noch nicht richtig am Auto zurück gewesen, hat es uns dermaßen angefressen, dass wir überlegten, einen neuen Versuch früher im Jahr zu unternehmen, wenn mehr Schnee liegt und es etwas einfacher ist, durch die Nordwand zu kommen. Daher die erste Woche im Juli, allerdings hat mich mit näherrücken des Termins die Motivation für diese elend lange Fahrt und die Tour selbst komplett verlassen und die Planänderung viel zunächst zu Gunsten des Rimpfischhorns aus. Aber natürlich kommt alles anders, Hochwassser und schlechte Wetterprognosen für die Schweiz und alles östlich davon, sowie Aussicht auf mehrere Tage sonniges Wetter in der Dauphiné veranlassten uns dazu, doch wieder nach Südost-Frankreich zu fahren. OK, dann nochmal den Barre. Um die Erfolgschancen zu erhöhen und nicht wieder, aus welchen Gründen auch immer, zu scheitern, sollte uns einer der lokalen Bergführer begleiten, so eine weitere neue Überlegung. Einige eMails und Telefonate später stellte es sich jedoch als unmöglich heraus, so einen Menschen buchen zu können. Es läge zu viel Schnee, es sei zu gefährlich, mit zwei Gästen am Seil zu gehen, die Normalroute sei noch nicht gemacht worden, niemand weiß, wie der Westgrat aussieht und gleichzeitig war kein Platz im Refuge des Écrins zu bekommen. Es sah so aus, als hätte das Schicksal entschieden, dass wir diesen Berg nicht besteigen werden. Haken dran.
Stattdessen konnten wir 4 Tage lang jeden Tag jeweils einen fantastischen Flug in alpinem Gelände unternehmen, jede Flugminute musste zu Fuß mit bis zu 950 Höhenmeter Aufstieg bei deutlich über 30°C im Schatten verdient werden und die Belohnung bestand aus einem wunderschönen und aufregenden Thermikflug, der an einem der Tage völlig unerwartet geglückt ist. Eine Folge der 3 anderen Flüge, bei denen wir uns mit unseren Pi3s in sehr schwacher Thermik nicht halten konnten, ist die Erkenntnis, dass ein besseres Gleitverhalten auch bei völliger Unkenntnis der Dinge, zu mehr Airtime führen würde, um diese Unkenntnis in Flugerfahrung und vor allem Thermikerfahrung wandeln zu können.
Noch in der Woche danach recherchierten wir, welche Gleitschirme der Klasse B für uns in Frage kommen könnten, leihen zunächst zwei Advance Theta ULS aus, machen damit 3-4 Testflüge und sind schockverliebt.
Die geben wir nicht mehr her, melden noch am gleichen Wochenende unserer Flugschule, wo die Schirme her waren, dass wir sie behalten und man solle uns bitte die Rechnung schicken. In den zwei Monaten, in denen wir die Schirme nun ausschließlich geflogen sind, hat sich unsere Airtime fast verfünffacht. Ein Traum. Pessimistische Prognosen, die uns davor warnten, bezüglich der Klassifizierung gleich so einen großen Sprung zu machen, haben sich zumindest bis jetzt nicht bestätigt. Ja, es ist ein aktiverer Flugstil gefordert und ja, der Schirm reagiert dynamischer, dass haben wir sehr schnell gemerkt, doch bis jetzt hat uns noch keine Situation überfordert. Ob Frau in eine Überforderung steuert oder nicht, hat auch viel damit zu tun, ob sie sich bewusst darüber ist, bei welchen Bedingungen sie Fliegen geht. Neben den ganzen elektronischen Helferlein, die wir nutzen, hat sich ein weiterer Sensor total gut bei der Frage bewährt, ob Fliegen in der vorgefundenen Situation klug ist oder nicht, auch wenn alle Prognosen auf grün stehen: der Bauch. Wenn der "nein" sagt, dann heißt das "nein" und es ist gut so. In diesem Sinne sind wir bezüglich B-Schein ebenfalls ein gutes Stück voran gekommen. 4 von 5 Flügen haben mit dem neuen Schirmchen die Kriterien erfüllt.
Der August startet mit einer kleinen Bike&Hike Überschreitung am Gaishorn vom Vilsalpsee im Tannheimer Tal aus bevor wir zwei Wochen Ferien mit meinen Mädels zu Hause machen. Am Ende dieser gemeinsamen Zeit hat mich sehr gefreut, dass beide am Neunerköpfle einen Tandemflug in bester Thermik machen konnten und das, glaube ich zumindest, ziemlich cool fanden. Ganz lieben Dank an Norman an der Stelle. Ende August starten wir in das Bergsteigeabenteuer des Jahres. Es beginnt mit der Akklimatisierung am Sustenhorn, wo wir zwei Tage auf der Tierberglihütte verbrachten, das Sustenhorn bestiegen und sich beinahe ein Flug vom Nachbarberg, dem Gwächtenhorn, ausging. Aber leider nur beinahe. Das Bild ist mit einem Link auf die Geschichte ausgestattet. Nachdem wir unsere Hochtourenausrüstung inklusive der Gleitschirmausrüstung entgegen aller Erwartungen doch vom Berg hinunter tragen mussten, brauchten wir 2-3 Tage Ruhepause, die wir in Interlaken verbrachten. Hier konnten wir zwei wunderschöne Gleitflüge an den Ufern des Thuner Sees machen, uns erholen, ganz liebe Menschen treffen, allen voran die liebe Heidi, um dann sonntags, am ersten September zu dem nächsten Abenteuer aufzubrechen: Die Besteigung des Zinalrothorns im Wallis. Vergangenes Jahr hatten wir das bereits einmal allein versucht, konnten aus verschiedenen Gründen jedoch nicht zum Gipfel gelangen, was uns dazu veranlasste, diesem Berg auf jeden Fall ein weiteres Mal einen Besuch abzustatten. Aus den Fehlentscheidungen beim ersten Versuch, lernten wir allerdings, dass es klug ist, sich professionelle Hilfe für dieses Unterfangen zu holen und so konnten wir auf Empfehlung Robert und Gerald gewinnen, zwei Bergführer aus dem Salzburger Land, mit deren Unterstützung wir den Gipfel dieses Mal erreichten.
Das Gipfelfoto rechts ist selbstverständlich auf die Geschichte verlinkt. Der Berg war auf jeden Fall eine Herausforderung und fühlte sich so richtig nach Bergsteigen an, ein Gefühl, das ich schon ein wenig vermisst hatte, gleichzeitig gab es für mich persönlich nur eine einzige kurze Passage, bei der die Herausforderung beinahe eine Überforderung geworden wäre, doch unter anderem hat sich genau dort bestätigt, dass die Wahl der Bergführer eine gute war. Die unmittelbar anschließend geplante Tour von der Rothornhütte aus aufs Obergabelhorn zu gehen, ebenfalls ein 4000er, haben Astrid und ich dann allerdings gelassen. Auf diesen Tourenvorschlag seitens der Bergführer einzugehen, war ein wenig naiv von uns, denn wir wissen aus der Vergangenheit, dass zwei Bergtouren dieses Kalibers hintereinander für uns mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Nummer zu groß ist. Macht aber nix. Wieder was gelernt. Und außerdem sind wir auf dem Gipfel des Zinalrothorns, 4221m, gewesen. Ein kleiner Traum hat sich erfüllt.
Die jüngste Herausforderung, die Watzmannüberschreitung mit unseren lieben Freunden Alex und Manuel, ist leider einem kurzen, aber heftigen Wintereinbruch zum Opfer gefallen. Mehr als ein Meter Neuschnee Mitte September. Stattdessen flüchteten wir vor dem schlechten Wetter für ein Wochenende auf die Südseite der Alpen an den Gardasee, verbrachten zwei schöne Tage mit den beiden zusammen ohne Regen, allerdings mit Nordföhn beim Klettern, bei Kaffee auf der Piazza, guten Gesprächen. Die Gleitschirme haben wir dieses Mal allerdings wegen des sehr starken Föhns zu Hause gelassen.
In den nächsten Wochen stehen weitere kleine Abenteuer an: Noch eine letzte Hochtour dieses Jahr mit Freunden auf den Piz Buin, dem höchsten Berg des Vorarlbergs und ein langes Wochenende im Gsieser Tal, wo wir an den NOVA Hike&Fly-Days teilnehmen, wenn es das Wetter zulässt. Das gibt es dann beim nächsten Mal zu lesen.
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